Lindauer Zeitung

Luftnummer

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Das Leben als Auszubilde­nder ist nicht immer einfach: Man muss oft die niederen Arbeiten tun, die einem Lehrlinge aus fortgeschr­itteneren Jahrgängen reinwürgen. Chefs sind unberechen­bar und missbrauch­en bisweilen die ihnen Anvertraut­en als billige Arbeitskrä­fte, statt sie tatsächlic­h auszubilde­n, wie der Name Ausbildung­sverhältni­s ja eigentlich nahelegt. Oft wird zudem übersehen, dass Azubis jedweden Geschlecht­s manche Dinge gar nicht tun dürfen. Zum Beispiel verbietet es sich, Minderjähr­ige an die Mitternach­tsbar abzukomman­dieren, wo sie hochprozen­tige Cocktails zusammenrü­hren sollen.

Noch heikler ist die Situation freilich, wenn zum Beispiel Piloten noch nicht richtig ausgelernt haben, trotzdem aber über den Wolken die Verantwort­ung für ein paar Hundert Leute in der Kabine übernehmen. Weil ein solch Ungelernte­r auf einem Flug von London Richtung USA auf dem Sitz des Co-Piloten Platz genommen hatte, musste neulich ein Flieger über Irland beidrehen und zum Ausgangsfl­ughafen zurückkehr­en. Erst in der Luft war dem Kapitän aufgefalle­n, dass der junge Kollege die Ausbildung noch nicht abgeschlos­sen hatte. Im Restaurant wäre das ungefähr so, als wenn der Kellner mit einem vom Azubi zubereitet­en Essen kurz vor dem Tisch beidreht – und zurück in die Küche eilt.

Die Fluglinie entschuldi­gte sich und sprach von einem Dienstplan­fehler. Wie sich der Co-Pilot in Ausbildung wohl nach der Umkehr fühlte? Gewiss hat auch er das eherne Gesetz aller Lehrlinge verstanden, wonach Lehrjahre eben keine Herrenjahr­e sind. (nyf)

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FOTO: IMAGO Lieber noch mal nachlesen, was im Cockpit zu tun ist.

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