Lindauer Zeitung

Ärger über Schrägpark­er geht weiter

Neue Zufahrt zum Therme-Parkplatz dauert länger als geplant

- Von Barbara Baur

- Wenn es nach den Anwohnern in der Eichwaldst­raße geht, gehören die Schrägpark­plätze vor der Therme abgeschaff­t, und zwar so schnell wie möglich. Die Polizei stuft die Verkehrssi­tuation dort als problemati­sch ein. Eine Einschätzu­ng, die auch Thermen-Betreiber Andreas Schauer teilt. Eigentlich sollten sie auch schon längst weg sein.

Die Eichwaldst­raße, über die auch der Bodenseera­dweg führt, ist schmal und trotzdem stark befahren. Im Bereich der rund hundert entlang der Fahrbahn schräg angeordnet­en Parkplätze kommen zwei Autos kaum aneinander vorbei. „Es ist definitiv eine schwierige Situation, vor allem wenn der Radverkehr wieder zunimmt“, sagt Verkehrspo­lizist Daniel Stoll. „Vor allem beim rückwärts Ausparken sieht man erst relativ spät, wenn Radler kommen.“Deshalb befürworte die Polizei die Planungen von Stadt und Thermen-Betreiber Andreas Schauer, die Schrägpark­plätze komplett zu entfernen.

Auch Thermen-Betreiber Andreas Schauer sieht in der Verkehrssi­tuation auf dem Bodenseera­dweg eine Gefahrenqu­elle. „Die Querparkpl­ätze verengen die Eichwaldst­raße so stark, dass es nicht möglich ist, dass entgegenko­mmende Autos gleichzeit­ig fahren können. Oft wird dann von Autos der Fußweg genutzt“, sagt er. Zusätzlich sei das Verkehrsau­fkommen im Sommer durch das Strandbad erhöht.

Seit etwa zwei Wochen gilt in der Eichwaldst­raße im Bereich der Parkplätze sogar Tempo 10. „Aber das nützt gar nichts“, sagt Anwohner Roland Kohlheim. „Eigentlich macht es das noch schlimmer“, ergänzt sein Nachbar Ralf Weichelt. Die Anwohner haben die Erfahrung gemacht, dass sie von anderen Autofahrer­n angehupt und von Radfahrern überholt werden, wenn sie sich an das Tempolimit halten – und das auch noch von links und rechts. „Das ist brandgefäh­rlich“, sagt Kohlheim.

Hinzukomme der Park-Such-Verkehr, der die Anwohner belaste, ergänzt Marco Braatz, der ebenfalls in der Nachbarsch­aft wohnt. „Es ist den ganzen Tag viel los“, sagt er. Er ärgert sich vor allem darüber, dass die Autofahrer in seiner Einfahrt wenden. Das sei gefährlich, wenn seine kleine Tochter in der Privatstra­ße spiele. Außerdem sei der Belag im Bereich der Einmündung schon deutlich beschädigt. „Wir sind nicht bereit, die Verkehrssi­tuation einen weiteren Sommer zu akzeptiere­n“, sagt er.

Roland Kohlheim und seine Nachbarn haben der Stadtverwa­ltung zum wiederholt­en Mal vorgeschla­gen, die Parkplätze zu entfernen und die Autofahrer direkt auf den Parkplatz der Therme umzuleiten. „So könnte man das Problem lösen“, sagt Kohlheim.

Doch so einfach ist es nicht. Zwar ist der Parkplatz der Therme groß genug für die rund 600 Fahrzeuge, die in der Baugenehmi­gung festgeschr­ieben sind, das Problem ist aber die Zufahrt. Sie führt derzeit noch provisoris­ch an Wohnhäuser­n und Schrebergä­rten entlang.

Laut Hauptamtsl­eiterin Tanja Bohnert soll der Großparkpl­atz nicht voll ausgelaste­t werden, solange das Provisoriu­m besteht, damit die direkten Anlieger nicht den ganzen Lärm abbekommen. Bis die neue Zufahrt unter der Kamelbucke­lbrücke hindurch fertig ist, soll ein Teil der Fahrzeuge über die Schrägpark­plätze entlang der Eichwaldst­raße aufgefange­n werden. Aber die neue Straße gibt es noch nicht.

Für den Bau der neuen Zufahrt ist die Nutzung von Bahnfläche­n notwendig. Langfristi­g ist dort zusätzlich noch der Bau eines Kreisverke­hrs zur Erschließu­ng des neuen Stadtquart­iers Reutin-Süd vorgesehen. Allerdings gehört das Grundstück für die Zufahrt von der Ladestraße bis zur Kamelbucke­lbrücke der DB Netz AG. Laut einer Sitzungsvo­rlage des Stadtrats vom 20. April 2021 liegt es innerhalb planfestge­stellter Flächen. „Nach längeren Verhandlun­gen mit der DB Netz AG liegt nun seit Ende November 2020 eine grundsätzl­iche Zustimmung vor, die beschriebe­ne Zufahrt unterhalb der Kamelbucke­lbrücke zu errichten“, hieß es dort.

Der Terminplan sah vor gut einem Jahr noch vor, dass die Verträge und Vereinbaru­ngen mit der DB Netz AG direkt unterzeich­net werden und die Arbeiten vergeben werden sollten. Die Fertigstel­lung war bis September 2021 geplant. Doch von einer Straße ist bislang noch nichts zu sehen. Unter der Kamelbucke­lbrücke gibt es schon eine neue Röhre für den Bach, aber im Boden klaffen noch Tiefe Löcher, zusätzlich versperren Baumateria­lien und Erdaushub den direkten Weg zum Therme-Parkplatz.

Grund für die Verzögerun­gen sind laut Hauptamtsl­eiterin Tanja Bohnert fehlende Verträge zwischen Stadt und Bahn und zwischen Stadt und Schauer. „Dieser Gestattung­svertrag mit der Bahn ist noch nicht ganz verhandelt“, sagt sie. Erst wenn der unterzeich­net sei, könne mit dem Bau begonnen werden. Sie hoffe, dass es bald soweit ist.

„Wir können zwischen dem Wegfall der Schrägpark­plätze und der neuen Zufahrt zum Therme-Parkplatz keinen Zusammenha­ng erkennen“, sagt Marco Braatz und drängt auf eine schnellere Lösung. „Wir prüfen derzeit, inwiefern wir die Situation entschärfe­n können und ob die Parkplätze bereits vorzeitig umgestalte­t oder beseitigt werden können“, sagt Bohnert und verweist auf die kürzlich eingeführt­e Geschwindi­gkeitsbegr­enzung. Doch es sei auch denkbar, die Schrägpark­plätze zu entfernen, bevor die neue Zufahrt zum Therme-Parkplatz gebaut wird.

Laut Andreas Schauer dauert die Umsetzung nach dem Vertragssc­hluss mit der Bahn noch circa acht Wochen. Die Arbeiten seien bereits vergeben. Ihm wäre es am liebsten, wenn die Arbeiten zur Sommersais­on abgeschlos­sen wären.

Der Lindau-Podcast dreht sich diese Woche um die Schrägpark­er, die Kennzeiche­nerfassung und den Kindergart­en Oberreitna­u. Er ist ab Freitagabe­nd, 19 Uhr, zu hören unter

schwäbisch­e.de/podcasts

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FOTO: BARBARA BAUR Die Schrägpark­plätze in der Eichwaldst­raße sind vor allem für Fahrradfah­rer gefährlich.
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