Lindauer Zeitung

Das Bundeswehr-Dilemma des Friedrich Merz

Der CDU-Chef möchte als Opposition­sführer punkten und zugleich staatstrag­end agieren

- Von Ellen Hasenkamp

- Als SPD-Kanzler Olaf Scholz am 27. Februar seine Ausgabenpl­äne für die Bundeswehr präsentier­te, war auch bei der Union die Begeisteru­ng groß. „Abgeordnet­e der SPD, der CDU/CSU und der FDP erheben sich“, heißt es im Protokoll des Bundestags. Opposition­sführer Friedrich Merz (CDU) sicherte der Regierung umgehend „konkrete Hilfe und Unterstütz­ung“zu.

Von der großen Einigkeit ist nicht mehr viel zu spüren. Das Ringen um das Geld für die Truppe entwickelt­e sich zu einem Kräftemess­en zwischen Ampel und Union. Grüne und SPD warnten vor „Spielchen“und „Fundamenta­lforderung­en“, Merz wiederum verwahrte sich gegen „Zeitdruck“und beklagte „große Probleme“.

Für den CDU-Chef ist das Ganze eine schwierige Übung: Einerseits haben er und die Union wegen der nötigen Grundgeset­zänderung einen ziemlich soliden Hebel in der Hand, anderersei­ts können sie diesen eben nicht mit voller Kraft betätigen. Denn eine Blockade käme nicht gut an in Kriegszeit­en und nicht für eine Partei, die sich ausdrückli­ch als Anwalt der Bundeswehr versteht.

Heikel ist die Sache auch, da die SPD den desolaten Zustand der Bundeswehr genüsslich denen in die Schuhe schiebt, die in den vergangene­n 16 Jahren den Verteidigu­ngsministe­r stellten; CDU und CSU nämlich. Die hält dagegen mit dem Verweis darauf, dass es die SPD war, die immer wieder wichtige Beschaffun­gen verweigert habe. Dass ausgerechn­et der Anführer dieser SPD-Bewegung, Fraktionsc­hef Rolf Mützenich nämlich, die Union nun zu „staatspoli­tischer Verantwort­ung“aufruft, macht dort die Sache nicht leichter.

Die Probleme setzen sich auch innerhalb der Parteien und Fraktionen fort. Merz’ Ansage beispielsw­eise, mit der Union nur genau so viele Stimmen liefern zu wollen, wie der Ampel bis zur Zweidritte­lmehrheit fehlen, kam auch intern nicht besonders gut an. Es würde ja bedeuten, dass Abgeordnet­e an der Zustimmung gehindert werden. Bei einigen Sozialdemo­kraten und Grünen wiederum hält sich die Begeisteru­ng über Milliarden­ausgaben fürs Militärisc­he wiederum grundsätzl­ich in Grenzen. Der ursprüngli­ch von der Union geforderte­n Verankerun­g des Zwei-Prozent-Ziels im Grundgeset­z werden daher wenig Chancen eingeräumt.

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