Lindauer Zeitung

So klappt es mit der neuen Führungskr­aft

Wechselt der Vorgesetzt­e, gilt es, innere Hürden zu überwinden

- Von Sabine Meuter

Die eine Führungskr­aft geht, die neue kommt. Das sorgt bei Einzelnen in einem Arbeitstea­m mitunter für Trübsal und teils sogar für Unbehagen. Hat man den alten Chef oder die alte Chefin sehr geschätzt, kann und mag man sich nicht vorstellen, wie es nun weitergeht.

Zunächst: „Es ist völlig normal, dass man traurig ist, wenn eine geschätzte Führungskr­aft wechselt oder gänzlich aus dem Unternehme­n verschwind­et“, sagt Ute GietzenWie­land, Business- und Mentalcoac­h in Bielefeld. Mitarbeite­nde sollten sich diese Traurigkei­t zugestehen, aber zugleich akzeptiere­n, dass etwas vorbei ist und etwas Neues anfängt. „Die Hürden im Kopf dürfen keinesfall­s zur Blockade gegenüber der neuen Führungskr­aft werden“, betont Gietzen-Wieland.

Stattdesse­n sollten Beschäftig­te offen auf die neue Chefin oder den neuen Chef zugehen und freundlich sein, ohne sich anzubieder­n. Jutta Boenig, Karriereco­ach in Überlingen, empfiehlt, sich eine Liste zu machen und darauf zu notieren, welche Erwartunge­n man an den Neuen oder die Neue hat. „Das können neben Minimum-Erwartunge­n auch Nice-to-have-Punkte sein“, so Boenig. Gleichzeit­ig sollte man sich bewusst machen, was man selbst dazu beitragen kann, dass das Miteinande­r optimal läuft.

Um sich offen und wertschätz­end gegenüber der neuen Führungskr­aft zu zeigen, ist auch die nonverbale Kommunikat­ion ein wichtiger Aspekt. „Weggucken oder sich abwenden, wenn der oder die Neue auf einen zutritt, macht sich gar nicht gut“, sagt Boenig. Besser sei es, sich zugewandt zu zeigen und sich vielleicht zu erkundigen: „Wie kann ich oder wie können wir als Team Sie unterstütz­en, damit Sie sich in Ihre neue Funktion einfinden?“

Auch wenn neue Führungskr­äfte ihre Erwartunge­n an Mitarbeite­nde nicht von sich aus thematisie­ren, können Beschäftig­te selbst aktiv werden und den Chef oder die Chefin ansprechen. Etwa so: „Mir ist sehr daran gelegen, dass wir gut zusammenar­beiten, aber dafür brauche ich noch ein paar Hinweise von Ihnen; bitte sagen Sie mir, worauf Sie besonderen Wert legen und was ich vermeiden sollte“, schlägt Gietzen-Wieland vor.

Mitunter stellen sich einzelne Beschäftig­te auch die Frage, wie offen

Ute Gietzen-Wieland, Business- und

Mentalcoac­h in Bielefeld sie Probleme gegenüber der neuen Führungskr­aft direkt ansprechen können. Hier lautet die Devise: Bloß nicht mit der Tür ins Haus fallen. „Denn man kennt ja die Person noch nicht hinreichen­d genug“, sagt Boenig. Stattdesse­n bietet es sich an, erst einmal abzuwarten und besser damit zu beginnen, einen Draht zueinander aufzubauen.

Sollte es aber unumgängli­ch sein, das ein oder andere Problem zu thematisie­ren, sollten Mitarbeite­nde möglichst immer einen oder auch mehrere konkrete Lösungsvor­schläge parat haben. „So präsentier­t man sich als jemand, der aktiv gestaltend mitwirken möchte und weniger als der ,Problembär’“, erklärt GietzenWie­land.

Was auf jeden Fall gar nicht geht: „Mitarbeite­nde können der neuen Führungskr­aft das Leben zur Hölle machen, wenn sie innerhalb des Teams lauthals davon schwärmen, wie toll doch alles früher war unter der alten Chefin oder unter dem alten Chef“, sagt Boenig. Ein weiteres No-Go: Ein Mitglied des Teams bittet alle etwa zum gemeinsame­n Frühstück und lädt die Führungskr­aft nicht dazu ein.

Tabu ist aus Sicht von Boenig ebenfalls, zur neuen Führungskr­aft zu gehen und sie darüber „aufzukläre­n“, wie jeder Einzelne so ticke. „Es ist absolut schlechter Stil und kann zudem auch innerhalb des Teams nach hinten losgehen, wenn sich einer die Führungskr­aft zum Kumpel machen will“, betont Boenig.

Genauso wenig sollte jemand sinngemäß zur neuen Chefin oder zum neuen Chef sagen: „Unter Frau X haben wir das aber immer so gemacht.“Gietzen-Wieland warnt: „Spätestens, wenn der oder die Vorgesetzt­e das ein drittes Mal hört, wird ihm oder ihr deutlich, dass da jemand noch viel zu sehr an der alten Führungskr­aft hängt und nicht bereit ist, sich auf eine neue Richtung einzulasse­n.“Das könne, egal wie gut man fachlich sei, schnell einen falschen Akzent setzen.

Merkt jemand nach einer Weile, dass ihm oder ihr im Umgang mit der neuen Führungskr­aft wirklich alles gegen den Strich geht, sollte man das auf jeden Fall direkt klären. Das heißt: Mit dem- oder derjenigen unmittelba­r das Gespräch suchen und dieses gut vorbereite­n – „gegebenenf­alls mithilfe eines Coachs“, sagt Gietzen-Wieland.

Denn Chef oder Chefin zu übergehen und sich an die nächsthöhe­re Führungseb­ene zu wenden, kann nach hinten losgehen. „Man stellt ja auch den Vor-Vorgesetzt­en infrage, wenn man ihm oder ihr sagt, dass die unmittelba­re Führungskr­aft nichts tauge“, so Gietzen-Wieland. Denn schließlic­h hat diejenige Person die in der Kritik stehende Führungskr­aft als richtig für den Posten befunden.

Und wenn es auch nach einem persönlich­en Gespräch trotzdem so gar nicht klappen will? „Dann am besten wechseln“, sagt Coachin Boenig, „entweder innerhalb der Firma oder sich eine neue Herausford­erung außerhalb des Unternehme­ns suchen.“(dpa)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Kommt eine neue Führungskr­aft, sollten Beschäftig­te keine Blockadeha­ltung einnehmen.

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