Lindauer Zeitung

Klopps Trumpf auf der Quadruple-Jagd

Ex-Bayern-Kicker Thiago spielt endlich groß auf und soll den FC Liverpool ins Champions-League-Finale führen

- Von Florian Krebl

(SID) - Jürgen Klopp hat es immer gewusst. Schon damals, als er Thiago von Bayern München auf die Insel lotste. Jetzt ist der spanische Ballkünstl­er der große Trumpf auf der Quadruple-Jagd des FC Liverpool. Spielt der endlich Überragend­e am Dienstag nur annähernd auf Normalnive­au, zaubert er Klopps Reds ins Champions-League-Finale am 28. Mai in Paris.

Neulich erst glaubte der Teammanage­r, er habe nicht recht gehört, als er auf die Kritik an Thiago angesproch­en wurde. Oft hieß es, der 2020 gekommene, verletzung­sanfällige Regisseur verschlepp­e das Spiel. „Die Leute haben sich gefragt, ob er zu unserem Fußball passt?“, fragte Klopp und entgegnete lachend: „Gott sei Dank treffen diese Leute keine Entscheidu­ngen.“Der Trainer weiter: „Thiago wollte unbedingt zu uns, und er kannte die Art des Fußballs, den wir spielen. Er ist ein echter Fußballer, der eine Menge über den Sport nachdenkt. Er wusste, wie wir spielen, und er wusste, dass er bei uns reinpassen würde, und wir wussten das auch.“

Thiago wirkt derzeit wie ein Tuning-Upgrade für die unaufhörli­ch ratternde Fußballmas­chine. Bereits im Halbfinal-Hinspiel gegen BayernSchr­eck Villarreal (2:0) war er mit seiner Spielintel­ligenz der entscheide­nde Mann. Im Rückspiel im Estadio de la Ceramica (21 Uhr/Prime Video) soll er das Spiel wieder ordnen.

Klopp warnte jedoch vor einem verfrühten Gefühl der Sicherheit: „Kurz vor dem Klo in die Hose gemacht, ist immer noch in die Hose gemacht.“Auf Thiago aber, das weiß er, ist Verlass. „Wenn ein Spieler die Partie mitunter etwas beruhigt, und dafür gibt es viele Gründe, etwa dass er sich einen Überblick verschafft, oder was auch immer, dann war das nie etwas, was wir für falsch gehalten haben“, lobte Klopp den 31-Jährigen: „Er hat eine sensatione­lle Übersicht.“

Als „Ballsicher­heit in Person“, pries Mitspieler Joel Matip den ehemaligen Münchner im „kicker“: „Er reißt mit seinen Bewegungen Extralücke­n und verkörpert die hohe Kunst des Fußballs. Ich weiß nicht, wie viele Augen er im Kopf hat, aber was er macht, ist schon unglaublic­h.“

Allerdings benötigte Thiago in Liverpool etwas Anlaufzeit. „Er hatte Pech mit Verletzung­en, aber wenn er fit ist, kann er dem Spiel einen richtigen Rhythmus geben“, sagte Klopp. In der laufenden Spielzeit, als er mit Corona und einer Hüftblessu­r zu kämpfen hatte, wurde der Zauberfuß zum Sinnbild Liverpools wohl schlechtes­ter Saisonphas­e stilisiert.

Um den Jahreswech­sel herum kassierten die Reds ohne Thiago eine bittere 0:1-Pleite in Leicester – eingerahmt von zwei Remis. Bittere Rückschläg­e im Meisterren­nen der Premier League, in dem Liverpool nach

Das Wetter hätte etwas besser sein können. Maximal 21 Grad und dazu leichter Regen waren vermutlich nicht unbedingt das, was sich die Spieler des FC Bayern von ihrem Kurztrip nach Ibiza erwartet hatten. Und dann erst der Stress: Samstag gleich nach der Blamage beim FSV Mainz 05 (1:3) hin, Montag schon wieder zurück, Dienstag um 14 Uhr öffentlich­es Training. Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic spielte es herunter als „teambilden­de Maßnahme“. Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus konnte ob dieser „Ibiza-Affäre“nur den Kopf schütteln. „Nach diesem Spiel geht das schon mal gar nicht“, sagte er bei Sky90, „nicht nur wegen den Spielern, auch wegen der Außendarst­ellung.“Die Anhänger der Münchner ärgerten sich über die Leistung der Mannschaft, „und dann fahren die Spieler in den Urlaub“. An Traiwachse­n, einer tollen Aufholjagd längst wieder voll mitmischt.

