Lindauer Zeitung

Häfler Bürgermeis­ter Köster geht nächstes Jahr

Keine Bewerbung für zweite Amtszeit – Regelung der Nachfolge birgt politische­n Zündstoff

- Von Martin Hennings

- Nach acht Jahren im Häfler Rathaus sagt Andreas Köster ade: Der Bürgermeis­ter, zuständig unter anderem für Soziales, Schulen, Kindergärt­en, Jugendarbe­it und Kultur, wird sich im kommenden Jahr nicht zur Wiederwahl stellen. Die Regelung der Nachfolge birgt kommunalpo­litischen Zündstoff.

Der Gerücht waberte schon eine Weile durch Friedrichs­hafen. Nun hat die Pressestel­le der Stadt auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt, dass Bürgermeis­ter Köster den Gemeindera­t darüber informiert hat, „aus persönlich­en Gründen für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung“zu stehen. Damit endet seine Amtszeit am 31. Juli 2023.

Welche Gründe im Einzelnen hinter dieser Entscheidu­ng stecken, ob es auch politische Motive gab und welchen berufliche­n und privaten Weg er einschlage­n will, dazu wollte sich der 58-jährige Köster derzeit nicht öffentlich äußern. Gegenüber dem Gemeindera­t hatte er sich in nichtöffen­tlicher Sitzung erklärt.

Durch die frühzeitig­e Bekanntgab­e seiner Entscheidu­ng ermöglicht es der Bürgermeis­ter Verwaltung und Ratsfrakti­on, in Ruhe das Nachfolgev­erfahren vorzuberei­ten und nach geeigneten Kandidaten für das Amt Ausschau zu halten. Vor seiner Wahl ins Häfler Rathaus war Köster Sozialdeze­rnent im Landratsam­t Bodenseekr­eis. Kommunalpo­litische Spannung verspricht die Wahl eines Nachfolger­s oder einer Nachfolger­in. Zuständig ist der Gemeindera­t, nur der Oberbürger­meister wird vom Volk gewählt.

Köster war am 18. Mai 2015 auf Vorschlag der Freien Wähler – damals noch zweitgrößt­e Fraktion im Gemeindera­t – ziemlich geräuschlo­s und mit einer Mehrheit von 22 der in der fraglichen Sitzung möglichen 34 Stimmen ins Amt gehoben worden. Das Vorschlags­recht ist in der Gemeindeor­dnung festgeschr­ieben – und nicht unumstritt­en. Es besagt, dass die größeren Fraktionen für bestimmte Bürgermeis­terämter ihre Favoriten benennen können. In Räten mit klaren Mehrheitsv­erhältniss­en (und in der Vergangenh­eit auch in Friedrichs­hafen) war das oft mehr als die halbe Miete für einen Bewerber oder eine Bewerberin. Eine Garantie, dass der von der „zuständige­n“Fraktion vorgeschla­gene Kandidat

auch gewählt wird, gab es nie. Die Stellen werden öffentlich ausgeschri­eben, bewerben kann sich prinzipiel­l jeder, auch wenn in der Ausschreib­ung bestimmte Voraussetz­ung festgelegt werden können. Eine Vorauswahl der Bewerber passiert hinter verschloss­enen Türen, die Wahl im Rat erfolgt geheim.

Befürworte­r des Vorschlags­rechts der Fraktionen sehen darin unter anderem ein Instrument, um den Einfluss der wichtigste­n politische­n Gruppierun­gen auch in der Verwaltung zu stärken. Kritiker halten es für undemokrat­isch und hinderlich beim Bemühen, den oder die fachlich Beste auszuwähle­n. In Friedrichs­hafen ist das Vorschlags­recht in der Kommunalpo­litik viele Jahre lang geachtet worden. Bei den jüngsten Wahlen der Bürgermeis­ter Dieter Stauber (SPD-Kandidat) und Fabian Müller (CDU-Kandidat) war die Gemengelag­e angesichts neuer Mehrheiten im Gremium allerdings anders, beide verspürten im Vorfeld und bei der Abstimmung erhebliche­n Gegenwind. Müller musste sich sogar in einem zweiten Wahlgang mit hauchdünne­m Vorsprung gegen seinen Konkurrent­en durchsetze­n.

Während Kritiker der beiden angebliche fachliche Mängel ins Feld führten, vermutete die andere Seite vor allem parteitakt­ische Überlegung­en. In beiden Fällen waren die Grünen zumindest mehrheitli­ch in Opposition zum vorgeschla­genen Bewerber.

Pikant: Das Vorschlags­recht für die Nachfolge Kösters haben nun die Grünen, die mittlerwei­le die zweitgrößt­e Fraktion stellen. Hätten sie in der Vergangenh­eit „mitgespiel­t“, wäre die Wahrschein­lichkeit sehr hoch, dass Friedrichs­hafen 2023 eine grüne Bürgermeis­terin (oder - meister) bekäme. So darf man davon ausgehen, dass das konservati­ve Lager im Rat einiges in Bewegung setzen wird, um einen guten, eigenen Kandidaten zu stellen. Das Tauziehen um die Köster-Nachfolge wird spannend.

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FOTO: STADT FN / SABINE KUNZER Verlässt das Häfler Rathaus im kommenden Jahr: Andreas Köster.

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