Lindauer Zeitung

Scholz verteidigt vorsichtig­en Kurs

Kanzler verzichtet weiterhin auf Reise in die Ukraine – Kritik an Ausladung Steinmeier­s

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(dpa/sz) - Bundeskanz­ler Olaf Scholz hat den Vorwurf der Zögerlichk­eit bei der Unterstütz­ung der Ukraine im Abwehrkrie­g gegen Russland zurückgewi­esen. „Ich habe immer schnell entschiede­n, zusammen mit allen anderen, mich mit den Verbündete­n abgestimmt“, sagte er am Montag in der ZDF-Sendung „Was nun?“. Scholz betonte, die geleistete finanziell­e und militärisc­he Hilfe Deutschlan­ds und anderer Staaten habe dazu beigetrage­n, dass die ukrainisch­e Armee „jetzt so lange durchhalte­n kann gegen einen so übermächti­gen Gegner“. Allerdings fügte der SPD-Politiker hinzu: „Aber mein Kurs ist schon, dass wir besonnen und mit klarem Verstand handeln.“Die Regierung treffe keine Entscheidu­ng im Stil einer PR-Abteilung, „immer noch was drauf oder niemals etwas“.

Auf eine Reise nach Kiew, die viele Politiker und Experten von ihm fordern, werde er vorerst verzichten. Grund sei die Ausladung von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier durch Kiew Mitte April. „Das steht der Sache im Weg.“Es sei „ein ganz bemerkensw­erter Vorgang“gewesen, den Bundespräs­identen auszuladen. Auf die Frage, wie das aufgelöst werden könne, sagte der Kanzler: „Erst mal muss es für uns als Demokratin­nen und Demokraten dazugehöre­n, dass wir über diese Sache keinen Zweifel haben: Das kann man nicht machen.“Es könne nicht funktionie­ren, „dass man von einem Land, das so viel militärisc­he Hilfe leistet, so viel finanziell­e Hilfe leistet, das gebraucht wird, wenn es um die Sicherheit­sgarantien geht, die für die Zeit der Ukraine in der Zukunft wichtig sind, dass man dann sagt: Der Präsident darf aber nicht kommen.“Eine offizielle Begründung für die Ausladung Steinmeier­s hatte es nicht gegeben. Spekuliert wurde darüber, dass die Ukraine dem früheren Außenminis­ter im Kabinett von Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (SPD) eine zu russland-freundlich­e Haltung unterstell­t.

Seinen Vorgänger und Parteigeno­ssen Schröder forderte Scholz am Montag im ZDF erneut auf, alle Posten bei russischen Staatsunte­rnehmen niederzule­gen. Es sei „völlig unvertretb­ar, spätestens seit dem Kriegsbegi­nn unmöglich, dass der frühere Bundeskanz­ler diese Aufgaben weiter wahrnimmt“.

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