Ärger über Schrägparker geht weiter
Neue Zufahrt zum Therme-Parkplatz dauert länger als geplant
- Wenn es nach den Anwohnern in der Eichwaldstraße geht, gehören die Schrägparkplätze vor der Therme abgeschafft, und zwar so schnell wie möglich. Die Polizei stuft die Verkehrssituation dort als problematisch ein. Eine Einschätzung, die auch Thermen-Betreiber Andreas Schauer teilt. Eigentlich sollten sie auch schon längst weg sein.
Die Eichwaldstraße, über die auch der Bodenseeradweg führt, ist schmal und trotzdem stark befahren. Im Bereich der rund hundert entlang der Fahrbahn schräg angeordneten Parkplätze kommen zwei Autos kaum aneinander vorbei. „Es ist definitiv eine schwierige Situation, vor allem wenn der Radverkehr wieder zunimmt“, sagt Verkehrspolizist Daniel Stoll. „Vor allem beim rückwärts Ausparken sieht man erst relativ spät, wenn Radler kommen.“Deshalb befürworte die Polizei die Planungen von Stadt und Thermen-Betreiber Andreas Schauer, die Schrägparkplätze komplett zu entfernen.
Auch Thermen-Betreiber Andreas Schauer sieht in der Verkehrssituation auf dem Bodenseeradweg eine Gefahrenquelle. „Die Querparkplätze verengen die Eichwaldstraße so stark, dass es nicht möglich ist, dass entgegenkommende Autos gleichzeitig fahren können. Oft wird dann von Autos der Fußweg genutzt“, sagt er. Zusätzlich sei das Verkehrsaufkommen im Sommer durch das Strandbad erhöht.
Seit etwa zwei Wochen gilt in der Eichwaldstraße im Bereich der Parkplätze sogar Tempo 10. „Aber das nützt gar nichts“, sagt Anwohner Roland Kohlheim. „Eigentlich macht es das noch schlimmer“, ergänzt sein Nachbar Ralf Weichelt. Die Anwohner haben die Erfahrung gemacht, dass sie von anderen Autofahrern angehupt und von Radfahrern überholt werden, wenn sie sich an das Tempolimit halten – und das auch noch von links und rechts. „Das ist brandgefährlich“, sagt Kohlheim.
Hinzukomme der Park-Such-Verkehr, der die Anwohner belaste, ergänzt Marco Braatz, der ebenfalls in der Nachbarschaft wohnt. „Es ist den ganzen Tag viel los“, sagt er. Er ärgert sich vor allem darüber, dass die Autofahrer in seiner Einfahrt wenden. Das sei gefährlich, wenn seine kleine Tochter in der Privatstraße spiele. Außerdem sei der Belag im Bereich der Einmündung schon deutlich beschädigt. „Wir sind nicht bereit, die Verkehrssituation einen weiteren Sommer zu akzeptieren“, sagt er.
Roland Kohlheim und seine Nachbarn haben der Stadtverwaltung zum wiederholten Mal vorgeschlagen, die Parkplätze zu entfernen und die Autofahrer direkt auf den Parkplatz der Therme umzuleiten. „So könnte man das Problem lösen“, sagt Kohlheim.
Doch so einfach ist es nicht. Zwar ist der Parkplatz der Therme groß genug für die rund 600 Fahrzeuge, die in der Baugenehmigung festgeschrieben sind, das Problem ist aber die Zufahrt. Sie führt derzeit noch provisorisch an Wohnhäusern und Schrebergärten entlang.
Laut Hauptamtsleiterin Tanja Bohnert soll der Großparkplatz nicht voll ausgelastet werden, solange das Provisorium besteht, damit die direkten Anlieger nicht den ganzen Lärm abbekommen. Bis die neue Zufahrt unter der Kamelbuckelbrücke hindurch fertig ist, soll ein Teil der Fahrzeuge über die Schrägparkplätze entlang der Eichwaldstraße aufgefangen werden. Aber die neue Straße gibt es noch nicht.
Für den Bau der neuen Zufahrt ist die Nutzung von Bahnflächen notwendig. Langfristig ist dort zusätzlich noch der Bau eines Kreisverkehrs zur Erschließung des neuen Stadtquartiers Reutin-Süd vorgesehen. Allerdings gehört das Grundstück für die Zufahrt von der Ladestraße bis zur Kamelbuckelbrücke der DB Netz AG. Laut einer Sitzungsvorlage des Stadtrats vom 20. April 2021 liegt es innerhalb planfestgestellter Flächen. „Nach längeren Verhandlungen mit der DB Netz AG liegt nun seit Ende November 2020 eine grundsätzliche Zustimmung vor, die beschriebene Zufahrt unterhalb der Kamelbuckelbrücke zu errichten“, hieß es dort.
Der Terminplan sah vor gut einem Jahr noch vor, dass die Verträge und Vereinbarungen mit der DB Netz AG direkt unterzeichnet werden und die Arbeiten vergeben werden sollten. Die Fertigstellung war bis September 2021 geplant. Doch von einer Straße ist bislang noch nichts zu sehen. Unter der Kamelbuckelbrücke gibt es schon eine neue Röhre für den Bach, aber im Boden klaffen noch Tiefe Löcher, zusätzlich versperren Baumaterialien und Erdaushub den direkten Weg zum Therme-Parkplatz.
Grund für die Verzögerungen sind laut Hauptamtsleiterin Tanja Bohnert fehlende Verträge zwischen Stadt und Bahn und zwischen Stadt und Schauer. „Dieser Gestattungsvertrag mit der Bahn ist noch nicht ganz verhandelt“, sagt sie. Erst wenn der unterzeichnet sei, könne mit dem Bau begonnen werden. Sie hoffe, dass es bald soweit ist.
„Wir können zwischen dem Wegfall der Schrägparkplätze und der neuen Zufahrt zum Therme-Parkplatz keinen Zusammenhang erkennen“, sagt Marco Braatz und drängt auf eine schnellere Lösung. „Wir prüfen derzeit, inwiefern wir die Situation entschärfen können und ob die Parkplätze bereits vorzeitig umgestaltet oder beseitigt werden können“, sagt Bohnert und verweist auf die kürzlich eingeführte Geschwindigkeitsbegrenzung. Doch es sei auch denkbar, die Schrägparkplätze zu entfernen, bevor die neue Zufahrt zum Therme-Parkplatz gebaut wird.
Laut Andreas Schauer dauert die Umsetzung nach dem Vertragsschluss mit der Bahn noch circa acht Wochen. Die Arbeiten seien bereits vergeben. Ihm wäre es am liebsten, wenn die Arbeiten zur Sommersaison abgeschlossen wären.
Der Lindau-Podcast dreht sich diese Woche um die Schrägparker, die Kennzeichenerfassung und den Kindergarten Oberreitnau. Er ist ab Freitagabend, 19 Uhr, zu hören unter
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