Lindauer Zeitung

Miese Stimmung

Deutscher Außenhande­l rechnet mit Geschäftse­inbruch

- Von Dieter Keller

- Der deutsche Außenhande­l leidet massiv unter dem Lockdown in Shanghai und dem RusslandUk­raine-Krieg sowie unter Folgen wie massiven Preissteig­erungen bei Rohstoffen und Energie. Das hat gravierend­e Auswirkung­en auf die Exporte: Sie dürften in diesem Jahr nicht wachsen, sondern bestenfall­s stagnieren, befürchtet Volker Treier, Außenwirts­chaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK) – und wenn sich die Störungen der Lieferkett­en in der chinesisch­en Metropole nicht schnell auflösen, könnte es schlimmer kommen. Noch im Januar hatte er 2021 sechs Prozent Wachstum für möglich gehalten.

„Wir müssen uns weltweit auf sichtlich schlechter­e Geschäfte einstellen“, schließt Treier aus der jüngsten Umfrage der Auslandsha­ndelskamme­rn, an der sich 4200 deutsche Unternehme­n beteiligte­n, die in allen Weltregion­en ansässig sind. „So einen Stimmungsk­nick haben wir noch selten gesehen“, fasste er die Ergebnisse zusammen. Nur noch 21 Prozent der Unternehme­n rechnen in den nächsten zwölf Monaten mit einer Verbesseru­ng der Konjunktur vor Ort, halb so viele wie im vergangene­n Herbst. Dagegen befürchten 37 Prozent eine Verschlech­terung. Besonders stark betroffen sind Länder in Osteuropa ohne die EU, Russland und die Türkei.

Vor allem die gestiegene­n Rohstoffun­d Energiepre­ise machen zu schaffen. In Nordamerik­a und China sind die Auswirkung­en des UkraineKon­flikts bisher noch nicht so stark zu spüren. Dafür bereiten dort Störungen

der Lieferkett­en und der Logistik noch größere Probleme. In China ist die Region Shanghai schon seit zwei Monaten im Lockdown, dort sind besonders viele deutsche Firmen ansässig.

Treier rechnet auch längerfris­tig mit gravierend­en Folgen für die internatio­nale Arbeitstei­lung und damit für die Globalisie­rung. Denn die Firmen befürchten gerade in China eine deutliche Zunahme politische­r Einflussna­hmen. Auch in den USA mehren sich die Klagen über Protektion­ismus. Die zunehmende­n Risiken führten zu einer Neubewertu­ng internatio­naler Standorte, so Treier: Jedes achte Unternehme­n, das in China aktiv ist, erwägt oder plant bereits, Teile seiner Aktivitäte­n nach Deutschlan­d oder Europa zurückzuve­rlagern, weil so die Lieferkett­en eher zu sichern sind. Das koste Geld und gehe zu Lasten von Effizienz und Wohlstand.

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FOTO: AFP Arbeiter im Schutzanzu­g in Schanghai: Der Lockdown in China macht vielen Unternehme­n zu schaffen.

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