Lindauer Zeitung

Memmingen ist ein Schwerpunk­t der Tuningszen­e

Immer wieder gibt es in der Stadt Treffen von Fans aufgemotzt­er Autos

- Von Andreas Berger

- Memmingen ist zu einem der Schwerpunk­te der Tunerszene in der Region geworden. Und es sehe so aus, als würde die Szene wachsen, sagt Manfred Guggenmos. Er ist Leiter des Bereichs Verkehr der Polizeiins­pektion Memmingen. Dass sich 500 Personen mit knapp 200 Autos treffen, wie es am Samstag, 23. April, der Fall war, habe es etwa im vergangene­n Jahr nicht gegeben. Ein einmaliges Treffen sei das aber nicht gewesen. Wenn das Wetter an Wochenende­n gut sei, gebe es immer wieder solche Zusammenkü­nfte von Fans aufgemotzt­er Autos. Weil Memmingen an zwei Autobahnen liegt, kämen Fahrer aus dem gesamten Allgäu, aus Ravensburg, Österreich und der Schweiz.

Mittelpunk­t dieser Memminger Treffen, zu denen in sozialen Medien wie Facebook aufgerufen wird, ist oft eine Tankstelle im Nordwesten der Stadt. Und auch auf Firmengelä­nden im nahen Umkreis parkten die AutoFans – wo einige auch ihren Müll zurücklass­en. Teilweise gehe es dabei zu wie auf einem Volksfest, sagt Guggenmos. Die Leute setzten sich gemütlich zusammen, da werde gegrillt, mancher baue eine Wasserpfei­fe auf. Und andere nutzten dieses Publikum, um zu zeigen, welche Fahrtricks sie draufhaben. „Da ist wirklich Partystimm­ung.“Das kann Guggenmos auch ein wenig verstehen: Nach den Corona-Einschränk­ungen seien viele, vor allem junge Menschen regelrecht ausgehunge­rt, was Partys angehe. Und die Polizei habe Verständni­s dafür, wenn jemand seinen aufgemotzt­en Wagen, in den er viel Geld und Arbeit gesteckt hat, zeigen möchte. Das sei auch in Ordnung.

Ein Problem werde es aber dann, wenn der Verkehr behindert oder gefährdet wird. Wie bei dem Treffen am Samstag: Da standen laut Guggenmos so viele Menschen an und auf dem Kreisel an der Tankstelle, dass Autos teilweise nicht mehr durchgekom­men seien. Deshalb habe die Polizei einige Platzverwe­ise ausspreche­n müssen. Die Teilnehmer des Treffens seien dem auch friedlich nachgekomm­en. Generell sei die Tunerszene recht friedlich. „Das sind keine Verbrecher, sondern Leute, die sich treffen und Spaß haben wollen. Und die Polizei muss hin und wieder den Spielverde­rber spielen, wenn die Verkehrssi­cherheit gefährdet ist“, sagt Guggenmoss.

Zum Beispiel, wenn öffentlich­e Straßen aufgrund der Masse an Menschen und Fahrzeugen nicht mehr befahrbar sind. Und wenn Autos so verändert, also getunt, worden sind, dass sie selbst zu einer Gefahr werden können. Manfred Guggenmos nennt Beispiele: Wenn ein Auto tiefergele­gt ist, sei das grundsätzl­ich kein Problem. Wenn es allerdings so tief liegt, dass die Reifen am Metall reiben können, sei das gefährlich. Es gebe hin und wieder auch Probleme mit Luftfahrwe­rken: Mit denen lassen sich Autos in der Höhe verstellen. Diese Luftfahrwe­rke benötigten allerdings eine Notfall-Absicherun­g,

die nicht jeder habe: Wenn irgendwo ein Schlauch platze, dürfe es nicht passieren, dass das Auto dann komplett absinkt und die Reifen im Radkasten schleifen. Die Kontrolle eines solchen Fahrzeugs sei mitunter komplizier­t und zeitaufwen­dig. Zwar hätten die meisten Fahrer Tüv-Genehmigun­gen für jede Modifizier­ung. Viele aber ließen sich pro Tüv-Termin nur eine Veränderun­g genehmigen. So hätten die Prüfer nicht immer das ganze Auto mit allen Veränderun­gen im Blick.

In einigen Fällen passten die aber nicht zusammen – was sich dann während einer Polizeikon­trolle herausstel­le. Weil solche Treffen meist abends oder nachts seien, müssten die Beamten mit zusätzlich­em Licht arbeiten. „Eine komplizier­te Geschichte.“Das kann soweit gehen, dass ein Auto sichergest­ellt und von einem Gutachter genauer unter die Lupe genommen wird. Ebenfalls ins Visier nehmen die Polizeibea­mten Fahrer, die während solcher Treffen mit ihren Autos Krach machen, unnötig ständig hin und her fahren und „zeigen, wie toll sie fahren können. Die werden von uns aussortier­t“. Wichtig ist Manfred Guggenmos aber auch der Hinweis darauf, dass es sehr viele aufgemotzt­e Wagen gebe, bei denen alle Veränderun­gen in Ordnung seien, und deren Fahrer sich an die Regeln halten.

An den Kontrollen beteiligt sind Polizisten, die speziell geschult worden sind und die Interesse an diesem Thema haben. Die also wissen, worauf sie achten müssen.

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SYMBOLFOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE /DPA Mittelpunk­t dieser Memminger Treffen ist oft eine Tankstelle im Nordwesten der Stadt. Zu den Treffen aufgerufen wird laut Polizei auch in sozialen Medien wie Facebook.
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SYMBOLFOTO: UWE ANSPACH/DPA Polizeibea­mte kontrollie­ren sogenannte Autoposer. Illegale Autorennen können seit zwei Jahren härter bestraft werden. Wenn das Wetter an Wochenende­n gut sei, gebe es immer wieder solche Zusammenkü­nfte von Fans aufgemotzt­er Autos auch in Memmingen.

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