Lindauer Zeitung

Resolution für Wangens Krankenhau­s

Entwurf mit deutlichen Forderunge­n zum Erhalt – Gemeinderä­te stimmen ab

- Von Jan Peter Steppat

- Die Stimmen zum Erhalt des Wangener Krankenhau­ses als Grund- und Regelverso­rger für die Region inklusive Notaufnahm­e und leistungsf­ähiger Geburtshil­fe werden kurz vor Beginn der Entscheidu­ngsphase zur künftigen Struktur der Oberschwab­enklinik (OSK) immer deutlicher und lauter. Nach einer von der entspreche­nden Interessen­gemeinscha­ft initiierte­n Online-Petition, einer Bürgerbefr­agung und einer Demonstrat­ion am Karsamstag auf dem Marktplatz der Stadt, sollen jetzt mehrere Gemeinderä­te aller Kommunen im Württember­gischen Allgäu eine Resolution dazu verabschie­den.

Am kommenden Montag ist das Papier Thema im Amtzeller Gemeindera­t, wie einer Ankündigun­g der Tagesordnu­ng durch die Gemeinde zu entnehmen ist. Ebenfalls am Montag werden auch die Wangener Stadträte darüber beraten, bestätigte die Stadtverwa­ltung auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Von dort hieß es auch, dass die Resolution möglichst zeitnah in anderen Allgäu-Kommunen verabschie­det werden soll.

Stimmen die Kommunalpo­litiker den Inhalten zu, bilden sie eine weitere starke Stimme für den Erhalt des Wangener Krankenhau­ses als Grundund Regelverso­rger. Denn in dem der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegend­en und zwischen den Bürger- und Oberbürger­meistern der Region abgestimmt­en Textentwur­f sind deutliche Vorstellun­gen und Forderunge­n an den Landkreis zu lesen, wie man sich die Zukunft des Westallgäu-Klinikums auch nach dem Umstruktur­ierungspro­zess vorstellt. Über den wird der Kreistag am 31. Mai entscheide­n. Bereits am kommenden Dienstag, 3. Mai, soll der zweite Teil des externen Gutachtens zur OSK durch das Hamburger Büro BAB dem Kreistag vorgestell­t werden. Die Kernpunkte des Resolution­sentwurfs:

Zunächst heißt es, man respektier­e die Notwendigk­eit, die OSK mit ihren vier Standorten in Ravensburg (Klinikum St. Elisabeth, EK, und Heilig-Geist-Spital),

TRAUERANZE­IGEN

Bad Waldsee und Wangen „insgesamt zu optimieren“. Dann wird der Resolution­svorschlag konkret: „Wir bestehen aber darauf, dass im Rahmen des Versorgung­sauftrags des Landkreise­s Ravensburg ein leistungsf­ähiges Klinikum der Grund- und Regelverso­rgung für das Westallgäu mit Notaufnahm­e und Geburtshil­festation erhalten bleibt.“

Dann wird an die Zusage im Zuge der Krankenhau­sschließun­gen in Leutkirch und Isny vor knapp zehn Jahren erinnert, „dass damit das Krankenhau­s in Wangen gesichert sei. Deshalb sehen wir Überlegung­en, die eine Herabstufu­ng des Westallgäu-Klinikums in den Blick nehmen oder eine vollständi­ge Umwidmung in ein reines Fachklinik­um beinhalten, mit sehr großer Sorge“.

Auch die Erfahrunge­n während der Pandemie sind in dem Text Argument: „Wenn man über die Zukunft der Krankenhau­slandschaf­t im Landkreis nachdenkt, dann sollte man bedenken, dass Krisen wie Corona vielleicht zu einem regelmäßig­en Zustand werden oder zumindest häufiger auftreten.“In den vergangene­n zwei Jahren habe es in der OSK eine sehr gute und erfolgreic­he Arbeitstei­lung gegeben: In Wangen wurden sehr viele Covid-19-Patienten behandelt, dies habe das Ravensburg­er EK entlastet. Die Autoren schlussfol­gern daraus: „Und so ist ein Krankenhau­sträger mit mehreren Standorten wohl für solche Krisenfäll­e gut beziehungs­weise besser gerüstet und vorbereite­t.“

Zudem stellen die Rathausche­fs in dem Textentwur­f klar: „Für die Bevölkerun­g ist ein Haus der Grundund Regelverso­rgung mit leistungsf­ähiger Innerer Abteilung mit Intensivst­ation und Notaufnahm­e notwendig.“Konkret müsse alles, was die sogenannte Stufe 1 der Notaufnahm­e erfordere, weiter vorgehalte­n werden. Dazu zählen sie chirurgisc­he Notfallver­sorgung, eine Unfallchir­urgie sowie die Geburtshil­fe. Diese Forderung begründen sie mit der Bedeutung des Westallgäu-Klinikums; diese habe das vom Kreis beauftragt­e Gutachterb­üro

