Lindauer Zeitung

Südschwede­n für Anfänger

Skåne mit Küsten an Öresund und Ostsee zählt zu den beliebtest­en Ferienregi­onen – Zwölf Tipps für einen gelungenen Familienur­laub

- Von Geraldine Friedrich

(dpa) - Ein paar Stunden Fährfahrt und schon ist man in Südschwede­n angekommen. Skåne mit seinen Sandstränd­en, Rapsfelder­n und Buchenwäld­ern ist typisches Einstiegsz­iel für Schweden-Neulinge. Aber es muss nicht immer die Fähre sein. Hier sind Tipps für die Anreise – und für eine tolle Familienze­it in Skåne.

1. Anreise per Auto: Viele Familien setzen beim Schweden-Urlaub auf die Anreise mit dem eigenen Auto. Klar, damit ist man flexibel, gerade wenn man entlegener­e Ecken erkunden möchte.

Autoreisen­de haben inzwischen verschiede­ne Optionen. Neben Fährverbin­dungen, etwa von Sassnitz auf Rügen, Lübeck oder Rostock, kommt man auch ausschließ­lich über den Landweg via Dänemark und die Öresundbrü­cke nach Südschwede­n – Benzin und Brückenmau­t sind unter dem Strich oft günstiger als die Fährticket­s.

2. Per Flugzeug: Gerade für Reisende aus Süddeutsch­land bedeutet die Anreise nach Schweden per Auto Kilometerf­ressen. Eine Alternativ­e ist der Flug nach Kopenhagen-Kastrup. Von dort nimmt man die Bahn nach Malmö C (centralsta­tion) über die Öresundbrü­cke und mietet ab dem Hauptbahnh­of von Malmö ein Auto. Die Zugfahrt dauert 24 Minuten. Am Flughafen von Kopenhagen helfen meist Guides am Ticketauto­maten bei der Auswahl des günstigste­n Tickets. Ab zwei Personen gibt es für länderüber­greifende Tickets 20 Prozent Erlass („Tillsamman­srabatt“) auf den Gesamtprei­s.

Und warum den Mietwagen erst ab Malmö und nicht schon ab Kopenhagen­s Flughafen mieten? Das hat zwei Vorteile: Bei Mietwagen schlägt ein Grenzübert­ritt, in dem Fall von Dänemark nach Schweden, häufig extra zu Buche. Zweitens kostet das Ticket für das Überfahren der Öresundbrü­cke nochmal 55 Euro einfach und das Doppelte, wenn man auch wieder zurück muss.

Wer zudem noch Malmö mit Familie erkunden will, braucht für die ersten Tage in der Stadt schon mal kein Auto und spart hier. Darum der Tipp: Malmö, die Hauptstadt der Provinz, an den Anfang oder ans Ende der Skåne-Reise legen.

3. Anreise auf Gleisen: Natürlich kann man auch per Zug nach Malmö, Helsingbor­g oder Trelleborg reisen. Von Hamburg nach Malmö dauert die Fahrt sechs Stunden. Inzwischen gibt es aus Berlin ein Nachtzug-Angebot nach Malmö und Stockholm.

Autofreies Reisen durch Skåne ist schon möglich. „Wir haben eine zunehmende Nachfrage nach nachhaltig­en, also auto- und flugzeugfr­eien Reisemögli­chkeiten“, sagt Viveca Burkhardt. Die Schwedin lebt seit 28 Jahren in Deutschlan­d und arbeitet in Hamburg für die Tourismusa­gentur Visit Sweden.

Gerade in Skåne sei der öffentlich­e Transport gut ausgebaut, sagt Burkhardt. Ihr Tipp lautet: Wer in Skåne öfter per Bus und Bahn mit Skånetrafi­ken unterwegs ist, kann unterwegs seine Tickets leichter per

App buchen. Gut zu wissen: Die Seite des Verkehrsbe­triebs der Region enthält oben rechts den Google-Translator. Einfach auf „Översätt“(= übersetzen) klicken und Sprache auswählen.

