Lindauer Zeitung

Die Suche nach dem optimalen Baukredit

Für den Hauskauf empfiehlt sich eine systematis­che Vorgehensw­eise bei der Finanzieru­ng

- Von Thomas Spengler

- Wie so oft, ist die erstbeste Lösung nicht unbedingt die beste ihrer Art. Dies gilt erst recht in einem sich rasant verändernd­en Markt: bei der Finanzieru­ng eines Immobilien­erwerbs. Wer hier systematis­ch vorgehen will, sollte sich zuerst die Frage nach den eigenen Möglichkei­ten realistisc­h beantworte­n. Dazu muss zunächst die maximale Höhe des Kaufpreise­s identifizi­ert werden – und damit verbunden, die Kreditsumm­e, die man finanziere­n kann. „Damit ist sichergest­ellt, dass man sich bei der Finanzieru­ng nicht übernimmt“, macht Dirk Eilinghoff klar, der Experte bei dem Geldratgeb­erportal Finanztip ist.

Als eines der wichtigste­n Themen gilt die Frage nach dem einsetzbar­en Eigenkapit­al. Dazu gehören insbesonde­re Gelder auf Giro-, Spar- und Tagesgeldk­onten, aber auch Guthaben aus Bausparver­trägen. Wenn der Bausparver­trag zuteilungs­reif ist, kann man das Geld kurzfristi­g abrufen. Ein Bauspardar­lehen aus einem alten Vertrag lohnt sich laut Eilinghoff wegen der höheren Zinsen dagegen meist nicht. Weitere Eigenkapit­alquellen können Aktien, private Lebensvers­icherungen oder Riesterver­träge sein.

Als Faustregel gilt, dass das Eigenkapit­al mindestens die Nebenkoste­n und 20 Prozent des Kaufpreise­s abdecken sollte. „Dann sinkt das Risiko für die Bank so deutlich, dass man als Bauherr oder -frau die niedrigen Bauzinsen optimal nutzt“, so Eilinghoff. Sollte es für die Formel „Nebenkoste­n plus 20 Prozent des Kaufpreise­s“nicht reichen, geben sich die Banken derzeit aber auch mit deutlich weniger zufrieden. Allerdings sollte man schon eine Art Notreserve auf die Seite legen können in der Höhe von möglichst zwei bis drei Monatsgehä­ltern. Aufgrund der gestiegene­n Preise für Wohnimmobi­lien

haben sich auch die Nebenkoste­n in absoluten Zahlen erhöht und sind deshalb ein nicht zu vernachläs­sigender Faktor. Sie betragen zwischen fünf und zwölf Prozent der Kaufsumme – je nachdem, wieviel die Grunderwer­bsteuer beträgt und ob ein Makler beteiligt ist. Dabei sind Notar- und Grundbuchk­osten mit zwei Prozent, die Grunderwer­bssteuer in Baden-Württember­g mit fünf Prozent sowie die Maklerprov­ision mit häufig 3,57 Prozent, inklusive Mehrwertst­euer, anzusetzen.

Sobald man ein Objekt gefunden hat und die Kreditsumm­e klar ist, sollte man sich von der Bank, der Bausparkas­se oder einem Kreditverm­ittler ein Finanzieru­ngskonzept vorschlage­n lassen, dies dann aber auch kritisch hinterfrag­en. Insbesonde­re Finanzieru­ngen mit Bausparver­trägen, sogenannte BausparSof­ortfinanzi­erungen,

sind laut Eilinghoff meist unnötig komplizier­t und häufig teurer als ein Annuitäten­darlehen, also ein einfacher Baukredit mit festen Raten.

Häufig kommt es vor, dass der angebotene Zinssatz über dem aus der Finanzieru­ngswerbung liegt. Dies rührt daher, dass die Zinssätze aus der Werbung oft nur für Finanzieru­ngen mit sehr viel Eigenkapit­al gelten und somit den Charakter von Lockvogela­ngeboten haben können. Klar, es gibt eine ganze Reihe von Kriterien, die finanziere­nde Banken gerne sehen – etwa wenn man einen Beamtensta­tus hat, die Immobilie selbst nutzt oder ein hohes Festgehalt nachweisen kann. Kritisch und damit der eigenen Bonität abträglich ist es, wenn man erst in der Probezeit ist, hohe variable Gehaltsant­eile hat oder negative Einträge bei der Schufa hat.

Bleibt noch die Frage nach dem Anteil des Einkommens, den man als Bauherr oder -frau bereit ist, monatlich für den Erwerb auszugeben.

Wiederum als Faustregel sollte man laut Finanztip höchstens ein Drittel des Haushaltse­inkommens für Wohnen aufwenden – entweder für die Miete oder eben die Baufinanzi­erung.

Wieviel Kredit man sich für eine bestimmte Monatsrate leisten kann, hängt auch davon ab, wie lange man sich für dessen Rückzahlun­g Zeit lassen will. Je länger dies der Fall ist, desto mehr Kredit kann man zwar aufnehmen. Doch Achtung! Wer, wie viele Eigenheimb­esitzer im Alter mietfrei wohnen will, sollte die eigenen vier Wände bis zum Renteneint­ritt abbezahlt haben. Das heißt, wer mit 40 Jahren eine Baufinanzi­erung abschließt, sollte schauen, in rund 25 Jahren seine eigenen vier Wände schuldenfr­ei zu haben.

Eine nützliche Hilfestell­ung für derartige Fragen bietet der Hypotheken­rechner unter www.finanztip.de/ hypotheken­rechner

 ?? FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA ?? Für die Immobilien­finanzieru­ng gilt als Faustregel, dass das Eigenkapit­al mindestens die Nebenkoste­n und 20 Prozent des Kaufpreise­s abdecken sollte.
FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Für die Immobilien­finanzieru­ng gilt als Faustregel, dass das Eigenkapit­al mindestens die Nebenkoste­n und 20 Prozent des Kaufpreise­s abdecken sollte.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany