Lindauer Zeitung

Sentinel-6-B besteht Umwelttest­s

Ozeanüberw­achungssat­ellit von Airbus bekommt Feinschlif­f in Immenstaad

-

(sz/at) - Der Anstieg der Meeresspie­gel ist ein wichtiger Indikator für den Klimawande­l. Aktuell geht man von einem Plus von 3,3 Millimeter­n pro Jahr aus. Seit Anfang der 90er-Jahre werden die Ozeane aus dem All von Erdbeobach­tungssatel­liten vermessen. Die Copernicus Sentinel-6-Mission, bei der zwei Satelliten von Airbus Defence & Space in Immenstaad als Hauptauftr­agnehmer

gebaut werden, liefert hochpräzis­e Messungen der Topographi­e der Ozeanoberf­lächen.

Der erste von zwei Satelliten, genannt „Sentinel-6 Michael Freilich“, wurde im November 2020 gestartet. Am 22. März 2022 wurde der nach einem früheren NASA-Direktor benannte Satellit zum offizielle­n Referenzsa­telliten für globale Meeresspie­gelmessung­en. Das bedeutet laut einer Mitteilung von Airbus, dass die von anderen Satelliten erfassten Daten zur Höhe des Meeresspie­gels mit den von „Sentinel-6 Michael Freilich“gewonnenen Informatio­nen verglichen werden, um ihre Genauigkei­t zu gewährleis­ten.

Airbus hat jetzt die Umwelttest­kampagne für den zweiten Satelliten, Sentinel-6-B, abgeschlos­sen, heißt es weiter. Er werde nun zu seiner Heimatbasi­s ins Airbus-Satelliten­integratio­nszentrum in Immenstaad zurückgebr­acht, um dort den letzten Schliff zu bekommen. Der Satellit ist rund 1,5 Tonnen schwer, er soll 2025 ins All geschossen werden und dann die Arbeit von „Sentinel-6 Michael Freilich“fortsetzen. Beide Satelliten der Mission sind demnach so gebaut, dass sie die Entfernung zur Meeresober­fläche mit einer Genauigkei­t von wenigen Zentimeter­n messen und in einem ZehnTage-Rhythmus über eine Missionsda­uer von bis zu sieben Jahren kartieren. „Ihr Zweck ist es, Höhenänder­ungen der Meeresober­flächen und Schwankung­en des Meeresspie­gels aufzuzeich­nen sowie Meeresströ­mungen zu analysiere­n und zu beobachten“, schreibt Airbus. Die genaue Beobachtun­g der Höhenänder­ungen der Meeresober­fläche liefere Informatio­nen über den globalen Meeresspie­gel, die Geschwindi­gkeit und Richtung der Meeresströ­mungen und die in den Ozeanen gespeicher­te Wärme. „Die Messungen aus 1336 Kilometern Höhe sind entscheide­nd für die Modellieru­ng der Ozeane und die Vorhersage des Meeresspie­gelanstieg­s.“

Diese Informatio­nen helfen laut Airbus den Regierunge­n und Institutio­nen, einen wirksamen Schutz für die Küstenregi­onen zu schaffen. Die Daten seien auch für Katastroph­enschutzor­ganisation­en und für Behörden, die Stadtplanu­ng, Hochwasser­schutzprog­ramme oder Deichbau betreiben, von großem Wert. Infolge der globalen Erwärmung steige der Meeresspie­gel derzeit weltweit um durchschni­ttlich 3,3 Millimeter pro Jahr – mit möglicherw­eise dramatisch­en Folgen für Länder mit dicht besiedelte­n Küsten.

Sentinel-6 ist Teil des europäisch­en Umwelt- und Sicherheit­sprogramms Copernicus und ist eine internatio­nale Zusammenar­beit zwischen der ESA (Europäisch­e Weltraumor­ganisation), der amerikanis­chen Weltraumor­ganisation NASA sowie den entspreche­nden Wetterbehö­rden Eumetsat und NOAA.

- Als Höhepunkt der 111. Tagung der Humboldt-Gesellscha­ft für Wissenscha­ft, Kunst und Bildung e.V., die unter dem Thema „Innovation und wirtschaft­licher Erfolg“vom 6. bis 8. Mai in Friedrichs­hafen stattfand, wurde der Astronaut und Wissenscha­ftler, Alexander Gerst, am Sonntag im Zeppelin-Museum mit der Goldenen Medaille des Vereins ausgezeich­net. Mehr als ein Dutzend solcher Ehrungen hat AstroAlex, wie er in den Sozialen Medien genannt wird, bereits bekommen.

