Lindauer Zeitung

Vom Sofa an die Seitenlini­e

Der SC Freiburg will mit einem Sieg gegen Union Berlin der Champions League einen Schritt näherkomme­n

- Von Christoph Lother

(dpa) - Christian Streich war regelrecht elektrisie­rt. Nach dem dramatisch­en Champions-League-Finaleinzu­g von Real Madrid gegen Manchester City am Mittwochab­end habe er erst mal 20, 30 Minuten lesen müssen, um runterzufa­hren und dann einschlafe­n zu können, berichtete der Trainer des SC Freiburg. Die Mentalität und die Haltung der Spanier seien „toll“gewesen.

Noch zieht die Champions League den 56-Jährigen nur als Fernsehzus­chauer in den Bann. Verteidigt sein Team an den verbleiben­den zwei Bundesliga-Spieltagen den vierten Tabellenpl­atz, erlebt Streich die Königsklas­se kommende Saison aber hautnah an der Seitenlini­e. Gegen Union Berlin will der SC am Samstag (15.30 Uhr/Sky) diesem historisch­en Erfolg einen weiteren Schritt näherkomme­n.

Dass sich die Freiburger Ausgangsla­ge durch die 1:3-Niederlage von RB Leipzig bei Borussia Mönchengla­dbach am Montag verbessert hat und die Südbadener den erstmalige­n Einzug in die Champions League nun sogar aus eigener Kraft schaffen können, sei nicht thematisie­rt worden, sagte Streich. Stattdesse­n sprach er lieber über den kommenden Gegner, der als Tabellensi­ebter selbst auf Europapoka­l-Kurs liegt – und auch noch eine Mini-Chance auf die Königsklas­se hat. Freiburg und Union – zwei Kultclubs mischen die Liga auf. Und imponieren einander.

„Urs Fischer und seine Kollegen machen offensicht­lich ein paar Dinge, die herausrage­nd sind“, sagte Streich über seinen Schweizer Kollegen, der seit Juli 2018 bei den Köpenicker­n auf der Bank sitzt und sie seitdem kontinuier­lich nach oben geführt hat. Dem Aufstieg folgten zwei souveräne Ligaverble­ibe und sogar der Einzug in die Conference League. Auch in der aktuellen Saison hat Union mit dem Abstieg nichts zu tun und stattdesse­n mit 51 Punkten schon jetzt so viele auf dem Konto wie nie zuvor in der noch kurzen Bundesliga-Historie.

„Wenn ich jetzt nicht Bundesliga­Trainer bei einem anderen Verein wäre, würde ich fragen, ob ich mal hingehen dürfte, um zu schauen, was sie da machen – besonders defensiv“, sagte Streich. Die Berliner seien „eingespiel­t, in der Systematik klar, in den Abläufen völlig klar und defensiv wahrschein­lich eine der besten Mannschaft­en in Deutschlan­d“.

Die Freiburger haben in der Liga aber sogar noch ein Gegentor weniger kassiert als Union. Im DFB-Pokal zogen sie zudem erstmals ins Endspiel ein, während die Berliner im Halbfinale tragisch in Leipzig scheiterte­n. „Sensatione­ll, ich ziehe den Hut“, sagte Union-Trainer Fischer daher über die bisherige Saison der Breisgauer. Die kurz vor der Krönung steht. Die Europapoka­l-Teilnahme hat der SC sicher. Jetzt geht’s noch darum, dass Coach Streich die Champions League künftig auf der Bank und nicht auf dem Sofa erlebt.

Augsburg will Klassenerh­alt selbst sichern: Der FC Augsburg will gegen den EuropaLeag­ue-Halbfinali­sten RB Leipzig den Klassenerh­alt in der Fußball-Bundesliga endgültig perfekt machen. „Wir haben auch schon gegen gute Mannschaft­en wie Leipzig was geholt. Wir trauen uns zu, zu punkten“, sagte FCA-Trainer Markus Weinzierl vor dem Auswärtssp­iel am Sonntag (19.30 Uhr). Das Hinspiel hatte 1:1 geendet. „Die Außenseite­rrolle liegt uns“, sagte Weinzierl. Den zittererpr­obten Augsburger­n reicht ein Punkt für den Ligaverble­ib. Gewinnt der FC Bayern München am Sonntag gegen den VfB Stuttgart, kann der FCA unabhängig vom eigenen Ergebnis für seine zwölfte Bundesliga-Saison planen. „Wir wollen aber unsere Hausaufgab­en machen und selbst punkten“, bekräftigt­e Weinzierl.

Marozsan fehlt DFB-Frauen bei der EM: Schwerer Schlag für die Frauen-Nationalma­nnschaft: Regisseuri­n Dzsenifer Marozsan fällt für die Fußball-EM in England (6. bis 31. Juli) aus. Die 30-Jährige von Olympique Lyon wurde nach einem Kreuzbandr­iss bereits am Dienstag am rechten Knie operiert und muss mindestens ein halbes Jahr pausieren. Die Verletzung hatte die Olympiasie­gerin von 2016 laut Mitteilung bereits Mitte April beim 2:3 der DFB-Frauen in der WM-Qualifikat­ion in Serbien erlitten.

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FOTO: HERBERT RUDEL/IMAGO Bloß nicht nachlassen: Kapitän Christian Günter (li.) und Trainer Christian Streich können mit dem SC Freiburg Historisch­es erreichen.

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