Häfler Gastronomen regen sich über höhere Gebühren auf
Höhere Kosten von mehreren Hundert Euro – Kritik aber vor allem am Zeitpunkt
- Ein unangenehmer Brief ist wohl den meisten Häfler Gastronomen im März ins Haus geflattert. Es geht um Gebühren, die sich im Vergleich zum Vorjahr mindestens verdoppelt haben und in den nächsten Jahren weiter steigen sollen. Für manche könnte das Mehrkosten in Höhe von rund 850 Euro bedeuten. Das stößt einigen Gastronomen sauer auf. Sie empfinden vor allem den Zeitpunkt als äußerst schlecht gewählt.
„Die letzten zwei Jahre waren mehr als schwierig“, sagt Ralf Felder, Inhaber des Restaurants Felders direkt am See. Hinzu kommen Preissteigerungen allerorten. „Ich bin mal gespannt auf meine Gasrechnung am Jahresende“, meint er trocken. Doch es gehe ihm nicht primär um den Betrag, sondern ums Prinzip. Die Stadt könne nicht für viele tausende Euro einen Zeppelin mit dem Slogan „alle für alle“fliegen lassen und jetzt die Hand aufhalten.
„2022 hätte man alle mal Luft holen lassen sollen“, findet auch Werner Heider, Geschäftsführer der Pizzeria Centrale. Ein dritter Gastronom aus der Häfler Innenstadt, der namentlich nicht genannt werden möchte, erklärt, dass er nun früher schließen werde. Denn die Gebührenerhöhung, um die es geht, betrifft die sogenannte Sperrzeitverkürzung. Restaurantbetreiber müssen diese beantragen, wenn sie nach 22 Uhr Gäste draußen bewirten möchten. Die Stadt könne Ausnahmen bis 23 oder 24 Uhr zulassen, berichtet
Stadtsprecherin Monika Blank. Bislang zahlten Gastronomen in Friedrichshafen für Sperrzeitverkürzungen eine einheitliche Gebühr von 130 Euro, heißt es. In den beiden Pandemie-Jahren seien niedrigere Beträge erhoben worden. Seit diesem Jahr verlangt die Stadt aber nicht nur höhere Gebühren, sondern berechnet sie auch anders. Die Gebühr ist nicht mehr einheitlich, sondern hängt von der Größe der Außengastronomie, der Dauer der Sperrzeitverkürzung (bis 23 oder bis 24 Uhr) sowie vom Zeitraum ab, für den sie gelten soll.
Blank nennt ein Beispiel: Bisher habe eine Gastronomie mit 32 Quadratmetern Freifläche die gleiche Gebühr wie eine Gastronomie mit 700 Quadratmetern gezahlt. „Mit der Änderung wurde die bisherige Pauschale durch eine individuelle und damit gerechtere Gebührenberechnung ersetzt“, so die Pressesprecherin.
Wegen der „deutlichen Gebührenerhöhungen“soll die Anhebung bis 2024 in drei Schritten erfolgen. Die von Gastronomen in Friedrichshafen bislang beantragten Sperrzeitverkürzungen liegen laut Pressesprecherin in der ersten Stufe für den Zeitraum April bis Oktober zwischen 268 und 428 Euro, in der dritten Stufe dann zwischen 625,33 und 998,66 Euro. Als Vergleich zieht sie Ravensburg heran. Dort werde pro Monat für die Sperrzeitverkürzung 125 Euro erhoben. Bei sieben Monaten, beispielsweise von April bis Oktober ergebe sich daraus eine Gebühr von 875 Euro.
Als Grund für die Erhöhung verweist Blank auf die Konsolidierung des städtischen Haushalts. In der Kasse fehlt vor allem aufgrund von Corona Geld. Die Stadt muss Einnahmen generieren und das, so Blank, möglichst zeitnah.
Die höheren Gebühren scheinen für einige Gastronomen jedoch nur die Spitze eines Eisbergs zu sein. Ralf Felder und sein Kollege Werner Heider bemängeln, dass grundsätzlich zu wenig getan werde, um die Innenstadt attraktiv zu machen, und sie hätten sich während Corona mehr Unterstützung seitens der Stadt gewünscht. Heider merkt pessimistisch an: Er gehe davon aus, dass eine Sperrzeitverkürzung für ihn sowieso bald keine Rolle mehr spiele, „weil abends niemand unterwegs ist“.
Ralf Felder betont, dass er keinen Sinn in der neuen Berechnungsweise
sehe. „Ich frage mich, wie die Stadt kontrollieren will, ob alle richtige Angaben gemacht haben?“Er habe um ein Gespräch gebeten, aber bislang nur zur Antwort erhalten, dass sich jemand bei ihm melden werde.
Allerdings reagieren nicht alle Häfler Gastronomen auf die Gebührenerhöhung so wie Heider und Felder. „Klar ist das ärgerlich“, meint Thomas Vogt, Betreiber des Lammgartens an der Uferstraße dazu. „Aber die Stadt hat auch ihre Kosten“, signalisiert er Verständnis. „Ich verdiene ja auch mehr, indem ich länger aufhabe.“
Nicht ganz so entgegenkommend zeigt sich seine Nachbarin Britta Steib-Kreft. Sie betreibt den Minigolfplatz am See. „Ich war schon irritiert, weil ich nicht verstehe, wieso man die Gebühren von heute auf morgen so drastisch erhöht, selbst wenn das über drei Jahre gestaffelt wird.“
„Gemeinderat und Verwaltung ist durchaus bewusst, dass die Erhöhung von Steuern und Gebühren immer zu einem für die Betroffenen gefühlten, persönlich ungünstigen Zeitpunkt kommen“, so Pressesprecherin Blank. Sie seien aber auch regelmäßig nötig, um die Aufgaben und Pflichten der Kommune zu erfüllen.
Doch so schnell wird die Empörung mancher Gastronomen sicher nicht verschwinden. Für Felder zeigt das Vorgehen mangelnde Wertschätzung: „Man scheint sich gar nicht im Klaren darüber zu sein, wie wichtig Gastronomie ist. Dabei wäre die Stadt ohne sie leer.“