Resolution für Wangens Krankenhaus
Entwurf mit deutlichen Forderungen zum Erhalt – Gemeinderäte stimmen ab
- Die Stimmen zum Erhalt des Wangener Krankenhauses als Grund- und Regelversorger für die Region inklusive Notaufnahme und leistungsfähiger Geburtshilfe werden kurz vor Beginn der Entscheidungsphase zur künftigen Struktur der Oberschwabenklinik (OSK) immer deutlicher und lauter. Nach einer von der entsprechenden Interessengemeinschaft initiierten Online-Petition, einer Bürgerbefragung und einer Demonstration am Karsamstag auf dem Marktplatz der Stadt, sollen jetzt mehrere Gemeinderäte aller Kommunen im Württembergischen Allgäu eine Resolution dazu verabschieden.
Am kommenden Montag ist das Papier Thema im Amtzeller Gemeinderat, wie einer Ankündigung der Tagesordnung durch die Gemeinde zu entnehmen ist. Ebenfalls am Montag werden auch die Wangener Stadträte darüber beraten, bestätigte die Stadtverwaltung auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Von dort hieß es auch, dass die Resolution möglichst zeitnah in anderen Allgäu-Kommunen verabschiedet werden soll.
Stimmen die Kommunalpolitiker den Inhalten zu, bilden sie eine weitere starke Stimme für den Erhalt des Wangener Krankenhauses als Grundund Regelversorger. Denn in dem der „Schwäbischen Zeitung“vorliegenden und zwischen den Bürger- und Oberbürgermeistern der Region abgestimmten Textentwurf sind deutliche Vorstellungen und Forderungen an den Landkreis zu lesen, wie man sich die Zukunft des Westallgäu-Klinikums auch nach dem Umstrukturierungsprozess vorstellt. Über den wird der Kreistag am 31. Mai entscheiden. Bereits am kommenden Dienstag, 3. Mai, soll der zweite Teil des externen Gutachtens zur OSK durch das Hamburger Büro BAB dem Kreistag vorgestellt werden. Die Kernpunkte des Resolutionsentwurfs:
Zunächst heißt es, man respektiere die Notwendigkeit, die OSK mit ihren vier Standorten in Ravensburg (Klinikum St. Elisabeth, EK, und Heilig-Geist-Spital),
TRAUERANZEIGEN
Bad Waldsee und Wangen „insgesamt zu optimieren“. Dann wird der Resolutionsvorschlag konkret: „Wir bestehen aber darauf, dass im Rahmen des Versorgungsauftrags des Landkreises Ravensburg ein leistungsfähiges Klinikum der Grund- und Regelversorgung für das Westallgäu mit Notaufnahme und Geburtshilfestation erhalten bleibt.“
Dann wird an die Zusage im Zuge der Krankenhausschließungen in Leutkirch und Isny vor knapp zehn Jahren erinnert, „dass damit das Krankenhaus in Wangen gesichert sei. Deshalb sehen wir Überlegungen, die eine Herabstufung des Westallgäu-Klinikums in den Blick nehmen oder eine vollständige Umwidmung in ein reines Fachklinikum beinhalten, mit sehr großer Sorge“.
