Alice Schwarzer verteidigt offenen Brief an Scholz
Die Feministin, Martin Walser und andere Prominente warnen vor einem dritten Weltkrieg
(dpa) - Die Feministin Alice Schwarzer hat Kritik an dem offenen Brief zurückgewiesen, mit dem sie und andere Prominente vor einem dritten Weltkrieg infolge der Waffenhilfe für die Ukraine warnen. „Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich ernsthaft von der Gefahr eines neuen Weltkriegs überzeugt“, sagte die Publizistin am Sonntagabend in einer Talksendung von „Bild“. Zwar sei Hilfe für die Ukrainer bei der Selbstverteidigung richtig, doch gehe es „um die sehr schwierige Grenzziehung zwischen Unterstützung zur Verteidigung und Lieferung von Waffen, die von Herrn Putin als Angriffswaffen verstanden werden können“.
Schwarzer und andere Prominente wie die Schriftsteller Martin Walser und Juli Zeh hatten in dem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, weder direkt noch indirekt schwere Waffen an die Ukraine zu liefern, um dem russischen Präsidenten Putin kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf Nato-Staaten zu geben. Vielmehr möge Scholz alles dazu beitragen, „dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren“. Bis Montagmorgen wurde der Brief von 140 000 Menschen digital unterzeichnet.
Im ZDF-„Morgenmagazin“wies Schwarzer am Montag Vorwürfe zurück, man würde die Ukraine im Stich lassen. Auch dürfe man die Unterzeichner nicht in die rechte Ecke rücken. In Umfragen sei die Bevölkerung geteilt, ob man schwere Waffen in die Ukraine liefern solle. Darüber müsse man diskutieren. Es gebe die Gefahr, in einen dritten Weltkrieg hineinzurutschen. „Darum geht es“, betonte Schwarzer.
Nach der Veröffentlichung des Briefes war rasch breite Kritik daran laut geworden. So sagte GrünenFraktionschefin Britta Haßelmann in einem Interview der „Stuttgarter Zeitung“: „Wo sollen ,Kompromisse’ sein, wenn Putin völkerrechtswidrig ein freies europäisches Land überfällt, Städte dem Erdboden gleichgemacht, Zivilisten ermordet werden und Vergewaltigung systematisch als Waffe gegen Frauen eingesetzt wird?“