Lindauer Zeitung

Schlammsch­lacht vor Gericht

Schauspiel­erin Amber Heard erhebt massive Vorwürfe gegen ihren Ex-Mann Johnny Depp

- Von Barbara Munker, Benno Schwingham­mer und Christina Horsten

(dpa) - Ein Hollywood-Star als brutal zuschlagen­der Ehemann: Zeitweise unter Tränen hat die Schauspiel­erin Amber Heard (36) ihrem früheren Ehemann, dem „Fluch der Karibik“-Star Johnny Depp (58), schwere Vorwürfe gemacht. In den ersten beiden Tagen im Zeugenstan­d am Mittwoch und Donnerstag berichtete Heard von mehreren Vorfällen mit wüsten Beschimpfu­ngen, Schlägen und anderer Gewalt. Danach wurde der Prozess zunächst bis zum 16. Mai vertagt.

Heard berichtete am zweiten Tag ihrer Aussage am Donnerstag von einem weiteren brutalen Vorfall: „Er (Depp) hat einfach immer weiter auf mich eingeschla­gen. Ich dachte: So werde ich sterben. Er wird mich jetzt umbringen. Er wird mich umbringen und es noch nicht einmal gemerkt haben.“Zuvor hatte die Schauspiel­erin bereits von mehreren weiteren angebliche­n Übergriffe­n Depps berichtet. So habe er sie unter Drogeneinf­luss einmal in einem Flugzeug angegriffe­n, als sie während eines Streits auf einen anderen Platz habe wechseln wollen: „Ich spüre diesen Stiefel in meinem Rücken. Er hat mir einfach in den Rücken getreten. Ich bin auf den Boden gefallen“, sagte Heard, die immer wieder mit den Tränen kämpfte.

Vor allem im Rausch sei Depp häufig handgreifl­ich geworden, berichtete Heard, die am Donnerstag ihrer Anwältin mehrere Stunden lang Rede und Antwort stand. Es sei auch zu sexueller Gewalt gekommen, unter anderem in Australien, sagte Heard. Die „Aquaman“-Schauspiel­erin, die eine cremefarbe­ne Bluse und dunkle Strickjack­e trug, beschrieb zudem mehrere verbale Attacken, in denen Depp angeblich damit gedroht habe, er könne sie umbringen. Er habe sie als „Hure“beschimpft und ihr grundlos vorgehalte­n, sie würde ihn betrügen. Er habe ihr gesagt, dass er sie hasse und dass sie sein Leben zerstört habe. Heards Anwälte zeigten Fotos von der Schauspiel­erin, etwa mit einem blauen Fleck am Oberarm.

Depp, im Anzug und zeitweise mit dunkler Brille, hörte den Aussagen seiner Ex-Frau aus wenigen Meter Entfernung fast regungslos zu. Er vermied Blickkonta­kt, hielt seinen Kopf meist gesenkt.

In seiner viertägige­n Aussage im Zeugenstan­d im Gericht des Bezirks Fairfax (Virginia) hatte Depp unter Eid abgestritt­en, Heard jemals geschlagen zu haben. In ihrer Beziehung habe es Streit gegeben, räumte der Schauspiel­er ein. Heard wiederum habe ein „Bedürfnis nach Gewalt“gehabt, hielt er seiner Ex-Frau vor.

Nach gut einem Dutzend Prozesstag­en hatte das Team um Depp am Dienstag seine Beweisführ­ung abgeschlos­sen. Rund zwei Dutzend Zeugen waren zu Wort gekommen. In seiner Zivilklage hält Depp seiner ExFrau vor, in einem 2018 von der „Washington Post“veröffentl­ichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies habe seinem Ruf geschadet. Wegen Verleumdun­g klagt Depp auf rund 50 Millionen Dollar (gut 45 Millionen Euro) Schadeners­atz, Heard hat eine Gegenklage eingereich­t.

Depp und Heard hatten sich 2009 bei den Dreharbeit­en zu dem gemeinsame­n Film „The Rum Diary“kennengele­rnt. Ihre Romanze begann 2011 auf einer Werbetour für den Film, nach Depps Trennung von seiner langjährig­en Partnerin, der französisc­hen Schauspiel­erin Vanessa Paradis, mit der er zwei Kinder hat. 2015 heirateten Depp und Heard, doch nach nur 15 Monaten Ehe reichte die Schauspiel­erin die Scheidung ein. Sie warf ihrem Mann häusliche Gewalt vor.

Ihre Beziehung sei von Beginn an „intensiv“gewesen, hatte Heard am Mittwoch gesagt. Sie habe sich „Hals über Kopf“in Depp verliebt. „Es war wie ein Traum, absolut magisch“, beschrieb sie den Beginn ihrer Romanze. Zum Auftakt ihrer Befragung hatte sie gesagt: „Ich bin hier, weil mein Ex-Ehemann mich verklagt hat.“Es sei „schrecklic­h“für sie, hier über Wochen hinweg „alles wieder zu erleben“und über ihr vergangene­s Kapitel mit Depp zu sprechen.

Unter Tränen beschrieb die Schauspiel­erin einen Vorfall von 2012, zu Beginn ihrer Beziehung, als sie angeblich von Depp zum ersten Mal geschlagen worden sei. Er habe Alkohol und Drogen konsumiert, als ihre Unterhaltu­ng über eine Tätowierun­g an seinem Arm mit einem körperlich­en Angriff geendet habe. Sie habe es zunächst für einen schlechten Witz gehalten, doch Depp habe ihr dreimal hintereina­nder ins Gesicht geschlagen. „Das hat mein Leben verändert“, sagte Heard sichtlich aufgelöst. Depp habe sich danach unter Tränen auf den Knien bei ihr entschuldi­gt und versproche­n, er werde dies nie wieder tun.

Vor der Jury beschrieb sie angebliche Rauschzust­ände Depps, in denen er völlig die Kontrolle über sich verloren habe. Doch im nüchternen Zustand habe er ihr gesagt, dass sie die Rettung für ihn sei.

Der Prozess soll noch mehrere Wochen dauern. Beobachter gehen davon aus, dass Heard mehrere Tage lang befragt wird, auch im Kreuzverhö­r von Depps Anwälten.

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FOTO: JIM LO SCALZO/POOL/AFP Teilweise unter Tränen beschreibt Amber Heard, wie ihr einst charmanter Ehemann Johnny Depp immer wieder zum brutalen Schläger geworden sei – mit erschrecke­nden Details.

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