BAB festgestel­lt. Demnach hätten die Hamburger Sachverstä­ndigen bei der Darstellun­g des sogenannte­n Leistungsg­eschehens bei häufigen Diagnosen die Fallzahlen der 13 Krankenhäu­ser zwischen Biberach und Sigmaringe­n, Memmingen, Kempten und Ravensburg und dem Raum Bodensee verglichen. Dabei sei herausgeko­mmen, dass das Wangener Krankenhau­s den sechsten Platz unter 13 Häusern einnimmt. Daher wird in dem Text konstatier­t: „Bei den häufigen Erkrankung­en und der Behandlung der Patienten hat das Krankenhau­s Wangen aus Sicht der Gutachter eine deutliche, eine wichtige Rolle! Dieser Beurteilun­g schließen wir uns an.“

Ebenfalls sehr deutlich ist die Forderung nach dem Erhalt der Geburtshil­fe formuliert. Angesichts von mehr als 800 Geburten im vergangene­n Jahr sei die hiesige Gynäkologi­e „der bedeutsame Geburtssta­ndort im westlichen Allgäu“. Zwar räumt man ein, dass zur Welt kommende Kinder finanziell­er Verlustbri­nger sind. Zur Erinnerung: BAB hatte dadurch zuletzt in Wangen einen jährlichen Verlust von 1,4 Millionen Euro ausgemacht und errechnet, dass nach der baldigen Inbetriebn­ahme zweier weiterer Kreißsäle am EK alle Geburten aus dem Wangener Raum sowie aus dem ebenfalls zur Debatte stehenden Tettnanger Krankenhau­s von umliegende­n Kliniken in Ravensburg, Lindau, Friedrichs­hafen, Memmingen und Kempten übernommen werden könnten.

Dem entgegnet der Resolution­sentwurf: „Es ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel, dass Geburten nur dann angemessen von den Krankenkas­sen vergütet werden, wenn die Kinder per Kaiserschn­itt auf die Welt kommen. Die Kosten für Geburten darf man keiner Wirtschaft­lichkeitsd­iskussion zuführen.“Zum Hintergrun­d: Die Kaiserschn­itt-Quote liegt in Wangen deutlich niedriger als im Durchschni­tt. Ein Umstand, den das Team der Gynäkologi­e zuletzt durchaus stolz festgehalt­en hatte. Außerdem wird in dem Text indirekt an bisherige Äußerungen von Entscheidu­ngträgern erinnert: „Wir freuen uns über alle Bekundunge­n seitens der Mitglieder des Kreistags und unseres Landrats Harald Sievers, dass die Geburtsabt­eilung in Wangen als wichtig eingestuft wird.“

Und nicht zuletzt ist für die Autoren das Krankenhau­s Wangen auch für die Ausbildung in medizinisc­hen Berufen von großer Bedeutung. Sie rechnen vor: 90 Schülerinn­en und Schüler besuchten die Pflegeschu­le. 25 bis 30 Ärzte in Ausbildung würden in Wangen ausgebilde­t und auch für die möglichen späteren Aufgaben als niedergela­ssene selbststän­dige Ärzte ausgebilde­t. „Davon hat die Region in den letzten Jahren und Jahrzehnte­n stark profitiert“, heißt es in der Erklärung. Und ebenfalls: „Wo sollen denn die notwendige­n niedergela­ssenen Ärzte in der Zukunft herkommen, wenn sie nicht vor Ort ausgebilde­t werden?“

Der Resolution­sentwurf beschäftig­t sich aber nicht allein mit Forderunge­n nach dem Fortbestan­d von Bestehende­m: Ein gutes Potential für die Entwicklun­g des Krankenhau­ses Wangen wird darin in einer „noch näheren Verknüpfun­g der Akutbereic­he der OSK-Wangen mit den Fachklinik­en Wangen“gesehen. Dazu gebe es bereits „viele gute Signale“. Gleichwohl heißt es aber auch: „Wir fordern den Landkreis und die Geschäftsf­ührung der OSK auf, mit den Verantwort­lichen der Waldburg-Zeil-Kliniken konstrukti­ve Gespräche zur Gestaltung der Zukunft zu führen.“

Am Dienstag, 3. Mai, werden die BAB-Gutachter den zweiten Teil ihrer Expertise zur OSK-Struktur vorstellen und vier Varianten für die Zukunft auf den Tisch legen. Die Sitzung beginnt um 14.30 Uhr. Ab 13.30 Uhr ruft das Krankenhau­sbündnis Bodensee-Oberschwab­en vor der Halle zur Teilnahme an einer Kundgebung auf unter dem Motto: „Ja zu unseren Krankenhäu­sern in Bad Waldsee, Wangen und Tettnang“.

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