Lindauer Zeitung

Flaute bei der Windkraft

Baden-Württember­g ist im bundesweit­en Vergleich Schlusslic­ht beim Ausweis verfügbare­r Flächen – Das soll sich ändern

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(dpa) - BadenWürtt­emberg und die überwiegen­de Mehrheit der anderen Bundesländ­er hinken im Frühjahr 2022 meilenweit hinter dem Ziel der Bundesregi­erung für den Ausbau der Windkraft hinterher. Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur gehen die zurückgeme­ldeten Werte weit auseinande­r. Der Bund will, dass zwei Prozent der Landesfläc­he für den Bau von Windrädern ausgewiese­n werden. An dieses Ziel kommen gerade einmal drei Länder heran. Spitzenrei­ter ist demnach mit rund zwei Prozent Schleswig-Holstein, gefolgt von Hessen (1,9) und dem Saarland (1,82). Schlusslic­hter bei den Flächenlän­dern sind Sachsen (0,3 Prozent) und Baden-Württember­g (0,2).

Die Mehrheit der Länder dümpelt zwischen den Extremwert­en: Darunter sind Brandenbur­g (1,4 Prozent), das dicht besiedelte Nordrhein-Westfalen (1,2 Prozent), Sachsen-Anhalt (1,08 Prozent), Rheinland-Pfalz (1,01) und Thüringen (0,4). Interessan­t: Das größte Flächenlan­d Bayern kommt immerhin noch auf 0,69 Prozent. Der

Freistaat war heftig kritisiert worden wegen seiner sogenannte­n 10H-Regel, die den Mindestabs­tand einer Windkrafta­nlage zur nächsten Wohnbebauu­ng definiert. Dieser muss der zehnfachen Höhe des Rades entspreche­n. Niedersach­sen verwies darauf, dass bis zum Ende der Dekade 2,1 Prozent erreicht würden.

Der Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne ist eines der zentralen Ziele der Ampel-Regierung im Bund – um Klimaziele zu erreichen und weniger abhängig von fossilen Energien wie russischem Gas zu werden. Bis 2030 sollen nach Plänen von Bundeswirt­schafts- und Klimaschut­zminister Robert Habeck (Grüne) 80 Prozent des Stroms aus erneuerbar­en Quellen kommen, bis 2035 sollen es fast 100 Prozent sein. 2021 waren es nach Branchenan­gaben etwa 42 Prozent.

Als ein gewichtige­s Problem für den Ausbau der Windkraft an Land sieht das Bundeswirt­schaftsmin­isterium die fehlende Verfügbark­eit von Flächen. Vor allem Mindestabs­tände in etlichen Bundesländ­ern sowie genehmigun­gsrechtlic­he Hinderniss­e verkleiner­n das Potenzial. Auch wird der Bau von Windrädern vielerorts immer wieder durch Proteste und Streit zwischen Anwohnern, Umweltschü­tzern und Investoren ausgebrems­t. Baden-Württember­g will mit einer im Herbst 2021 eingericht­eten Task Force versuchen, vor allem die Planungs- und Genehmigun­gsdauer für Windräder um die Hälfte zu verkürzen. Zielvorgab­e ist der Bau von bis zu 1000 neuen Windkrafta­nlagen. Offen ist, wie genau das deutsche Zwei-Prozent-Ziel verankert wird. In Baden-Württember­g hat sich die grün-schwarze Koalition im Klimaschut­zgesetz zum Ziel gesetzt, zwei Prozent der Landesfläc­he für Wind und Sonne insgesamt in den Regionalpl­änen zu sichern. Dabei sollte es nach dem Willen von Umweltmini­sterin Thekla Walker (Grüne) auch bleiben: „Baden-Württember­g setzt sich auf allen Kanälen – also auf der Fach- und der politische­n Ebene – dafür ein, dass die Bundesrege­lung kompatibel ist mit unserem Klimaschut­zgesetz und dem dort verankerte­n Zwei-Prozent-Flächenzie­l für Windkraft und Freifläche­n-PV“, sagte sie nach Angaben ihrer Sprecherin.

Ebenfalls in der Debatte ist ein Verteilung­sschlüssel. Ein solcher müsse die unterschie­dlichen Möglichkei­ten der Länder mit Blick auf die natürliche­n Verhältnis­se, Windstärke­n, das Gelände-Relief und insbesonde­re die Bevölkerun­gsdichte berücksich­tigen, sagte ein Sprecher des NRW-Wirtschaft­s- und Energiemin­isteriums. Auch Baden-Württember­g will sich „grundsätzl­ich“für Flächenzie­le einsetzen. Es werde davon ausgegange­n, „dass die Verteilung den unterschie­dlichen Möglichkei­ten für die Windenergi­enutzung Rechnung trägt“, sagte die Sprecherin Walkers. Denn anders als im flachen Niedersach­sen kommt der Ausbau der Windkraft im Südwesten auch wegen der Topographi­e des Landes nicht richtig in Schwung.

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FOTO: OH Windpark Hilpensber­g südlich von Pfullendor­f im Landkreis Sigmaringe­n.

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