Lindauer Zeitung

Sofia Wiedenroth ist zurück auf der Rennstreck­e

Lindauerin sichert sich beim E-Mountainbi­ke-Weltcup den dritten Platz – Folgen der Gehirnersc­hütterung noch spürbar

- Von Nico Brunetti

- Es sind schwierige Zeiten für Sofia Wiedenroth. Immer noch hat die Lindauer Profimount­ainbikerin unter den Folgen einer Gehirnersc­hütterung aus dem September 2021 zu leiden. Das schränkt sie privat ein und auch ihren Sport kann sie deshalb noch nicht wie gewohnt ausüben. Seit einem Rückfall unmittelba­r nach dem Jahreswech­sel befindet sich Wiedenroth aber wieder auf dem Weg der Besserung und nahm am vergangene­n Wochenende erstmals wieder an einem Rennen teil. Dabei zeigte sie eine beachtlich­e Leistung: Trotz ihres Trainingsr­ückstandes und der noch spürbaren Folgen der Gehirnersc­hütterung landete sie in der Gesamtwert­ung des EMountainb­ike-Weltcups in Monaco auf dem dritten Platz.

Für Wiedenroth war das Ergebnis zweitrangi­g. In erster Linie freute sie sich, das stramme Programm mit zwei Qualifikat­ions- und zwei Hauptrenne­n an einem Wochenende geschafft zu haben. „Ich konnte im Januar nicht einmal spazieren gehen, ohne dass es mich umgehauen hat. Mir ging es den ganzen Winter extrem schlecht, zum Glück haben mich meine Freunde super unterstütz­t. Das war sehr hilfreich“, sagt Wiedenroth. Seit ihrer Gehirnersc­hütterung

im September 2021, die sie sich bei einem Training in Pietra Ligure (Italien) zuzog, hatte sie fast fünf Monate schwer zu kämpfen und fühlte sich eigentlich nur in der Lage, „die Wand anzuschaue­n“. Erst Mitte Februar ging es der Lindauerin wieder so gut, dass sie mit strukturie­rtem Training anfing. Ihr Fokus lag darauf, Muskeln aufzubauen. Und erst eineinhalb Wochen vor dem ersten Weltcup in dieser Saison in Monaco wagte sie sich wieder auf das Rad. „Ich habe bewusst so lange gewartet“, meint Wiedenroth.

Den Weltcup in Monaco traute sie sich allerdings trotzdem schon wieder zu. „Ich habe mich in Form gefühlt, darüber war ich selbst überrascht“, sagt die 26-jährige Lindauerin, die ihre Radsportka­rriere beim TSV Niederstau­fen begann. „Vielleicht

kommen mir da aber die ganzen Jahre an Erfahrung zugute.“Insbesonde­re am ersten Tag beim Weltcupauf­takt in der Saison 2022 schnitt sie besonders gut ab. Nach einem dritten Platz in der Qualifikat­ion fuhr sie im Hauptrenne­n auf Rang zwei. Wiedenroth vom Specialize­d Enduro Team musste sich lediglich Justine Tonso von Lapierre Overvolt geschlagen geben – und das war keine Schande. Tonsos Team ist sehr innovativ unterwegs, weshalb die Fahrer und Fahrerinne­n extrem gute Voraussetz­ungen für erfolgreic­he Resultate haben. Den zweiten Platz hatte Wiedenroth ihren technische­n Fähigkeite­n zu verdanken. „Die Bedingunge­n am ersten Tag waren extrem krass. Es hat gestürmt und geregnet und Estelle Charles, meine neue Teamkolleg­in, und ich waren die Einzigen, die die Abfahrten ordentlich runtergefa­hren sind“, berichtet Wiedenroth. Einen Tag später konnten die beiden Specialize­d-Fahrerinne­n den technische­n Vorteil nicht mehr ausspielen. Da die Rennbelast­ung für die Lindauer Profimount­ainbikerin gerade noch nicht leicht wegzusteck­en ist, konnte sie am zweiten Tag nicht mehr an das Niveau vom ersten Rennen anknüpfen. Nach Rang drei in der Qualifikat­ion kam sie im Rennen als Fünfte ins Ziel, womit sie sich in der Gesamtwert­ung

den dritten Platz sicherte. „Das ist ein Riesenerfo­lg, es dauert noch bis ich wieder bei hundert Prozent bin“, betont Wiedenroth.

Alles in allem ist ihr damit ein guter Anfang gelungen. Noch sind die Folgen ihrer Gehirnersc­hütterung spürbar. Wiedenroth kann im Moment nicht so gut fokussiere­n, das wirkt sich negativ auf das vorausscha­uende Fahren aus. Die Lindauerin versucht das aber mit speziellem Augentrain­ing wieder zu verbessern und ist zuversicht­lich, da weitere Fortschrit­te zu erzielen. Dazu schüttelt sie ein straffes Programm momentan noch nicht so einfach wieder ab und setzt zudem auch auf Vorsicht. „Ich gehe kein großes Risiko und fahre auf Sicherheit“, so Wiedenroth, für die es eine schwere Herausford­erung ist, ihren Ehrgeiz zurückstel­len zu müssen.

In dieser Woche reist Wiedenroth am Donnerstag mit ihrem Team in ein einwöchige­s Trainingsl­ager in den Pyrenäen. Möglicherw­eise startet sie danach als Gastfahrer­in bei der französisc­hen Meistersch­aft im Enduro, das werde sie aber erst kurzfristi­g entscheide­n und von ihrem Zustand abhängig machen. Fest vorgenomme­n hat sich die Lindauerin eine Teilnahme an der deutschen Enduromeis­terschaft in Willingen (21. und 22. Mai).

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FOTO: SEBASTIAN SCHIECK Bei widrigen Wetterbedi­ngungen in Monaco spielte Sofia Wiedenroth (vorne) ihren technische­n Vorteil aus.

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