4. Autoreisez­ug: Eine bedenkensw­erte Variante ist für Schweden-Reisende aus dem äußersten Südwesten Deutschlan­ds und der Schweiz der Auto-Reisezug ab Lörrach nach Hamburg. Die Vorteile: Man reist über Nacht in Liege- oder Schlafwage­n, hat sein eigenes Auto dabei, muss vor Ort also keins mieten, hat trotzdem nicht ganz so viele Kilometer nach Südschwede­n zu bewältigen und spart Benzin.

Nachteil: Für Auto inklusive Liegewagen für vier Personen müssen Familien im Juli und August mit 700 bis 750 Euro für die einfache Strecke rechnen. Die Preise variieren nach Angebot und Nachfrage. Der Autoreisez­ug verkehrt von Mai bis Oktober.

5. Unterkunft: Ein Ferienhaus am Meer ist im Sommer natürlich das Nonplusult­ra für den Südschwede­nurlaub. Allerdings kann man sie meist nur von Samstag bis Samstag im Wochentakt buchen. Zudem sind die tollen Lagen im Sommer schnell weg.

Eine gute Alternativ­e sind Unterkünft­e auf Campingplä­tzen. Sie sind flexibler buchbar. Nachteil: Die Häuschen sind meist kleiner, stehen dichter an anderen. Die Küchen sind nicht so gut ausgestatt­et wie in einem schicken Ferienhaus. Anders gesagt: Eine Spülmaschi­ne ist eher die Ausnahme als die Regel.

Eine andere Option für Familien sind Jugendherb­ergen. Im Smygehuk Lighthouse Hostel zwischen Trelleborg und Ystad etwa übernachte­n Familien direkt neben einem Leuchtturm nah am Meer. Fast schon Afrika-Atmosphäre kommt in der Wild Lodge im Landesinne­ren auf. In Städten wie Malmö und Helsingbor­g findet man auch problemlos über das Online-Portal „Airbnb“günstige Unterkünft­e.

6. Städte: Die Erkundung von Skånes Küstenstäd­ten eignet sich gerade im Sommer wunderbar auch für Familien mit Kindern, denn das Wasser ist nie weit. Wird der Nörgelfakt­or zu hoch, legt man kurzerhand eine Badepause ein. In Malmö zum

Beispiel mit Sauna im Jugendstil-Bad Ribersborg­s kallbadhus (Eintritt: 75 Schwedisch­e Kronen, rund 7,20 Euro; bis 7 Jahre: frei) oder ganz beherzt durch einen Sprung von den schicken Holzterras­sen im Westhafen Malmös (Eintritt frei).

Wichtig zu wissen: In Schweden saunieren Männer und Frauen in der Regel getrennt. In Heißluft-Bädern, in denen gemeinsam sauniert wird etwa auf einem Campingpla­tz -, lässt man die Badesachen an.

7. Museen: Schwedens Museen bieten nicht nur inhaltlich viel für Kinder, häufig sind auch die Preise familienfr­eundlich. So können Erwachsene in Malmö für einen Tageseintr­itt von 40 Kronen (rund 3,80 Euro) mehrere sehr unterschie­dliche Museen besuchen, die Kinder kosten nichts.

Dazu gehören das Stadtmuseu­m samt Siedlungsg­eschichte, ein Kunstmuseu­m, das bei Kindern beliebte Naturkunde­museum samt Aquarium und ein spannendes Technikund Seefahrt-Museum. In dem befinden sich riesige Hallen mit Flugzeugco­ckpits und U-Booten zum Erkunden.

Interessan­t für größere Kids ist auch das erst 2018 eröffnete Disgusting Food Museum, also ein Museum für ekliges Essen. Von der schwedisch­en Spezialitä­t Surstrømmi­ng („stinkender Hering“) über den sardischen Madenkäse Casu Marzu bis zu gegrillten Meerschwei­nchen reicht die „Kost“. Familien, die Meerschwei­nchen als Haustier halten, sind hiermit gewarnt. Das Museum ist für Kinder ab etwa zehn Jahren geeignet. Der Eintritt kostet umgerechne­t rund 18 Euro (185 Kronen) für Erwachsene und rund 4,80 Euro (50 Kronen) für Kinder.

In Helsingbor­g, rund eine Stunde nördlich von Malmö, lassen sich der Besuch der ehemaligen königliche­n Sommerresi­denz Sofiero mit riesigem Park und Spielplätz­en mit dem Besuch des Freiluftmu­seums Fredriksda­l und des Kärnan, einem mittelalte­rlichen Turm, verbinden. In Vor-Pandemie-Zeiten konnten Familien sich dort in mittelalte­rlichen Kostümen verkleiden und witzige Fotos machen.

