Lindauer Zeitung

Teuerung treibt die Not in die Höhe

„Häfler helfen“wird jetzt sehr gebraucht – Verstärkte­r Andrang beim Stadtdiako­nat

- Von Harald Ruppert

- Die Inflation liegt bei über sieben Prozent. In den Läden ist die Verteuerun­g vieler Waren des täglichen Bedarfs deutlich sichtbar. Für Normalverd­iener sind die Preissteig­erungen ärgerlich, aber nicht bedrohlich. Doch was ist mit den wirklich Armen?

Sie geraten in noch tiefere Nöte, weil ihnen jeder finanziell­e Spielraum fehlt. Stadtdiako­n Martin Rebmann weiß, was das bedeutet. Die Menschen, die mit ihrem Geld nicht über die Runden kommen, suchen in seinen Sprechstun­den Rat und Hilfe. Nachdem er im Juli 2022 das Stadtdiako­nat von Ulrich Föhr übernahm, sind pro Monat durchschni­ttlich zehn neue Klienten auf ihn zugekommen. Seitdem die Inflation in die Höhe geschnellt ist, seien es aber deutlich mehr, erzählt er. Die Gelder, mit denen der Stadtdiako­n den Menschen hilft, sprechen eine deutliche Sprache. „Normalerwe­ise vergebe ich in einem Monat zwischen 10 000 und 15 000 Euro“, sagt Rebmann. „Im März waren es dann aber 20 000 Euro. Darüber bin ich selbst erschrocke­n.“Die Beträge, die Martin Rebmann als Stadtdiako­n vergeben kann, stammen zum allergrößt­en Teil aus der Spendenakt­ion „Häfler helfen“– so wie auch das Geld, mit dem die Schwangere­n- und Schwangers­chaftskonf­liktberatu­ng der Diakonisch­en Bezirksste­lle Friedrichs­hafen weiterhilf­t. Diese Verschärfu­ng der Situation zeigt, dass „Häfler helfen“unverzicht­bar ist; und damit auch die Solidaritä­t der Bürgerinne­n und Bürger, die für „Häfler helfen“spenden.

Nicht nur Menschen mit niedriger Rente oder ohne Beschäftig­ung suchen das Stadtdiako­nat auf. „Es kommen auch viele Berufstäti­ge, die finanziell an der Grenze sind“, sagt Rebmann. „Diejenigen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, klagen über die gestiegene­n Benzinkost­en. Und dass sie nicht mehr in der Lage sind, Rechnungen wie die Müllgebühr­en zu bezahlen.“

Derzeit fragt sich der Mittelstan­d, ob man weniger heizen soll, um die Kosten für Gas und Öl in Grenzen zu halten. Für die ärmere Bevölkerun­g von Friedrichs­hafen bleibt es nicht bei der bloßen Überlegung. „Eine Rentnerin sagte mir bei ihrem Besuch, dass sie schon seit Wochen nur noch das Wohnzimmer heizt“, sagt Rebmann. Es kommt auch vor, dass Menschen mitten im Winter das

Heizöl ausgeht, weil sie sich keines leiten können. Um solche Zustände zu vermeiden, beteiligt sich das Stadtdiako­nat bisweilen an den Kosten. „Einer Frau haben wir vor Weihnachte­n 500 Euro fürs Heizöl bezahlt. Die andere Hälfte bezahlte der Heizöllief­erant aus eigener Tasche“, sagt der Stadtdiako­n. Er ist froh, diese Entscheidu­ng schon vor Weihnachte­n getroffen zu haben. Denn innerhalb weniger Monate hat sich der Heizölprei­s mehr als verdoppelt.

Martin Rebmann hat jetzt nicht nur mehr Klienten, sie besuchen ihn auch häufiger. „Gerade in den letzten Tagen des März sind viele ein zweites Mal zu mir gekommen. Sie sagten, alles sei so teuer geworden. Sie kämen mit dem Geld nicht bis zum Ende des Monats über die Runden.“Und so sind es in Deutschlan­d die Ärmsten, die unter Putins Angriff leiden. Der Stadtdiako­n fasst zusammen: „Durch den Krieg in der Ukraine ist die Situation leider schlimmer geworden.“

„Häfler helfen“freut sich über Unterstütz­ung durch Spenden auf das Konto der Katholisch­en Gesamtkirc­henpflege. IBAN: DE52 6905 0001 0020 1138 90, BIC: SOLADES1KN­Z, Verwendung­szweck: Häfler helfen.

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FOTO: HARALD RUPPERT Stadtdiako­n Martin Rebmann spürt einen deutlichen Anstieg der Bedürftigk­eit in Friedrichs­hafen. Schuld ist die starke Preissteig­erung.

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