Wettbewerbshüter knöpfen sich Apple Pay vor
(dpa) - Apple droht wegen der Abschottung seines Bezahldienstes Apple Pay eine hohe Wettbewerbsstrafe der EU. Nach dem vorläufigen Ergebnis von Untersuchungen der EU-Kommission missbraucht das amerikanische Technologieunternehmen seine Marktmacht, indem es auf seinen mobilen Geräten wie dem iPhone den Zugang zu einer Standardtechnologie für kontaktlose Zahlungen einschränkt. Dies wäre ein Verstoß gegen die Wettbewerbsvorschriften der EU, erklärte die zuständige Vizepräsidentin Margrethe Vestager.
Mit der Übergabe einer Mitteilung von Beschwerdepunkten an Apple leitete die Dänin am Montag die nächste Stufe eines EU-Wettbewerbsverfahrens ein, das bereits das zweite große gegen den US-Konzern ist. Apple kann nun auf die Vorwürfe antworten und versuchen, sie mit Änderungen auszuräumen. Bleiben die Wettbewerbshüter danach bei ihrer Einschätzung, könnte auf den Konzern eine hohe Strafzahlung zukommen.
Konkret wirft die Kommission Apple vor, die Konkurrenz im Bereich mobiler Geldbörsen zielgerichtet zu behindern. Wenn etwa Banken ihre Karten in die digitale Geldbörse auf dem iPhone – „Wallet“genannt – einbringen wollen, geht das nur über eine Integration mit Apple Pay. Auch konkurrierende Anbieter von Geldbörsen bekommen auf dem iPhone keinen Fuß in die Tür.
- Yaël Meier meldet sich aus Griechenland. Nachdem sie ein paar Tage Urlaub gemacht hat, arbeitet sie jetzt noch eine Weile von dort aus. Mobiles Arbeiten ist in ihrem Unternehmen Standard. Ein Büro gibt es nicht, Laptop und Handy reichen völlig aus. Die Schweizerin gründete gemeinsam mit ihrem Freund Jo Dietrich vor zwei Jahren die Beratungs- und Marketingagentur Zeam. 24 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen. Der jüngste ist 16 und niemand älter als 26 Jahre. Die Unternehmerin selbst ist Anfang 20 und bereits Mutter eines Sohnes. Wenn jemand sagt, junge Menschen seien zu unerfahren, um etwas in der Wirtschaft bewegen zu können, kann Meier nur den Kopf schütteln. Hinzu kommt: Meier hat ihr Geschäftsmodell auf Jungsein aufgebaut.
Mit ihrer Agentur Zeam berät sie Unternehmen, wie sie junge Menschen besser erreichen können – sowohl als Kunden, als auch als Mitarbeiter. Das „Z“in Zeam steht für die Generation Z, auch Gen Z abgekürzt. So bezeichnet man allgemein die erste Generation, die von Kindesbeinen an mit digitalen Technologien aufgewachsen ist, junge Erwachsene also, die um die Jahrtausendwende herum geboren sind, so wie Meier.
Zu den Kunden von Zeam zählen Ikea, Adidas, die Allianz, Google oder die Schweizer Großbank UBS. Zeam unterstützte Ikea Schweiz beispielsweise bei dem Aufbau eines TiktokKanals. Mit Videos erreicht Ikea dort nun jeweils bis zu 500 000 Zuschauer. „Alle jungen Leute sind bei Tiktok“, sagt Yaël Meier. Die Netzwerke Facebook und Instagram? Längst nicht mehr so populär und vor allem nicht so effizient. „Auf Tiktok kann man mit einem Video – auch wenn du keine Follower hast – Millionen Menschen erreichen“, sagt Meier. Das funktioniert, weil die Nutzer der Plattform, in der Zahl mehr als eine Milliarde weltweit, die Videos von sich aus gerne ansehen und unter ihren Freunden teilen. „Das ist ein organisches Wachstum der Reichweite“, sagt Meier. Man müsse kein Geld für die Bewerbung der Videos ausgeben, so wie das bei Instagram der Fall sei. „Das ist extrem spannend für Unternehmen“, sagt Meier.
