Lindauer Zeitung

„Wie ein Schlag in die Magengrube“

CSU-Abgeordnet­er Eric Beißwenger über die Folgen der Skandale in seiner Partei

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- Der Oberallgäu­er Abgeordnet­e Eric Beißwenger (CSU) sprach mit Aimée Jajes und Michael Mang über die Folgen der jüngsten Skandale in seiner Partei, die Steuer-Ermittlung­en gegen ihn und seine Entscheidu­ng, bei der Landtagswa­hl im kommenden Jahr wieder anzutreten.

Herr Beißwenger, werden Sie bei der Landtagswa­hl im kommenden Jahr wieder kandidiere­n?

Es macht mir Freude, Politik für und mit den Menschen vor Ort zu gestalten und mich für ihre Anliegen einzusetze­n, egal ob im Landtag oder im Stimmkreis. Deshalb ist es die logische Konsequenz in meinem Alter, dass ich sehr gerne weitermach­en möchte und die Delegierte­n dafür um ihr Vertrauen und ihre Unterstütz­ung bitte.

Wie wollen Sie denn den CSUKreisve­rband Lindau davon überzeugen, dass er Sie diesmal unterstütz­t? Die Westallgäu­er hatten ja vor der vergangene­n Landtagswa­hl eine eigene Kandidatin aufgestell­t. Durch Gespräche. Es ist natürlich klar, dass jeder Kreisverba­nd versucht, seine Kandidaten zu positionie­ren. Ich werde mit dem Lindauer Kreisvorsi­tzenden darüber sprechen, wie wir es hinbekomme­n, dass der Stimmkreis geschlosse­n seinen Abgeordnet­en unterstütz­en kann und wir diese Geschlosse­nheit auch für die Zukunft tragfähig gestalten.

Haben Sie schon erste Gespräche geführt? Gibt es schon Signale?

Ich führe bei den Terminen vor Ort immer wieder Gespräche, auf jeder Ebene. Es gehört dazu, dass man diese Themen miteinande­r und insbesonde­re auch mit den Delegierte­n bespricht.

Ihre Partei kommt nicht aus den Schlagzeil­en: erst die Maskendeal­s, jüngst der Rücktritt Ihres Generalsek­retärs Stephan Mayer wegen einer angebliche­n Bedrohung eines Journalist­en. Wie sehr schadet Ihnen das als CSU-Abgeordnet­er in Bezug auf die Landtagswa­hl?

Das brauchen wir nicht schönreden. Das behindert die Arbeit und beschädigt uns auch. Wenn diese Aussagen von Mayer so getroffen wurden, sind sie auch in keiner Form zu rechtferti­gen. Das war für mich ein Schlag in die Magengrube. Ich war geschockt, weil ich es so nicht erwartet hatte. Meinen Kollegen im bayerische­n Landtag ging es genauso.

Gegen Sie selbst wird wegen des Anfangsver­dachts der Steuerhint­erziehung ermittelt. Wie sehr schadet das Ihrem Ansehen?

Das ist sehr unschön und ich kooperiere von Anfang an. Es ist in meinem Interesse und auch in dem meiner Familie, die das natürlich zunehmend anstrengen­d findet, das so schnell wie möglich zu beenden.

Die Wahlergebn­isse der Oberallgäu­er CSU sind zuletzt nicht so ausgefalle­n, wie es sich die CSU gewünscht hat. Sie mussten das Landratsma­ndat an die Freien Wähler abgeben. Bei der jüngsten Wahl, der Bundestags­wahl, verlor die CSU im Wahlkreis Oberallgäu 11,1 Prozentpun­kte im Vergleich zu 2017. Die Reihe ließe sich auch fortsetzen. Wie wollen sie den Trend umkehren?

Diese Wahlen sind nicht gut für uns ausgegange­n. Aber man muss natürlich differenzi­eren. Bei der Landratswa­hl gab es im ersten Wahlgang eine große Mehrheit für den CSU-Kandidaten, die Stichwahl wurde knapp verloren – alle gegen einen. In dieser Deutlichke­it hat es mich überrascht. Man muss aber auch sehen, dass wir bei der gleichen Kommunalwa­hl etliche Bürgermeis­termandate hinzugewon­nen haben – das hat uns sehr gefreut und ermutigt.

Und bei der Bundestags­wahl?

Das Gesamterge­bnis war natürlich alles andere als erfreulich für uns. Die CSU Oberallgäu hat für den Wahlkreis noch das beste Ergebnis erzielt – im Vergleich zu Kempten und Lindau. Aber das hat unterschie­dliche Gründe und lag nicht an der Kandidatin. Die stand ja überall zur Wahl.

Woran lag es dann?

Wahrschein­lich Themen, die in den jeweiligen Verbänden schlummern. Aber das hat alles auch mit der jeweiligen Bevölkerun­g zu tun. Ich denke, dass die im Oberallgäu und in Lindau noch relativ homogen ist. In Kempten gibt es auch andere Strömungen. Die Austritte in der Stadtratsf­raktion sind ein Thema. Aber ich spreche generell nicht über andere Kreisverbä­nde. Und auch unser Ergebnis ist nicht zufriedens­tellend.

Wie wollen Sie gerade in Bezug auf die Landtagswa­hl sicherstel­len, dass alle an einem Strang ziehen? Die Reihen zu schließen, ist eine der wichtigste­n Aufgaben nach Kampfabsti­mmungen. Und dafür müssen beide Seiten bereit sein. Es scheint uns im Oberallgäu einigermaß­en gelungen zu sein, sonst hätten wir bei der Bundestags­wahl kein so vergleichs­weise gutes Ergebnis erzielt. Nach der Corona-Zeit ist es nun ganz wichtig, dass wir endlich wieder mit der Parteiarbe­it loslegen können. Und dabei sind die persönlich­en Begegnunge­n untereinan­der das Mittel zum Erfolg.

 ?? ARCHIVFOTO: LIENERT ?? Im Gespräch mit seinen Parteikoll­egen will Eric Beißwenger (49) vor der Landtagswa­hl im kommenden Jahr die Reihen schließen. Die Skandale seiner Partei empfindet er als große Belastung für seine politische Arbeit.
ARCHIVFOTO: LIENERT Im Gespräch mit seinen Parteikoll­egen will Eric Beißwenger (49) vor der Landtagswa­hl im kommenden Jahr die Reihen schließen. Die Skandale seiner Partei empfindet er als große Belastung für seine politische Arbeit.

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