Wiegerts „Wahnsinn“in Magdeburg
Den Handballern des SCM ist der erste Meistertitel seit 2001 kaum noch zu nehmen
(SID) Der dramatische Last-Minute-Erfolg gegen den Verfolger, die Titelgesänge im Tollhaus Getec-Arena, die Gratulationen der Konkurrenz – all das konnte Bennet Wiegert nicht aus der Reserve locken. Über die Meisterschaft könnten andere reden, befand der Trainer des SC Magdeburg bei Sky: „Wir versuchen weiter, Spiele zu gewinnen.“
Doch ob Wiegert will oder nicht: Sieben Spieltage vor dem Saisonende verflüchtigen sich in der Handball-Szene allmählich die letzten Zweifel am Titelgewinn des SCM. Wer nach der empfindlichen Niederlage im Pokal-Endspiel gegen den THW Kiel (21:28) auf einen Einbruch gesetzt hatte, sah sich im Topspiel gegen die Füchse Berlin eines Besseren belehrt.
Trotz eines Vier-Tore-Rückstands in der 50. Minute gewann der SCM die Partie. „Was wir mit einer Energieleistung und mit der Halle in Symbiose hier abgerissen haben, das ist Wahnsinn“, sagte Wiegert am MDRMikrofon. Wille, Mentalität und viel Leidenschaft könnten „Bäume versetzen. Das macht mich unheimlich stolz.“
Durch das 28:27 räumte das Wiegert-Team den vermeintlich größten Stolperstein auf der Zielgeraden aus dem Weg, bei sechs Minuspunkten Vorsprung auf Kiel geht es nun gegen keinen Gegner mehr aus den Top 6. „Glückwunsch nach Magdeburg“, sagte Füchse-Trainer Jaron Siewert: „Ich glaube, damit haben sie schon die Meisterschaft eingetütet.“
Davon wollte Wiegert, der Spiritus Rector des Magdeburger Höhenflugs,
zwar nichts wissen. Doch am späten Nachmittag, als die Partie gegen Berlin längst vorbei war und die Gesänge der glückseligen Fans („Deutscher Meister wird nur der SCM“) verstummt waren, nahm er den Ball dann noch indirekt auf.
Ob so ein Meister spiele, wurde Wiegert gefragt. „Ja natürlich, die ganze Zeit“, antwortete er: „Da habe ich nie einen Hehl draus gemacht. Aber bis dahin haben wir noch sieben Spiele. Jeder Punkt tut uns auf diesem Weg unheimlich gut.“
Wiegert wandelt in Magdeburg inzwischen auf den Spuren des großen Alfred Gislason, der den Traditionsclub 2001 zur bis dato letzten Meisterschaft geführt hatte. Wiegert, heute 40, war damals als Profi mit dabei, nun, in seiner siebten Saison als SCM-Trainer, könnte dem SCM-Eigengewächs selbst der ganz große Wurf als Hauptverantwortlicher gelingen.