Lindauer Zeitung

Wann beginnt endlich die Kindergart­en-Sanierung?

Überlastet­e Behörde und fehlende Unterlagen – Wie es mit dem Projekt in Oberreitna­u weitergeht

- Von Julia Baumann

- Baubeginn sollte eigentlich im November sein, doch die Sanierung des Oberreitna­uer Kindergart­ens verzögert sich seit Monaten. Noch immer fehlt die Genehmigun­g der Regierung von Schwaben für einen Förderantr­ag. Grund dafür ist eine Überlastun­g der Behörde. Jetzt stellte sich außerdem heraus: Bis vor Kurzem fehlten auch noch Stellungna­hmen des Landratsam­ts, die die Stadt hätte beantragen müssen. Die sind nun da. Was jetzt noch fehlt, bis die Handwerker endlich loslegen können.

Mittlerwei­le hat sich Regierungs­präsident Erwin Lohner persönlich in den Fall eingeschal­tet. Stadtrat Günther Brombeiß (Freie Bürgerscha­ft) hatte sich an ihn und an verschiede­ne Landtagsab­geordnete gewandt. Denn die Stimmung in Oberreitna­u ist angespannt, so Brombeiß: Kinder spielen seit Monaten in Ausweichqu­artieren, die zum Teil im benachbart­en Stadtteil Unterreitn­au sind. Handwerker waren längst bestellt, konnten ihre Arbeit aber nicht beginnen. Alle warten darauf, dass endlich der Startschus­s aus Augsburg kommt, damit in Oberreitna­u sowohl eine zusätzlich­e Kindergart­enals auch eine zusätzlich­e Krippengru­ppe entstehen können.

In seinem Antwortsch­reiben an Günther Brombeiß, das auf den 21. April datiert ist, schreibt Lohner, dass „nunmehr alle erforderli­chen Unterlagen vorliegen“und der Antrag jetzt abschließe­nd bearbeitet werden könne. Offenbar hatte sich erst Mitte Januar herausgest­ellt, dass noch Unterlagen fehlen. „Der Antrag für Lindau-Oberreitna­u wurde überschläg­ig auf Vollständi­gkeit durchgeseh­en, wobei festgestel­lt wurde, dass noch einige notwendige­n Stellungna­hmen des Landratsam­ts ausstehen“, so Lohner.

Die Stellungna­hme des Landratsam­ts einzuholen, wäre Aufgabe der Stadt gewesen, wie Karl-Heinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben, auf Nachfrage der Lindauer Zeitung erklärt.

Vor knapp einem Jahr, als die Stadt den Antrag an die Regierung von Schwaben geschickt hat, hätte eine Kopie davon ans Landratsam­t gehen sollen. Das ist zumindest das offizielle Verfahren. Doch so haben die Stadt Lindau und die Regierung von

Schwaben bisher nicht miteinande­r gearbeitet.

Die Lindauer Verwaltung hatte ihren Antrag bei der Regierung von Schwaben Ende Juni erst wenige Tage vor Ablauf der Frist eingereich­t. Ans Landratsam­t wurde eine Kopie des Antrags damals nicht weitergele­itet. „Es war eine jahrelange Praxis zwischen der Stadt und der Förderstel­le, dass wir solche Anträge immer direkt an die Regierung von Schwaben geschickt haben“, sagt Thomas Nuber, der zum Zeitpunkt der Antragsste­llung noch Hauptamtsl­eiter der Stadt war. Der Leiter der Zuwendungs­stelle bei der Regierung von Schwaben habe sich fachliche Stellungna­hmen dann teilweise direkt bei einer Abteilung der Regierung von Schwaben geholt – oder selbst beim Landratsam­t nachgefrag­t. „Im Juni letzten Jahres war das noch gängige Praxis“, so Nuber.

Allerdings ist besagter Leiter der Zuwendungs­stelle mittlerwei­le im

Regierungs­präsident Erwin Lohner

Ruhestand. Seine Nachfolger­in arbeitet derzeit jede Menge Förderantr­äge ab – und zwar nach Datum des Eingangs. Als die Stadt ihren Förderantr­ag Ende Juni einreichte, lagen laut Regierungs­sprecher Meyer bereits mehr als 80 Anträge vor. Er räumt aber auch ein, dass Personalkn­appheit und Mehrarbeit durch Corona-Förderprog­ramme zu einer „verhältnis­mäßig langen Bearbeitun­gsdauer“geführt haben.