Doch damit man die jungen Leute auf Tiktok erreicht, müssen die Videos, die auf der Plattform hochgeladen werden, auch authentisch sein, findet Meier. „Es gibt so viele Kampagnen, die auf uns als Zielgruppe gerichtet sind, die uns aber überhaupt nicht ansprechen“, sagt sie und fügt auch gleich die Erklärung hinzu: „Wenn du einen 40-Jährigen Tiktok machen lässt, dann wird das nicht funktionieren.“
Meier streitet deshalb dafür, dass Unternehmen junge Mitarbeiter mehr einbeziehen. „Bei vielen Unternehmen muss man sich erst jahrelang hocharbeiten, bis man sich am Meetingtisch dazu setzen und etwas sagen darf“, sagt Meier, „da geht extrem viel Potenzial verloren.“Junge Menschen seien die Spezialisten des Digitalen, sagt Meier. Sie könne nicht verstehen, warum sich Unternehmen dieses Wissen entgehen lassen. Deshalb startete Meier im Karrierenetzwerk LinkedIn kürzlich auch eine Kampagne dafür, junge Leute in die Verwaltungs- oder Aufsichtsräte von großen Unternehmen aufzunehmen. Sie stellte sich dabei gleich selbst zur Verfügung und bekam, wie sie sagt, auch einige Angebote. Mehr verrät sie noch nicht.
Social Media verändere die Kultur und die Sprache der Jugend viel schneller als früher. Die Lücke zur nächsten Generation wachse immer schneller. Nur junge Menschen seien die Experten, um solche Lücken zu schließen. „Wir sind alle am Handy seit wir elf sind“, erklärt Meier ihre Generation. „Wir sind vernetzt mit der ganzen Welt, und wir haben Vorbilder auf der ganzen Welt.“Trends aus den USA schwappen in den sozialen Medien sofort über.
Remote zu arbeiten – also von jedem beliebigen Ort aus – sei für die Generation Z ganz normal. Laptop und Smartphone reichen in der Regel aus. Manche Mitarbeiter von Zeam arbeiten in Lissabon, manche sind in London oder auch in Griechenland. Vor einiger Zeit verlegte das Zeam-Team seine Arbeit für eine Weile in ein angesagtes Hotel im Züricher Sihlcity Quartier und lebte und arbeitete dort gemeinsam. „Es war wie in einer großen WG“, sagt Meier. Alles wurde natürlich in den sozialen Medien dokumentiert.
Auch wenn die Agentur kein klassisches Büro hat, einen Sitz braucht jede Firma. Bei Zeam ist das Vitznau, ein 1400-Einwohner-Ort am Vierwaldstättersee im Kanton Luzern. Hier ist Yaël Meier aufgewachsen. Dass ihr Lebensweg schon früh recht ungewöhnlich verlaufen wird, zeichnete sich ab, als sie mit 14 Jahren in einem Spielfilm unerwarteterweise die Hauptrolle bekam. „Wie für viele war es immer mein Traum, Schauspielerin zu werden, aber als es dann tatsächlich geklappt hat, war das ein Zeichen für mich, dass ziemlich vieles möglich ist.“Die Schauspielerei war sozusagen die Initialialzündung für ihre Karriere, auch wenn sie vom Filmgeschäft nach einiger Zeit Abstand nahm und zum Journalismus wechselte und für eine Schweizer Boulevardzeitung Kolumnen schrieb. Hier sei sie oft explizit nach ihrer „jungen Perspektive“gefragt worden, sodass sie sich mehr und mehr mit dem Thema beschäftigte, was sie schließlich auf die Idee der Unternehmensgründung brachte.
Sie sparte gemeinsam mit ihrem Freund und Vater ihres Sohnes, Jo Dietrich, der zuvor Erfahrungen in Wagniskapitalunternehmen gesammelt hatte, 20 000 Franken Startkapital zusammen. Das war die Grundvoraussetzung, um in der Schweiz eine GmbH zu gründen. Wie ernst das Geschäft ist und dass es nicht nur, wie Ältere vielleicht meinen mögen, um ein paar Internet-Videos geht, zeigen die Zahlen.
Die Agentur arbeitet profitabel und ist bis heute allein aus den eigenen Erlösen heraus gewachsen. Zeam betreut laut Meier und Dietrich über 50 Kunden. Der Umsatz beläuft sich auf einen einstelligen Millionenbetrag. Ihren jungen Beschäftigten möchte Meier die Chance geben, die andere Unternehmen eben viel zu oft nicht geben würden: Sie sollen bei Zeam schon in jungen Jahren ihre Talente umsetzen dürfen, Verantwortung übernehmen „und dafür besser bezahlt werden als alle ihre Freunde“.
Yaël Meier ist eine der Referentinnen des Female Future Festivals Bodensee, das am Mittwoch, 4. Mai, im Festspielhaus Bregenz stattfindet. Der von den Österreicherinnen Patricia Zupan-Eugster und Verena Eugster gegründete Kongress für Frauen befasst sich mit Themen wie Karrierechancen, Persönlichkeitsentwicklung, Führungsqualitäten oder Diversität in Unternehmen. Informationen unter https://female-future.com