Auch die Erfahrungen während der Pandemie sind in dem Text Argument: „Wenn man über die Zukunft der Krankenhauslandschaft im Landkreis nachdenkt, dann sollte man bedenken, dass Krisen wie Corona vielleicht zu einem regelmäßigen Zustand werden oder zumindest häufiger auftreten.“In den vergangenen zwei Jahren habe es in der OSK eine sehr gute und erfolgreiche Arbeitsteilung gegeben: In Wangen wurden sehr viele Covid-19-Patienten behandelt, dies habe das Ravensburger EK entlastet. Die Autoren schlussfolgern daraus: „Und so ist ein Krankenhausträger mit mehreren Standorten wohl für solche Krisenfälle gut beziehungsweise besser gerüstet und vorbereitet.“
Zudem stellen die Rathauschefs in dem Textentwurf klar: „Für die Bevölkerung ist ein Haus der Grundund Regelversorgung mit leistungsfähiger Innerer Abteilung mit Intensivstation und Notaufnahme notwendig.“Konkret müsse alles, was die sogenannte Stufe 1 der Notaufnahme erfordere, weiter vorgehalten werden. Dazu zählen sie chirurgische Notfallversorgung, eine Unfallchirurgie sowie die Geburtshilfe. Diese Forderung begründen sie mit der Bedeutung des Westallgäu-Klinikums; diese habe das vom Kreis beauftragte Gutachterbüro
BAB festgestellt. Demnach hätten die Hamburger Sachverständigen bei der Darstellung des sogenannten Leistungsgeschehens bei häufigen Diagnosen die Fallzahlen der 13 Krankenhäuser zwischen Biberach und Sigmaringen, Memmingen, Kempten und Ravensburg und dem Raum Bodensee verglichen. Dabei sei herausgekommen, dass das Wangener Krankenhaus den sechsten Platz unter 13 Häusern einnimmt. Daher wird in dem Text konstatiert: „Bei den häufigen Erkrankungen und der Behandlung der Patienten hat das Krankenhaus Wangen aus Sicht der Gutachter eine deutliche, eine wichtige Rolle! Dieser Beurteilung schließen wir uns an.“
Ebenfalls sehr deutlich ist die Forderung nach dem Erhalt der Geburtshilfe formuliert. Angesichts von mehr als 800 Geburten im vergangenen Jahr sei die hiesige Gynäkologie „der bedeutsame Geburtsstandort im westlichen Allgäu“. Zwar räumt man ein, dass zur Welt kommende Kinder finanzieller Verlustbringer sind. Zur Erinnerung: BAB hatte dadurch zuletzt in Wangen einen jährlichen Verlust von 1,4 Millionen Euro ausgemacht und errechnet, dass nach der baldigen Inbetriebnahme zweier weiterer Kreißsäle am EK alle Geburten aus dem Wangener Raum sowie aus dem ebenfalls zur Debatte stehenden Tettnanger Krankenhaus von umliegenden Kliniken in Ravensburg, Lindau, Friedrichshafen, Memmingen und Kempten übernommen werden könnten.
Dem entgegnet der Resolutionsentwurf: „Es ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel, dass Geburten nur dann angemessen von den Krankenkassen vergütet werden, wenn die Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt kommen. Die Kosten für Geburten darf man keiner Wirtschaftlichkeitsdiskussion zuführen.“Zum Hintergrund: Die Kaiserschnitt-Quote liegt in Wangen deutlich niedriger als im Durchschnitt. Ein Umstand, den das Team der Gynäkologie zuletzt durchaus stolz festgehalten hatte. Außerdem wird in dem Text indirekt an bisherige Äußerungen von Entscheidungträgern erinnert: „Wir freuen uns über alle Bekundungen seitens der Mitglieder des Kreistags und unseres Landrats Harald Sievers, dass die Geburtsabteilung in Wangen als wichtig eingestuft wird.“
Und nicht zuletzt ist für die Autoren das Krankenhaus Wangen auch für die Ausbildung in medizinischen Berufen von großer Bedeutung. Sie rechnen vor: 90 Schülerinnen und Schüler besuchten die Pflegeschule. 25 bis 30 Ärzte in Ausbildung würden in Wangen ausgebildet und auch für die möglichen späteren Aufgaben als niedergelassene selbstständige Ärzte ausgebildet. „Davon hat die Region in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark profitiert“, heißt es in der Erklärung. Und ebenfalls: „Wo sollen denn die notwendigen niedergelassenen Ärzte in der Zukunft herkommen, wenn sie nicht vor Ort ausgebildet werden?“
Der Resolutionsentwurf beschäftigt sich aber nicht allein mit Forderungen nach dem Fortbestand von Bestehendem: Ein gutes Potential für die Entwicklung des Krankenhauses Wangen wird darin in einer „noch näheren Verknüpfung der Akutbereiche der OSK-Wangen mit den Fachkliniken Wangen“gesehen. Dazu gebe es bereits „viele gute Signale“. Gleichwohl heißt es aber auch: „Wir fordern den Landkreis und die Geschäftsführung der OSK auf, mit den Verantwortlichen der Waldburg-Zeil-Kliniken konstruktive Gespräche zur Gestaltung der Zukunft zu führen.“
Am Dienstag, 3. Mai, werden die BAB-Gutachter den zweiten Teil ihrer Expertise zur OSK-Struktur vorstellen und vier Varianten für die Zukunft auf den Tisch legen. Die Sitzung beginnt um 14.30 Uhr. Ab 13.30 Uhr ruft das Krankenhausbündnis Bodensee-Oberschwaben vor der Halle zur Teilnahme an einer Kundgebung auf unter dem Motto: „Ja zu unseren Krankenhäusern in Bad Waldsee, Wangen und Tettnang“.