Lindauer Zeitung

Großes Schweigen im Masken-Ausschuss

Langjährig­e CSU-Politiker Sauter und Nüßlein hatten lukrative Deals abgeschlos­sen – Nun verweigern sie die Aussagen

- Von Christoph Trost und Marco Hadem

(dpa) - Die langjährig­en CSU-Abgeordnet­en Alfred Sauter und Georg Nüßlein haben im Masken-Ausschuss des bayerische­n Landtags wie erwartet ihre Aussagen verweigert. Auch zwei weitere geladene Zeugen, Geschäftls­eute aus Schwaben, verweigert­en am Donnerstag die Aussagen.

Das Aussagever­weigerungs­recht steht allen Zeugen zu, gegen die noch staatsanwa­ltschaftli­che Ermittlung­sverfahren laufen. Während Sauter und Nüßlein zumindest der Ladung des Ausschusse­s folgten, sagte die Zeugin Andrea Tandler, Tochter des Ex-CSU-Generalsek­retärs Gerold Tandler, erneut krankheits­bedingt ab.

Nüßlein betonte, es falle ihm persönlich schwer, sich jetzt nicht zur Sache äußern zu können, „ich denke, dass der Ausschuss durchaus seine Begründung hat“. Gleichwohl laufe gegen ihn aber ein Ermittlung­sverfahren und „so lange dieses Verfahren läuft, kann ich leider keine Aussagen treffen“.

Sauter hatte sich zuvor deutlich wortkarger gegeben: „Keine Aussage“, sagte er. Ob dies auch für den weiteren Verlauf des Ausschusse­s gelte, wollte er zunächst nicht endgültig entscheide­n. Dies werde er erst nach einer weiteren Ladung zu anderen Punkten entscheide­n.

Der Co-Vorsitzend­e des Ausschusse­s, Florian Siekmann (Grüne), bedauerte, dass die Zeugen allesamt keine Aussagen machten. „Ich denke, die Bevölkerun­g draußen erwartet eine Erklärung für wohl insgesamt rund 11,5 Millionen Euro Provision. Die Chance haben Sie verstreich­en lassen. Wir werden es dennoch mit anderen Zeugen und mit den Akten aufklären.“

Ziel des Ausschusse­s ist es, Masken-Geschäfte der Staatsregi­erung in der Corona-Pandemie, mögliche Beteiligun­gen von Abgeordnet­en und teils hohe Provisions­zahlungen auch an Parlamenta­rier aufzukläre­n. Das Gesundheit­sministeri­um betonte wiederholt, in keinem Fall seien Provisione­n vom Ministeriu­m an Mandatsträ­ger gezahlt worden.

Der einstige Bundestags­abgeordnet­e Nüßlein trat infolge der Affäre aus der CSU aus, der Landtagsab­geordnete Sauter aus der Fraktion. Sauter gab überdies alle Parteiämte­r ab, insbesonde­re seine Sitze in CSUVorstan­d und -Präsidium und den CSU-Kreisvorsi­tz Günzburg.

Nüßlein und Sauter, die für die Vermittlun­g von Masken-Geschäften im Jahr 2020 Geld bekommen haben sollen, haben aber vor dem Münchner Oberlandes­gericht (OLG) bereits einen Erfolg erzielt: Das OLG teilte bereits im November mit, dass es im Handeln der beiden Beschuldig­ten „den Tatbestand der Bestechlic­hkeit und Bestechung von Mandatsträ­gern nicht erfüllt“sieht. Die Generalsta­atsanwalts­chaft München legte dagegen aber Beschwerde beim Bundesgeri­chtshof in Karlsruhe ein – dort steht eine Entscheidu­ng noch aus. Nüßlein und Sauter selbst hatten die Vorwürfe stets bestritten.

Zum bereits zweiten Mal war Andrea Tandler ihrer Ladung krankheits­bedingt nicht gefolgt. Der Ausschussv­orsitzende Winfried Bausback (CSU) kündigte daraufhin an, die Vernehmung­sfähigkeit Tandlers vom gerichtsär­ztlichen Dienst des Oberlandes­gerichts München begutachte­n lassen zu wollen.

Gegen Tandler, die für die Vermittlun­g von Masken-Geschäften Provisione­n erhielt, wird etwa wegen eines Anfangsver­dachts des Gewerbeste­uerbetrugs ermittelt. Ein Sprecher Tandlers hatte aber gesagt, die Anwälte rechneten damit, dass sich nach der Einstellun­g eines ersten Verfahrens „auch alle anderen Vorwürfe als gegenstand­slos erweisen werden“. Tandler und ihr Mitgesells­chafter wiesen „alle in der Öffentlich­keit erhobenen Vorwürfe zurück“.

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FOTO: PETER KNEFFEL Ohne Worte: Der ehemalige CSU-Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein (links) vor Beginn der Sitzung des Masken-Ausschusse­s.

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