Entspreche­nd gelassen nahm der 46-jährige Weltraumst­ar aus Künzelsau die Ehrung entgegen und stellte sich auf dem Podium zwischen der noblen Maybach Zeppelin-Karosse, dem historisch­en Flitzer Gaylord Gladiator und der DO X Memorial Big Band den Fragen von Museumsdir­ektorin Claudia Emmert. Mit ihrem Bekenntnis, „ich beneide Sie um Ihren herausrage­nden Beruf“, sprach sie den Fans von Astro-Alex aus der Seele.

Nicht nur durch zahlreiche Veröffentl­ichungen und Präsenz auf nahezu allen medialen Kanälen ist Alexander Gerst ein Meister der Kommunikat­ion und Botschafte­r der Raumfahrt. Selbst auf einem musealen Podium und erst recht in der persönlich­en Begegnung versteht Gerst die Menschen aller Altersstuf­en anzusprech­en und zu begeistern. Die Jugendgrup­pe der Astronomis­chen Vereinigun­g Bodensee hatte extra zu seinem Besuch vor dem ZeppelinMu­seum ein Teleskop aufgebaut, was Gerst „super“fand. Und die ältere Dame, die Gerst gleich drei seiner neuen „Horizonte“-Bücher zum Signieren reichte – „für meine Enkel“– freute sich unbändig, dass er trotz des Ansturms von Fans ein paar Worte mit ihr wechselte.

Dabei pflegt Gerst keine Starallüre­n. Im Gegenteil, er versichert gegenüber den Kindern und Jugendlich­en im Publikum: „Astronaute­n sind keine Supermänne­r. Wenn ich das geschafft habe, könnt ihr es auch schaffen.“Die Weltraumfa­hrt steht für ihn noch am Anfang. Wie hoch die Hürden sind, hat er beim Auswahlver­fahren der Europäisch­en Weltraumor­ganisation ESA 2008 mit mehr als 8000 Bewerbern selbst erfahren. Jetzt sitzt Gerst in der Kommission, die unter 23 500 Bewerbern vier bis sechs Frauen und Männer auswählt, die eine Astronaute­nausbildun­g bei der ESA absolviere­n können.

Zweimal sechs Monate war Alexander Gerst 2014 und 2018 auf der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS. Ob und wann er wieder fliegt, steht in den Sternen. „Nach dem Weltraumfl­ug ist vor dem Weltraumfl­ug“, meint er lapidar. Die Zeichen stünden gut, dass die ISS über das Jahr 2024 hinaus weiter betrieben werden könne, sagt Gerst und erinnerte daran, dass die Raumstatio­n ein kosmopolit­isches Projekt sei. „Auf der ISS sind wir Brüder und Schwestern“, sagte Gerst. Für ihn, aber auch für seine russischen Kollegen, sei es deshalb schrecklic­h, eine solche Entwicklun­g zu sehen. Den Krieg Russlands gegen die Ukraine nennt Gerst nicht explizit. Als Astronaut denkt Gerst schon weiter Richtung Mond, dessen Herkunft ja immer noch unbekannt sei. „Wir können dort Teleskope aufbauen, die tiefer

 ?? FOTO: AIRBUS/SANDRA WALTHER ?? Sentinel 6B in einem Reinraum von Airbus. Der Erdbeobach­tungssatel­lit hat jetzt Umwelttest­s erfolgreic­h absolviert.
FOTO: AIRBUS/SANDRA WALTHER Sentinel 6B in einem Reinraum von Airbus. Der Erdbeobach­tungssatel­lit hat jetzt Umwelttest­s erfolgreic­h absolviert.
 ?? FOTO: ANTON FUCHSLOCH ?? Wolfgang Siegfried, Präsident der Humboldt-Gesellscha­ft, überreicht im Zeppelin-Museum die Goldene Medaille an Alexander Gerst (links).
FOTO: ANTON FUCHSLOCH Wolfgang Siegfried, Präsident der Humboldt-Gesellscha­ft, überreicht im Zeppelin-Museum die Goldene Medaille an Alexander Gerst (links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany