Lindauer Zeitung

Frankfurt will die nächste magische Nacht

Eintracht träumt vom ersten europäisch­en Finale seit 42 Jahren – West Ham ist gewappnet

- Von Eric Dobias

(dpa) - Die Euphorie ist riesig, die Zuversicht bei der Mannschaft groß: 42 Jahre nach dem Triumph im UEFA-Pokal will sich Eintracht Frankfurt zum dritten Mal in der Vereinsges­chichte den Traum von einem Endspiel in einem internatio­nalen Club-Wettbewerb erfüllen. „Die Vision vom Titel wird greifbar. Das inspiriert die ganze Region“, sagte Frankfurts Vorstandss­precher Axel Hellmann vor dem Hinspiel im Halbfinale der Europa League beim englischen Premier-League-Club West Ham United (21 Uhr/RTL).

Vor drei Jahren scheiterte­n die Hessen in London in der Vorschluss­runde erst im Elfmetersc­hießen knapp am späteren Sieger FC Chelsea. Dieses Mal soll die englische Kapitale nicht End- sondern nur Durchgangs­station auf dem Weg ins Finale am 18. Mai in Sevilla sein. „Jetzt gibt es keine Müdigkeit! Jetzt gibt es Freude, jetzt gibt es Begeisteru­ng, jetzt geht's in die Finals“, sagte Trainer Oliver Glasner und forderte: „Jetzt heißt es, über den Schmerz gehen.“Nach dem Abschlusst­raining in Frankfurt landeten die Hessen am Mittwochab­end gut gelaunt und bestens präpariert in London. „Alle Spieler sind fit. Wir sehen uns in einer guten Verfassung“, berichtete Glasner: „Das wird ein heißes Duell, es wird sicher sehr knackig. Aber wir werden auf Sieg spielen.“

West Ham Uniteds Trainer David Moyes warnte indes vor der Eintracht. „Barcelona in zwei Spielen zu schlagen, war eine unglaublic­he Leistung und zeigt Frankfurts Qualitäten. Sie haben viele Ähnlichkei­ten mit uns. Es wird ein spannendes Spiel“, sagte der 59-Jährige: „Sie sind ein großer Name im deutschen Fußball mit unglaublic­her Unterstütz­ung. Ich war schon bei ein paar Spielen in Frankfurt und sie hatten immer einen riesigen Support.“

Hat der sensatione­lle Coup im Viertelfin­ale gegen den FC Barcelona das Selbstvert­rauen der Eintracht noch einmal auf ein neues Level gehoben? „Barcelona war ein überragend­es Highlight, aber unsere Reise sollte noch nicht zu Ende sein. Wir wollen nach Sevilla“, bekräftigt­e Kapitän Sebastian Rode. Und Mittelfeld­spieler

Ansgar Knauff verkündete optimistis­ch: „Das wird ein anderes Spiel, weil West Ham von der Anlage her eine andere Mannschaft ist. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir sie mit unseren Fans und dem ganzen Spirit hier in der Stadt und im Verein schlagen können.“

1960 stand die Eintracht im Endspiel des Europapoka­ls der Landesmeis­ter, das gegen Real Madrid mit 3:7 verloren ging. 1980 holten die Frankfurte­r in einem deutschen Finale mit Hin- und Rückspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach den UEFA-Pokal. Nun hofft ganz Frankfurt auf ein neues internatio­nales Erfolgskap­itel in der Vereinsges­chichte. „Es gibt derzeit keine Chance, dieser Aura, die über der Stadt liegt, zu entweichen“, berichtete EintrachtP­räsident Peter Fischer jüngst im „Aktuellen Sportstudi­o“des ZDF.

Auch Vorstand Hellmann spürt täglich die Euphorie. „Frankfurt ist on fire, die Menschen sind total begeistert“, sagte der 50-Jährige bei „Bild“-TV und fügte hinzu: „Der Rausch hat erst begonnen, weil jetzt die Vorstellun­gskraft groß ist, dass man auch das Halbfinale schaffen kann.“

Diesen Schwung will das Team in die zwei Duelle mit dem Tabellensi­ebten der Premier League mitnehmen – auch wenn der Bundesligi­st im Londoner Olympiasta­dion nicht – wie in Barcelona – auf die Unterstütz­ung von Zehntausen­den Fans bauen kann. „Ich bin fest davon überzeugt, dass keine Menschenma­ssen dort sein werden. Es wird nicht wie in Barcelona sein“, prophezeit­e Fischer angesichts der strikten Ticketverg­abe in England.

Auch personell muss die Eintracht Abstriche machen, denn Linksverte­idiger Evan Ndicka und Mittelfeld­abräumer Kristijan Jakic sind gesperrt. Das soll die im laufenden Wettbewerb immer noch ungeschlag­ene Eintracht aber nicht stoppen, zumal Djibril Sow nach Verletzung­spause zur Verfügung steht. „Wir wissen, dass wir dieses Jahr etwas ganz Großes erreichen können“, sagte der Schweizer Nationalsp­ieler. Hellmann gab für alle die Richtung vor: „Wir haben mit London noch eine Rechnung offen – und ich will, dass wir es dieses Mal schaffen.“

 ?? FOTO: IMAGO/REVIERFOTO ?? So wie nach dem Sieg in Barcelona wollen die Frankfurte­r um ihren Trainer Oliver Glasner (vorn) auch nach den kommenden zwei Spielen feiern.
FOTO: IMAGO/REVIERFOTO So wie nach dem Sieg in Barcelona wollen die Frankfurte­r um ihren Trainer Oliver Glasner (vorn) auch nach den kommenden zwei Spielen feiern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany