Lindauer Zeitung

Scholz schickt Baerbock in die Ukraine

Versöhnlic­hes Telefonat zwischen Selenskyj und Steinmeier – Außenminis­terin reist nach Kiew

- Von Stefan Kegel und dpa

- Nach wochenlang­er Verstimmun­g zwischen Berlin und Kiew soll Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock (Grüne) „demnächst“in die Ukraine reisen. Das kündigte Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag­abend in Berlin an. Wenige Stunden zuvor hatte der zunächst in Kiew unerwünsch­te Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier ein versöhnlic­hes Telefonat mit dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj geführt. „Die Irritation­en wurden ausgeräumt“, hieß es aus dem Bundespräs­idialamt nach dem dreivierte­lstündigen Gespräch. Steinmeier habe seine „Solidaritä­t, Respekt und Unterstütz­ung für den mutigen Kampf des ukrainisch­en Volkes gegen die russischen Aggressore­n“betont.

Das sei eine „gute Sache“, sagte Scholz, der sich zunächst aber nicht zu eventuelle­n eigenen Reisepläne­n äußerte. Der Kanzler hatte in einem Fernsehint­erview den Affront gegen den Bundespräs­identen als einen Grund dafür angeführt, dass er nicht nach Kiew reise. Der ukrainisch­e Botschafte­r Andrij Melnyk hatte ihn daraufhin als „beleidigte Leberwurst“bezeichnet.

Nach dem Telefonat erklärte nun jedoch Selenskyj, „die gesamte deutsche Staatsspit­ze“sei in Kiew herzlich willkommen. Als Erstes wird am 8./9. Mai Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas zu den Feierlichk­eiten am Tag der Befreiung fahren. Dieser Termin war von Kiew als „hochrangig­es Zeichen“der Unterstütz­ung gewünscht worden.

Wegen der Absage des geplanten Besuchs Steinmeier­s in der Ukraine war das diplomatis­che Verhältnis zwischen beiden Ländern merklich abgekühlt. Ursprüngli­ch hatte das deutsche Staatsober­haupt Mitte April nach Kiew reisen wollen. Am Abend vor der Abreise wurde er jedoch von der ukrainisch­en Seite ohne Begründung ausgeladen. Allgemein wurde die Absage als Kritik an Steinmeier­s früherer Tätigkeit als deutscher Außenminis­ter bewertet. Er hatte gemeinsam mit seinen Kollegen aus Frankreich, Russland und der Ukraine im Jahr 2015 das Abkommen von Minsk ausgehande­lt, das eine faktische Autonomie der von russischen Söldnern besetzten Gebiete im Donbass vorsah.

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