Energieteam fordert kälteres Wasser fürs Aquamarin
Das Wasserburger Freibad hat die höchste Wassertemperatur in der Umgebung – Das sorgt für Aufregung
- 28 Grad warm ist das Wasser im Aquamarin. Die Wohlfühltemperatur ist das Alleinstellungsmerkmal des Wasserburger Freibads. Ein Unding, finden Florian Strößenreuther, Roland Gamisch und Johannes Enders. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung nutzten die drei Mitglieder des Energieteams die Bürgersprechgelegenheit, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sollte der Gemeinderat an den 28 Grad festhalten, wollen sie aus dem Energieteam aussteigen.
In Nonnenhorn, Oberreitnau und Lindau öffnen die Freibäder als Reaktion auf den Ukraine Krieg eine Woche später als geplant und Nonnenhorn will wegen der Diskussion um russisches Gas sogar die Temperatur des Schwimmbeckens um bis zu zwei Grad senken. Nur in Wasserburg bleibt alles wie gehabt. Das Aquamarin ist seit vergangenem Samstag eröffnet. Das Wasser wird mittels einer Kombination aus Solarenergie und Hackschnitzel auf 28 Grad hochgeheizt. „Die Temperatur ist ein Alleinstellungsmerkmal, das viele Gäste nach Wasserburg bringt, die die Kombination aus Bad und See sehr schätzen“, sagte Bürgermeister Harald Voigt kürzlich gegenüber der LZ.
Das geht gar nicht, findet Florian Strößenreuther. Zusammen mit seinen beiden Kollegen Roland Gamisch und Johannes Enders ist er als Abordnung des Wasserburger Energieteams
zur jüngsten Gemeinderatssitzung gekommen, um den Gemeinderat aufzurütteln und zum Umdenken zu bewegen. Alle drei Männer haben ihre grünen Energieteam-Shirts mit Buttons versehen, auf dem groß und deutlich „24 Grad“zu lesen ist. „24 Grad sollte das Ziel sein. Alles, was da drüber ist, muss über die Sonne kommen“, formuliert Strößenreuther die Forderung des Energieteams. Er nimmt damit Bezug auf Voigts weitere Äußerung in der LZ, als er sagte, „durch die Nutzung der Solarenergie ist es uns möglich, die Wassertemperatur beizubehalten“. In Zeiten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, den explodierenden Gaspreisen und der drohenden Gasknappheit gehe das gar nicht, sagt Strößenreuther.
Denn dass allein die Sonne das Wasser auf 28 Grad erwärmt, ist ein Trugschluss. Vielmehr sei es so, so erklärte Strößenreuther gegenüber der LZ, dass das Wasser, außer im Hochsommer, durch eine Kombination aus Sonne und Hackschnitzel aufgeheizt werde. Und diese Hackschnitzenergie gelte es aufzusparen. Denn, so erklärt er den Zusammenhang zwischen Gas und Hackschnitzel, „wir wissen nicht, ob wir im Winter genügend Gas haben werden“. Oder aber ob Deutschland bis dahin überhaupt noch russisches Gas haben will. Deshalb geht es darum, die vorhandenen Hackschnitzelreserven der Gemeinde aufzusparen, um diese im Winter dort einzusetzen, wo man sie tatsächlich brauche. Etwa um die Turnhalle des Aquamarins zu beheizen.
„24 Grad ist die Maximalforderung“, sagt Strößenreuther und versichert, dass ein Kompromiss in
Form von ein bis zwei Grad durchaus denkbar sei. Wenn auch in dieser Richtung nichts passiere, wollen er und zahlreiche andere auch aus dem Energieteam austreten. Ihm und seinen Mitstreitern geht es vor allem darum, dass Wasserburg ein Zeichen setzt und Verzicht übt. Schließlich sei sie als Energiespargemeinde ausgewiesen und Trägerin des European
Energy Awards in Gold. „Das Signal muss in Richtung Einsparung gehen“, fordert Strößenreuther. Er und seine Mitstreiter sagen, dass dies ein Zeichen von Solidarität gegenüber den Ukrainern sei. Ebenso, wenn die Bürger in Wasserburg ihre Heizungen im Winter etwas herunterdrehen und die lange Unterhose auch zu Hause tragen oder sich auf dem Sofa in eine Wolldecke kuscheln. Bürgermeister Harald Voigt antwortete auf die Anregungen des Energieteams, dass die Verwaltung bereits dabei sei, das Thema für die nächste Bauausschusssitzung im Juni vorzubereiten. „Wir wollen mit Ihnen einen Kompromiss erarbeiten“, versicherte er.
Thema soll dann auch ein weiterer Punkt im Aquamarin sein, den das Energieteam kritisiert. Das Duschwasser wird nämlich mit Gas auf sehr hohe Temperaturen erhitzt, um der Gefahr von Legionellen zu begegnen. Dies ist behördlich vorgeschrieben. Die hohen Temperaturen, die nötig sind, um die gesundheitsgefährdenden Bakterien abzutöten, lassen sich jedoch nicht mit Hackschnitzelenergie erzeugen, so lautete die Einschätzung von Gemeinderat Philipp Kritzler, der auch Heizungsspezialist ist. Doch für die Gaseinsparung an dieser Stelle haben die Energieteamleute auch einen Vorschlag parat: die Einführung einer Zeitbegrenzung für das Heißwasserduschen mittels eines Chipsystems.