Ukraine stellt Gas-Transit zum Teil ein
Für Deutschland geplante Menge sinkt um 25 Prozent – Regierung rechnet nicht mit Engpass
- Die Ukraine hat einen Teil des russischen Gas-Transits in Richtung Europa gestoppt. Die Station Sochraniwka im ostukrainischen Gebiet Luhansk hat nach Angaben des ukrainischen Netzbetreibers OGTSU seit Mittwochmorgen keine Aufträge mehr entgegengenommen, da der Betrieb kriegsbedingt nicht mehr kontrolliert werden könne. Berichten von Nachrichtenagenturen zufolge deutete die Ukraine an, die Russen hätten den Betrieb der Anlagen gestört, was der russische Staatskonzern
Gazprom dementierte. Die Ukrainer hätten dort bis zuletzt „ungestört“gearbeitet, hieß es von russischer Seite.
Für Deutschland, das vor allem über die Ostseepipeline Nord Stream mit russischem Gas beliefert wird, scheinen sich die Folgen allerdings zunächst in Grenzen zu halten. Die Gasmengen, die über die Ukraine ins bayerische Waidhaus nach Deutschland fließen, gingen nach Informationen der Bundesnetzagentur wegen der Transitreduzierung im Vergleich zum Vortag allerdings um gut 25 Prozent zurück.
Im Moment strömt ein Viertel der russischen Gaslieferungen über die Ukraine nach Europa, „davon wäre von einem Stopp von Sochraniwka rechnerisch etwa ein Drittel – also aus EU-Sicht insgesamt weniger als zehn Prozent der russischen Gesamtimporte betroffen“, sagte Energieexperte Georg Zachmann von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel der „Schwäbischen Zeitung“. „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet“, beruhigte das Bundeswirtschaftsministerium dementsprechend schon am frühen Mittwochmorgen.
Die ausgefallenen Mengen werden laut Bundesnetzagentur durch höhere Gas-Zuflüsse vor allem aus Norwegen und aus den Niederlanden ausgeglichen, was auch eine Expertin der Fernleitungsnetzbetreiber der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte. „Auch können die Speicher wie geplant bis zum nächsten Winter ausreichend gefüllt werden“, sagte Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Der Füllstand in den Speichern liegt mit im Schnitt knapp 39 Prozent momentan teils höher als in einigen Vorjahren.