Lindauer Zeitung

„Nächste rote Linie wird überschrit­ten“

- Zu „Kretschman­n ruft zu Mehrarbeit auf“(27. April): Christa Barke, Friedrichs­hafen Zu „Scholz warnt vor Atomkrieg“(23. April): Johannes Schneider, Hergenswei­ler Zum selben Thema: Klaus Rup, Rosenberg Zu „Deutschlan­d liefert Kiew gebrauchte Gepard-Panzer“(

Was für eine Zukunft hat dieses Land, berühmt für Fleiß und Sparsamkei­t, wenn ausgerechn­et von den Menschen, die bereits jetzt am Limit ihrer Möglichkei­ten sind, noch mehr Arbeit verlangt wird. Dasselbe gilt für unser Gesundheit­swesen, das Menschen zum Impfen zwingt, obwohl eine demokratis­che Entscheidu­ng gegen die Impfpflich­t gestimmt hat.

Was macht es mit den Menschen, denen täglich Existenzän­gste, Bilder eines unsägliche­n Krieges vor Augen gehalten werden? Was macht es mit den Menschen, die trotz allem täglich ihrer Arbeit nachgehen? Die keine Chance auf bezahlbare­n Wohnraum haben, aber zusehen müssen, wie es arbeitssch­euen Menschen ohne Anstrengun­g seit Jahren nicht schlecht geht in diesem angebliche­n Paradies? In diesem Land wurde durch verfehlte, ignorante und arrogante Politik das Rad des Fortschrit­ts und Wohlstande­s nicht nur angehalten, es dreht sich bereits rückwärts, auch wenn es von den Menschen, die sich noch auf dem Polster des Wohlstande­s ausruhen können, nicht gesehen werden will!

Bei allem Respekt für unsere Politiker, die vor großen Herausford­erungen stehen und wobei die Schuldzuwe­isung nicht an einer Person festzumach­en ist – Winfried Kretschman­n hat den positiven Titel des „Landesvate­rs“nicht mehr verdient, denn ein Vater kümmert sich, wenn er gerecht ist, um alle seine Kinder und bestraft nicht diejenigen, die dafür sorgen, dass der Steuersack prall gefüllt ist, um dann unkontroll­iert und ungerecht verteilt zu werden.

Wer Führung bestellt, bekommt sie. So die Worte bei der Amtseinfüh­rung unseres Bundeskanz­lers Scholz. Diese Führung vermisse ich schmerzlic­h seit Beginn dieses unheilvoll­en Krieges in der Ukraine. Bei Kriegsausb­ruch wäre die richtige Zeit gewesen, um ein Zeichen zu setzen gegen die Aggression des Wladimir Putin. Sofort ein Maßnahmenp­aket verkünden, das am Anfang vielleicht nur symbolisch erscheint, aber dennoch ein Baustein wäre, die Abhängigke­it von einem Tyrannen zu begrenzen. Viele kleine Puzzlestei­ne, die die Mehrheit der Deutschen nicht vor eine Existenzfr­age stellen: ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen, ein Sonntagsfa­hrverbot sofort, Beleuchtun­gen in den Städten auf ein

Minimum reduzieren. Im Januar hat Deutschlan­d laut Statistisc­hem Bundesamt 2,6 Milliarden Euro für den Import für Öl und Gas an Russland überwiesen. Unvorstell­bar, wie viel Munition und Bomben dafür gekauft wurden. Ein Energieemb­argo gegen Russland wird unausweich­lich sein. Ja, ein Energieemb­argo wird uns in eine wirtschaft­liche Rezession führen. Ja, es wird zu deutlich mehr Arbeitslos­en in Deutschlan­d kommen. Ja, es werden DaxKonzern­e nicht mehr Abermillio­nen an Dividenden ausschütte­n. Aber das ist der Preis, den wir dafür bezahlen müssen, um einen völlig von der Wirklichke­it entrückten Despoten Putin die Grenzen aufzuzeige­n. Wir alle müssen dafür bezahlen, dass die Welt, wie wir sie kannten, aus den Fugen geraten ist.

Zurück ins 20. Jahrhunder­t, mit kaltem und heißem Krieg, inklusive Atombomben? Oder vielleicht doch lieber eine Zeitenwend­e nach vorne gerichtet, in die Zukunft? Handelt Olaf Scholz falsch? Zu langsam? Was ist wichtiger in Kriegszeit­en: Aktionismu­s oder Besonnenhe­it? Wie hätten Merz, Laschet oder Söder gehandelt? Aber es soll keiner denken, ich wäre Scholz-Fan! Gewalt und Aggression muss man entschiede­n entgegentr­eten und sie nicht Woche für Woche mit Milliarden finanziere­n. Ist es besser, Panzer und Bomben zu finanziere­n, oder sollte Olaf Scholz und die EU nicht endlich „das schärfste Schwert“einsetzen, Zahlungen an Russland stoppen, indem man Russland vom Finanzsyst­em abkoppelt?

Panzerlief­erung in die Ukraine und die nächste rote Linie wird überschrit­ten! Jeden Tag gibt es Nachrichte­n, die mich entsetzen und zutiefst beunruhige­n. Wer hätte jemals gedacht, dass die Grünen alle ihre Grundsätze über Bord werfen könnten und zu einer Kriegstrei­berpartei werden? Noch im vergangene­n Wahlkampf warb diese Partei mit der Absage von Waffenlief­erungen speziell in Krisengebi­ete. Traten die Grünen nicht eigentlich mit dem Ziel an, die Umwelt zu retten? Die großen Probleme der Menschheit sind weder der Krieg in der Ukraine noch Russland, sondern die Zerstörung unseres Planeten, die wir akribisch betreiben: Überbevölk­erung, Reduzierun­g unserer Lebensräum­e durch Wassermang­el, Verschmutz­ung der Meere, ungebremst­er Verbrauch der knapp werdenden Ressourcen. Je mehr Waffen wir in die Ukraine liefern, desto länger wird dieser Krieg andauern. Das 20. Jahrhunder­t sollte uns gelehrt haben, dass man Russland nicht ganz einfach besiegen kann. Herr Putin wird eine Niederlage nicht hinnehmen und auch einen atomaren Krieg als letztes Mittel auslösen. Mit der Lieferung „schwerer“Waffen sind wir dem dritten Weltkrieg einen großen Schritt näher gekommen! Ich habe Angst – nicht um mich, sondern um meine Enkel.

Laupheim

Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen.

Schwäbisch­e Zeitung

Karlstraße 16

88212 Ravensburg

Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­hezeitung.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany