Gras ruhig mal stehen lassen
Wenn im Frühling die Natur aufwacht und die Gräser sprießen, wirft so mancher Gärtner direkt den Rasenmäher an. Doch wer häufig mäht, verhindert, dass sich Insekten und andere Kleinlebewesen im eigenen Garten wohlfühlen. Der BUND rät daher, Gras einfach mal stehen zu lassen.
„Wenn der eigene Garten eher einem Golfrasen ähnelt, ist das so nützlich für die Artenvielfalt wie ein gepflasterter Parkplatz. Hier findet weder das Grüne Heupferd noch ein Zitronenfalter einen geeigneten Lebensraum. Naturschutz sollte direkt vor der eigenen Türe beginnen. Es ist ungemein wichtig, dass private Gartenbesitzer etwas für den Erhalt der heimischen Artenvielfalt tun“, weiß Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim BUND Baden-Württemberg. „Mut zur Unordnung – sie ist vielmehr ein gesunder und wertvoller Lebensraum für unsere Tier- und Pflanzenwelt.“
Nicht nur Heuschrecken fühlen sich im hohen Gras wohl, auch viele weitere Tiere benötigen hohe Wiesen, um sich zurückzuziehen oder auch um sich fortzupflanzen. Untersuchungen zeigten: Hier sind ein Vielfaches der heimischen Tiere anzutreffen. „In abgemähten Grünflächen sieht es dagegen düster aus“, sagt die Naturschutz-Expertin. Blühende Pflanzen sind über die ganze Saison bis zum Herbst eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen, Schmetterlinge oder auch Schwebfliegen. Nektar- und pollenhaltige Wildkräuter wie Klee, Margeriten, Wiesensalbei, Kriechender Günsel oder Ehrenpreis vertragen keinen häufigen Schnitt.
Tipp für die Gestaltung des Gartens: Teile der Wiese ganzjährig wachsen lassen. Bleiben diese wilden Ecken stehen, können sich
Tiere von den gemähten Bereichen ins hohe Gras zum Schutz zurückziehen. Den Rest des Gartens möglichst nur zweimal im Jahr mähen: Ende Mai und im Herbst. Dann hatten alle Blumen Zeit, Blüten und Samen zu bilden.
Weitere Informationen:
Lilith Stelzner, Naturschutz-Referentin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Baden-Württemberg, lilith.stelzner@bund.net, 0711 620306-14
So eine Tiermutter hat es auch nicht immer leicht. Mama Blauwal beispielsweise bringt immerhin ein Baby von zwei bis drei Tonnen Gewicht zur Welt. Doch damit nicht genug. Das etwa sieben Meter lange Neugeborene hat mächtig Durst. Bis zu 200 Liter Milch trinkt der kleine Racker, pro Tag wohlgemerkt, und das sieben Monate lang. Dafür legt der kleine Blauwal aber auch gut zu, mehr als drei Kilogramm in der Stunde. Das Ganze funktioniert nur so gut, weil die Milch eines Blauwals etwa zehnmal so viel Fett und Eiweiß enthält wie die eines Menschen.
Andere Tiermütter machen es sich da leichter und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Eier, die Mutti Mondfisch legt, sind gerade einmal so groß wie ein Stecknadelkopf und wiegen fast gar nichts. Für einen über drei Meter langen Fisch mit mehr als zwei Tonnen Körpergewicht ist das eine leichte Übung, könnte man meinen, nur leider muss Mutti Mondfisch ganze 300 Millionen Stück davon pro Laichvorgang legen. Das schlaucht dann wohl doch ganz schön.
Auf dem Festland ist es Mutter Kiwi, die sich beim Eierlegen wohl am meisten abmüht. Das Ei, das sie legt, ist bis zu 13 Zentimeter lang und hat ein Gewicht von bis zu 500 Gramm. Für einen Afrikanischen Strauß wäre das kein Problem: Straußeneier wiegen über eineinhalb Kilogramm bei einer Länge von bis zu 20 Zentimetern. Allerdings ist Mama Strauß auch fast zwei Meter groß und 100 Kilo schwer. Der Nördliche Streifenkiwi ist dagegen gerade einmal so groß wie ein Huhn und belässt es bei einem Körpergewicht von etwa zwei bis drei Kilogramm. Mit anderen Worten: Das Ei, das Mutter Kiwi legt und anschließend rund 80 Tage lang bebrütet, ist im Verhältnis zur Körpergröße gigantisch und kann durchaus ein Drittel des gesamten Körpergewichts des Muttertieres ausmachen. Nun ist es in Neuseeland, der Heimat der kleinen Kiwis, zumindest schön warm, sodass Mutter Kiwi nicht frieren muss.
Bei Mama Kaiserpinguin sieht das ganz anders aus, denn sie brütet im antarktischen Winter bei minus vierzig Grad Celsius. Die Sturmböen, die mit 180 km/h über das Eis fegen können, erleichtern das Ganze auch nicht gerade. Das Ei, das sie schließlich legt, muss Papa Pinguin unablässig auf seinen Füßen balancieren und mit seinem Körper wärmen, damit es nicht aufs Eis fällt und gefriert – und zwar 64 Tage lang, bis das Küken aus dem Ei schlüpft. Wenn es soweit ist, wechseln sich beide Partner darin ab, nun das Küken auf den Füßen zu balancieren und zu füttern. Aber das ist eine andere Geschichte.
Dass es gar nicht so einfach ist, die lieben Kleinen groß zu kriegen, wissen schließlich auch andere Tiermuttis. Im Tierreich hat nämlich so manch einer den Nachwuchs zum Fressen gern. Oftmals sind es die Väter oder auch beide Elternteile, die dafür sorgen, dass es nicht soweit kommt. Oft muss auch die Mutti alleine einspringen und die Bewachung der Brut übernehmen. Besonders genau nimmt anscheinend Mama Tiefseekrake diesen Job, zumindest das Weibchen der Art Graneledone boreopacifica, das USamerikanische Forscher mit ihrem Tauchroboter in rund 1400 Meter Wassertiefe beobachteten. Ganze 53 Monate lang, also fast viereinhalb Jahre, hat Mama Tiefseekrake ein waches Auge auf ihr Gelege. „In der
Zeit, in der wir sie beobachteten, ließ sie das Gelege nicht ein einziges Mal unbeobachtet“, berichtete der Biologe Bruce Robison vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) erstaunt im Jahr 2014.
Etwas entspannter lassen sich die lieben Kleinen unter Kontrolle halten, wenn man sie ganz einfach mit sich herumträgt. Aber auch das kann
Bei den Kaiserpinguinen gilt es, den Nachwuchs in eisiger Kälte großzuziehen.
mühsam sein, wie Mutti Ohrwurm weiß, die sich ganz liebevoll um ihre Nachkommenschaft kümmert, was bei Insekten eher die Ausnahme ist. Die gut 50 Eier, die sie legt, werden geputzt und gewendet, damit sich der Nachwuchs im Inneren auch wirklich optimal entwickeln kann. Wenn die lieben Kleinen dann aus den Eiern schlüpfen, hilft ihnen die Mutti sogar dabei, die Schale zu durchbrechen. Ja, selbst gemeinsame Ausflüge in die Botanik stehen auf dem Programm. Kommt einer aus der Rasselbande dabei mal zu weit vom Weg ab, eilt Mutti Ohrwurm herbei und sammelt den kleinen Ausreißer wieder ein.
Bei den Gliederfüßern ist die Mutterliebe übrigens ein alter Hut. Im besonders feinen Schiefer der kanadischen Burgess-Shale-Formation fanden Wissenschaftler 2015 mehrere Fossilien des 508 Millionen Jahre Eine ganze Reihe von Buntbarschen aus dem afrikanischen Malawisee und auch aus dem Tanganjikasee zählen dazu. Der Vorteil liegt auf der Hand, um nicht zu sagen: im Maul. Vor Gefahren aller Art ist die ganze Rasselbande dort nämlich ganz gut geschützt. Allerdings darf sich die Mutti dann auch nicht vor Schreck verschlucken. Es gibt aber noch einen weiteren Nachteil: Wer seine Babys im eigenen Maul ausbrütet, der kann in der Zeit auch nichts essen. So muss Mutti Buntbarsch manchmal lange Kohldampf schieben. Aber es lohnt sich ja.
Bei vielen Tieren kümmern sich die Mütter noch sehr viel länger um ihren Nachwuchs. Bei manchen Spezies erstreckt sich diese Fürsorge sogar bis ins Erwachsenenalter des Nachwuchses und kann unter Umständen sogar ein ganzes Leben lang andauern, wie etwa bei den Asiatischen Elefanten. Auch Orang Utans sind solche Supermuttis. Sechs bis acht Jahre lang kümmern sie sich liebevoll um Ihre Nachkommenschaft und geben in der Zeit ihr Können und Wissen an ihre Kinder weiter. Hotel Mama weiß man also auch im Tierreich durchaus zu schätzen.