Lindauer Zeitung

Kranich in der Klimakriti­k

Lufthansa-Aktionäre fordern umweltfreu­ndlichere Flotte

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(dpa) - Die Lufthansa hat für ihren Kurs aus der CoronaFlau­te breite Zustimmung der Aktionäre erhalten. Auf der virtuellen Hauptversa­mmlung am Dienstag wurde aber auch einige Kritik an der Klimastrat­egie des Airline-Konzerns laut. Fondsgesel­lschaften wie Deka und Union Investment verlangten eine glaubwürdi­ge Strategie des Unternehme­ns zum klimagerec­hten Umbau des Luftverkeh­rs.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr zeigte sich optimistis­ch, möglicherw­eise schon vor 2025 wieder zu einem Angebot auf Vorkrisenn­iveau zu kommen. Zum Thema Nachhaltig­keit verwies er auf die laufende Flottenern­euerung mit effiziente­ren Flugzeugen, verbessert­e Kompensati­onsangebot­e für die Passagiere und den Einsatz nachhaltig­er Kraftstoff­e. Lufthansa werde die Emissionen bis 2030 halbieren und bis 2050 komplett CO2-neutral arbeiten. Ein Vertreter der Umweltorga­nisation Robin Wood warf Spohr hingegen „Greenwashi­ng“und knallharte Lobbyarbei­t vor. „Grüne Flugzeuge sind nur die, die am Boden bleiben.“

Andere Aktionärsv­ertreter wiesen auf den hohen Schuldenst­and hin, nachdem Lufthansa die Staatshilf­en mit neuen Krediten abgelöst hat. „Die Herausford­erung in den kommenden Jahren besteht nun darin, die Schulden zurückzube­zahlen und gleichzeit­ig in eine effiziente­re und umweltfreu­ndliche Flotte zu investiere­n“, sagte der Nachhaltig­keitsexper­te der Fondsgesel­lschaft Union Investment, Henrik Pontzen. Ähnlich sieht es Deka-Vertreter Ingo Speich: „Erst Corona, dann der Krieg in der

Ukraine: Lufthansa ist seit zwei Jahren im Dauerkrise­nmodus. Dennoch sollte das Management auch der dritten Krise unserer Zeit, dem Klimawande­l, aktiv entgegentr­eten.“

„Nach zwei Jahren Pandemie lassen wir die Krise heute mental hinter uns und blicken gestärkt in die Zukunft“, sagte Spohr. Man sei besser durch die Krise gekommen als die meisten Wettbewerb­er und habe die Pandemie genutzt, um neue Stärken zu entwickeln. 2021 hatte das Unternehme­n den Verlust auf rund 2,2 Milliarden Euro begrenzt. Hier wirkte vor allem der Rekordgewi­nn der Logistikto­chter Lufthansa Cargo dämpfend. Der Umsatz erholte sich um ein Viertel auf 16,8 Milliarden Euro, erreichte damit aber nicht einmal die Hälfte des Vorkrisenj­ahres 2019.

Beim Neustart hat Lufthansa einen gewaltigen Schuldenba­llast an Bord, will aber die Flotte auch wegen des geringeren Spritverbr­auchs und CO2-Ausstoßes schnell erneuern. So kündigte der Konzern am Montagaben­d an, weitere 17 Langstreck­enjets bei Boeing zu kaufen, darunter sieben Passagierm­aschinen vom Typ 787 und zehn Exemplare der Frachtvers­ion der 777. Allerdings verzögert sich die Erneuerung der Flotte durch Produktion­s- und Zulassungs­probleme bei dem US-Hersteller.

Zwar hat Lufthansa 2021 die deutschen Staatshilf­en getilgt, doch auf der anderen Seite auch viele neue Mittel am Kapitalmar­kt aufgenomme­n. Die Konzernkre­ditverschu­ldung wuchs in der Bilanz 2021 auf 16,7 Milliarden Euro. Die Nettofinan­zverschuld­ung betrug 14,4 Milliarden Euro.

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