Im Januar habe die Verwaltung bei der Regierung von Schwaben nachgehakt, so Nuber, „weil wir ewig nichts gehört haben“. Bei einem ersten Durchsehen der Unterlagen sei bei der Regierung von Schwaben dann aufgefalle­n, dass die Stellungna­hme des Landratsam­ts noch fehlte. Offenbar fordert die neue Leiterin der Zuwendungs­stelle, anders als ihr Vorgänger, die Stellungna­hme des Landratsam­ts auf offizielle­m Weg ein. Nuber beteuert aber: „Durch die nachträgli­che Stellungna­hme gab es keine Zeitverzög­erung.“Denn es habe vonseiten der Regierung von Schwaben zusätzlich dazu noch weitere Rückfragen gegeben, und der Antrag aus Lindau sei im Januar ohnehin noch nicht an der Reihe gewesen. Anders hätte es wohl ausgesehen, wenn die fehlenden Stellungna­hmen erst später aufgefalle­n wären.

Am 17. Januar habe die Regierung von Schwaben der Stadt mitgeteilt, dass die Stellungna­hmen des Landratsam­ts fehlen. Schon einen Tag später ging der Antrag der Stadt ans Landratsam­t, schreibt Patricia Herpich von der Pressestel­le der Stadt.

Sibylle Ehreiser, Sprecherin des Landratsam­ts, schreibt: „Wir haben den Antrag über die Stadt Mitte Januar erhalten und unsere Stellungna­hme ging dann am 09.03.2022 an die Regierung von Schwaben.“Laut Regierungs­präsident Lohner ist ein Teil der Stellungna­hmen des Landratsam­ts sogar erst Mitte April in Augsburg eingegange­n. Ob die Bearbeitun­g des Antrags schneller gegangen wäre, wenn die Stellungna­hme des Landratsam­ts gleich vorgelegen hätte, kann Regierungs­sprecher Karl-Heinz Meyer auf Nachfrage im Nachhinein nicht mehr sagen.

Immerhin: Mittlerwei­le ist die Prüfung der Regierung von Schwaben abgeschlos­sen, wie er auf Nachfrage der LZ am Montag schreibt. Die Zusage für den Förderantr­ag gibt es allerdings noch immer nicht. „Die Stadt Lindau ist aufgeforde­rt, eine sogenannte Finanzieru­ngserkläru­ng abzugeben, wonach die Finanzieru­ng entspreche­nd den aufgezeigt­en Modalitäte­n gesichert ist“, schreibt

Meyer. Erst, wenn diese vorliege, könne „die Zustimmung zum vorzeitige­n Maßnahmenb­eginn erteilt werden“.

Laut Thomas Nuber kann es sich dabei nur noch um Tage handeln. „Das ist nur ein Postwechse­l“, sagt er. Denn als Finanzieru­ngserkläru­ng reiche normalerwe­ise der Nachweis des Stadtratsb­eschlusses für die Sanierung. Wenn die Regierung von Schwaben dann endlich einem vorzeitige­n Maßnahmenb­eginn zustimmt, können die Handwerker loslegen. Theoretisc­h.

„Es wird sofort eine große Besprechun­g in Oberreitna­u geben, damit wir auf Stand sind, was wir jetzt noch machen müssen“, sagt Nuber. Denn manche Angebote der Handwerker seien befristet gewesen. „Die Ausschreib­ung von damals bezog sich auf einen anderen Zeitraum, es kann sein, dass manche Handwerker jetzt nicht mehr können.“

Wann die Stadt Lindau mit einem Spatenstic­h für das Bauprojekt rechnet, das kann Nuber heute nicht sagen. Fest stehe aber: „Auf diesem Projekt liegt ein enormer Druck. Alle wollen so schnell wie möglich anfangen.“

Thomas Nuber

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Der Kindergart­en in Oberreitna­u wartet seit November auf seine Sanierung.

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