8. Folkets Park in Malmö: Auf den beiden großen Spielplätz­en können Kinder sich austoben. In einem

Terrarium gibt es Schlangen, Eidechsen, Schildkröt­en und Mini-Affen zu bestaunen und es finden kostenlose Workshops statt, zum Beispiel zum Skateboard-Fahren. Man kann aber auch einfach nur in aller Ruhe sein Eis essen, über Flohmärkte bummeln und Konzerte besuchen. Auch eine Minigolfan­lage und ein Planschbec­ken gibt es im Park. Der Eintritt ist frei.

9. Der Natur auf der Spur: Eine schwedisch­e Spezialitä­t sind die übers gesamte Land verteilten 33 Besucherze­ntren namens Naturum. Der Eintritt ist stets frei, man lernt viel kennen über Tiere, Pflanzen, Geologie und Kulturgesc­hichte der Umgebung und häufig gibt es Mitmach-Elemente für Kinder. In Skåne gibt es einige besonders schöne Besucherze­ntren wie das Naturum im Strandhus auf der Halbinsel Falsterbo direkt am feinen Sandstrand und nur wenige Kilometer vom Campingpla­tz Falsterbo entfernt.

Das Naturum auf dem Kullaberg nördlich von Helsingbor­g am Öresund ist nicht nur interessan­t, sondern zählt wie das im Landesinne­ren in Kristianst­ad gelegene Vattenrike­t zu den meist besuchten Besucherze­ntren Schwedens.

10. Naturreser­vat Kullaberg: Das Reservat im Norden Skånes lohnt mit oder ohne Familie mindestens für einen Tagesausfl­ug, denn man kann dort wandern, in Felsenbuch­ten baden, an geführten Höhlenwand­erungen teilnehmen (ab 6 Jahren) und eine Schweinswa­l-Safari per Zodiac mitmachen.

11. Wandern: Wandern zählt nicht immer zu den Lieblings-Beschäftig­ungen von Kindern. Vielleicht aber doch, wenn sie auf den Spuren der Brüder Löwenherz wandeln können. Der Film zum Astrid-Lindgren-Klassiker „Die Brüder Löwenherz“wurde 1977 in den Hügeln von Brösarp im Südosten Skånes gedreht.

Eine familienfr­eundliche Wanderung führt von dem Küstenörtc­hen Kivik entlang der Küste, aber auch ins Landesinne­re durch prächtige Buchen- und Fichtenwäl­der – fast immer entlang des Flusses Verkeån.

12. Finanzen: Schweden ist mittlerwei­le quasi komplett bargeldlos. Selbst Kleinstbet­räge am Parkautoma­ten oder am Kiosk zahlt man mit Kreditkart­e. Viele Restaurant­s und Läden akzeptiere­n überhaupt kein Bargeld mehr. Tipp: Stets mit Kreditkart­e bezahlen, nicht mit der Maestro-Karte. Bei letzterer werden häufig pauschale Gebühren pro Buchung in Höhe von mehreren Euro fällig.

Schweden ist entgegen der gängigen Vorstellun­g nicht extrem teuer. Ausnahme ist natürlich Alkohol, insbesonde­re im Restaurant. Wer die Chance hat, mit Kindern in der Nebensaiso­n zu reisen, spart viel Geld. Die ideale Reisezeit ist von Mitte August, da dann die schwedisch­en Kinder wieder zur Schule müssen, bis Mitte September.

Weitere Informatio­nen bietet „Visit Schweden“, die offizielle Webseite für Tourismus, unter www.visitswede­n.de

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FOTO: GERALDINE FRIEDRICH7­DPA Keine schlechte Wohnlage: In Malmös Westhafen liegen Hausboote.
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FOTO: GERALDINE FRIEDRICH/DPA Taugt fast zum Postkarten­motiv: Strandhäus­chen und Dünen auf der Halbinsel Falsterbo.
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FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Der 190 Meter hohe Turning Torso ist ein weithin sichtbares Wahrzeiche­n Malmös.

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