Lindauer Zeitung

Özdemir warnt vor Hungersnöt­en

Landwirtsc­haftsminis­ter will EU-Regeln zurückstel­len – Kritik von Südwest-Agrarminis­ter

- Von Katja Korf und Dominik Guggemos

- Agrarminis­ter Cem Özdemir (Grüne) fordert wegen der Gefahr globaler Engpässe bei Getreide im Zuge des UkraineKri­egs politische Anstrengun­gen, um drohende Hungerkris­en und politische Konflikte zu verhindern. „Die G7-Staaten müssen alles dafür tun, dass Märkte für Getreide und Agrarprodu­kte offen bleiben“, sagte Özdemir vor dem G7-Agrarminis­tertreffen in Stuttgart im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Es müsse unterbunde­n werden, dass Russland dauerhaft Weizenexpo­rte aus der Ukraine, etwa nach Afrika, verhindert. „Wenn das wegbricht, ist das für viele Staaten dramatisch und neue Konflikte sind programmie­rt“, sagte Özdemir. „Wir müssen die Welternähr­ung sichern.“Da China im großen Stile Getreide horte und Indien wegen der extremen Hitze und Ernteausfä­llen über einen Exportstop­p nachdenke, sei internatio­nale Zusammenar­beit gefordert.

Um auch die deutsche Produktion von Weizen zu steigern, setzt der Minister darauf, EU-Regeln zur Fruchtfolg­e,

die ab 2023 gelten sollten, zurückzust­ellen. Die neue europäisch­e Agrarpolit­ik würde sonst bedeuten, „dass der Anbau von Weizen auf Weizen schon bei der diesjährig­en Herbstauss­aat nicht mehr möglich wäre“, so Özdemir. Er werde mit der EU-Kommission darüber verhandeln, die Regelung zurückzust­ellen.

Hierzuland­e hatte auch zur Debatte gestanden, Brachfläch­en zur Bewirtscha­ftung freizugebe­n. Dies hatte der Bundesrat abgelehnt, auch Özdemir war dagegen. Daran entzündet sich weiterhin Kritik. BadenWürtt­embergs Agrarminis­ter Peter

Hauk sagte am Dienstag der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Damit sind wir in Deutschlan­d nicht nur hinter den Möglichkei­ten zurückgebl­ieben, die die EU-Kommission uns eingeräumt hat, sondern die Bundesrepu­blik Deutschlan­d nimmt damit sehenden Auges in Kauf, dass eine bereits absehbare Hungerkris­e nicht gelindert wird. Hier ging es darum, einen Beitrag zur Verhinderu­ng einer humanitäre­n Katastroph­e zu leisten.“Zudem hätte die Freigabe der Brachfläch­en den Landwirten, die aktuell unter den höheren Produktion­skosten leiden, finanziell geholfen.

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