Ein Punkt Rückstand ist es auf Tabellenfü­hrer Manchester City, im FA-Cup-Finale am 14. Mai ist neben dem bereits gewonnenen League ner Julian Nagelsmann­s Stelle hätte er „härter“durchgegri­ffen und die beiden freien Tage gestrichen.

Der Kurztrip war angeblich angekündig­t, wie Salihamidz­ic angesichts der aufkommend­en Aufregung eiligst betonte. „Vergangene Woche haben uns die Spieler darüber informiert, dass sie die beiden trainingsf­reien Tage in der Gruppe auf Ibiza verbringen möchten“, sagte er: „Wir haben das als teambilden­de Maßnahme akzeptiert.“Akzeptiere­n klingt nicht nach Begeisteru­ng. Salihamidz­ic sah offenkundi­g einen erhebliche­n Bedarf an Rechtferti­gung für den Ausflug. Die Mannschaft habe sich „noch höhere Ziele in dieser Saison gesetzt und ist seit dem Ausscheide­n in der Champions League sehr mit sich und ihrem künftigen Weg beschäftig­t“, sagte er und ergänzte: Aus Niederlage­n könne Stärke er

Cup gegen den FC Chelsea ein weiterer Titel drin. Der QuadrupleT­raum lebt – auch dank Thiago. Und der Spanier fühlt sich auf der Insel pudelwohl. „Neulich habe ich mit einigen Freunden darüber gesprochen, und ich habe in all den Jahren, in denen ich im Fußball tätig bin, noch nie einen so aufregende­n Monat erlebt, mit so wichtigen und spannenden Spielen alle drei Tage“, sagte Thiago. Mehrere Titel wären da die Krönung. der „Bild“fehlten gleich acht Spieler auf dem Kurztrip: allen voran Manuel Neuer, immerhin der Kapitän, und Thomas Müller. Nicht auf der Insel dabei waren angeblich auch Dayot Upamecano, Kingsley Coman, Niklas Süle, Bouna Sarr, Marcel Sabitzer und Sven Ulreich. Es ist vor allem das Timing, das nach der gewonnenen Meistersch­aft und der peinlichen Abreibung in Mainz für Kopfschütt­eln sorgte. Salihamidz­ic beeilte sich, vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart die Sorgen über mangelnde Arbeitsein­stellung zu zerstreuen: „Es ist völlig klar“, teilte er mit, dass sich „unsere Spieler“gegen den VfB „mit der sie auszeichne­nden Profession­alität und fußballeri­schen Stärke voll einsetzen werden, um unseren Fans mit einem Sieg einen schönen Saisonabsc­hluss als deutscher Meister im eigenen Stadion zu schenken.“Klar. (SID)

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FOTO: PAUL GREENWOOD/SHUTTERSTO­CK/IMAGO Liverpools Mittelfeld-Regisseur Thiago präsentier­t sich derzeit in bestechend­er Form.
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Nach der Blamage gegen Mainz geht es für Leroy Sané und Co zum Teambuildi­ng.
FOTO: BRATIC/IMAGO das wisse er aus seiner Spielerzei­t, „so eine gemeinscha­ftliche Aktion der Mannschaft kann hier eine wichtige Grundlage sein“. Wobei gemeinscha­ftlich doch eher übertriebe­n ist. Nach Recherchen Nach der Blamage gegen Mainz geht es für Leroy Sané und Co zum Teambuildi­ng.

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