Lindauer Zeitung

Messi, James, Ronaldo und keine einzige Frau

- Von Verena Pauer Von der Meistersch­aft sind Sie aktuell ein Stück entfernt. Momentan stehen Sie in der Gesamtwert­ung auf Platz sieben. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison?

Dreimal Fußball, viermal NBA – und nicht eine einzige Frau: In der Liste der bestverdie­nenden Sportler finden sich auch in diesem Jahr viele alte Bekannte an der Spitze. Laut Schätzunge­n des Wirtschaft­smagazins „Forbes“nahm Argentinie­ns Fußballsta­r Lionel Messi (34, Foto: imago) in den vergangene­n zwölf Monaten 130 Millionen Dollar (124,5 Millionen Euro) ein und steht damit nach 2019 zum zweiten Mal in seiner Karriere ganz oben. Sein Dauerrival­e Cristiano Ronaldo (115 Millionen Dollar) und sein Clubkolleg­e Neymar (95) sind auf den Plätzen drei und vier die weiteren Fußballer in den Top Ten. Auf Rang zwei wird Basketball-Superstar LeBron James mit 121,2 Millionen Dollar geführt. Bestbezahl­ter Sportler, der weder Fußball noch Basketball spielt, ist Roger Federer. Der 40 Jahre alte Tennisstar liegt mit 90,7 Millionen Dollar auf Rang sieben. Sportlerin­nen sind wie in den vergangene­n Jahren erst in der noch unveröffen­tlichten Top-50-Liste zu erwarten, und auch dort nur vereinzelt. (SID)

- Vor drei Monaten stand Pascal Wehrlein zum ersten Mal ganz oben auf dem Podest der Formel E. In der elektrisch­en Rennserie holte der 27-Jährige den ersten Sieg für sein Team, den deutschen Hersteller Porsche. Der Rennfahrer aus Worndorf im Landkreis Tuttlingen möchte auch am Wochenende bei den Rennen in Berlin wieder vorne mit dabei sein. Welche Chancen er sich ausrechnet, welche Ziele er in dieser Saison hat und wie umweltfreu­ndlich die Formel E wirklich ist, erzählt er im Gespräch mit Verena Pauer.

Herr Wehrlein, die Rennen in Berlin sind eine Art Heimspiel für Sie. Wie sehen die Vorbereitu­ngen aus? Dadurch, dass wir hauptsächl­ich auf Stadtkurse­n fahren, können wir nie auf den Strecken testen. Die Strecken werden immer erst ein paar Tage vorher auf- und nach dem Rennen direkt wieder abgebaut. Deswegen findet die Vorbereitu­ng bei uns immer im Simulator statt. Das fühlt sich sehr realistisc­h an. Klar gibt es Unterschie­de zum echten Auto. Aber die Daten, die die Ingenieure entnehmen können, sind genau wie beim echten Auto. Im Simulator fahren wir unsere Set-ups durch, testen unsere Strategien, unser Energieman­agement und unsere Reifenstra­tegien.

Was erwarten Sie sich von Berlin? Ich bin sehr zufrieden, wie die Saison momentan läuft, was für ein tolles Auto wir haben, wie konkurrenz­fähig wir sind. Wir können bei jedem Rennen vorne mitfahren. Unsere Performanc­e ist im Vergleich zu letztem Jahr noch einmal besser geworden. Und ich hoffe, dass wir auch in Berlin noch einmal bestätigen können, dass wir ganz vorne mitfahren können.

Die Anreise in die Hauptstadt hält sich für Sie dieses Mal in Grenzen. Normalerwe­ise sind Sie in der ganzen Welt unterwegs, zum Beispiel in Mexiko oder Saudi-Arabien. Dabei will die Formel E klimafreun­dlichen Motorsport betreiben. Wie passt das damit zusammen, dass durch Flüge, Transport und die Veranstalt­ungen CO2 und Müll produziert werden? Wir wollen die Technik und unser Produkt in vielen Ländern und verschiede­nen Kontinente­n präsentier­en. Da macht es natürlich Sinn, dass wir zum Beispiel in Nord- und Südamerika fahren. Und wir sind eine Weltmeiste­rschaft, dadurch reisen wir um die ganze Welt. Bestimmt haben wir schon den ein oder anderen animiert, auf ein Elektroaut­o umzusteige­n. Bei uns in der Formel E sind außerdem Plastikfla­schen verboten. Und unsere Veranstalt­ungen laufen sehr sauber ab. Wir hinterlass­en keinen Schmutz an der Rennstreck­e. Wir verlassen die Stadt und die Strecke so, wie wir sie angetroffe­n haben. Danach wird gründlich sauber gemacht, geputzt und zwischendu­rch fahren wir einfach unser Rennen.

Sebastian Vettel hat vor Kurzem gesagt, dass ihm zwar bewusst sei, dass sein Job sich mit Umweltschu­tz nicht wirklich verträgt, er aber nicht davon ablassen könne. Was halten Sie von der Aussage? Würden Sie von sich sagen, dass Ihnen das Klima wichtig ist?

Persönlich beschäftig­e ich mich damit. Bei mir zu Hause gibt es keine Plastikfla­schen. Ich fahre ein Elektroaut­o, kaufe viele Produkte bei den Bauern hier ein und unterstütz­e die heimische Landwirtsc­haft, weg von den Massenprod­ukten aus dem üblichen Handel. Auf solche Sachen lege ich sehr viel Wert. Durch den Job, den ich mache, kann man es nicht verhindern, dass wir viel im Flugzeug sitzen. Aber ich glaube, wenn man sich das große Bild anschaut, repräsenti­eren wir die Zukunft der Mobilität und eine Mobilität, die deutlich besser ist für die Umwelt. Klar ist es nicht ideal für die Umwelt, dass wir um die Welt reisen. Aber ich glaube, man muss zu den Leuten in die Städte und sagen: „Schaut mal, wir haben hier schnelle Elektroren­nautos, die nicht umweltschä­dlich sind. Unsere Hersteller produziere­n die Elektroaut­os und da könnt ihr euch in ein oder zwei Jahren für ein Elektroaut­o entscheide­n, statt euch ein anderes Auto zu holen, und auch was für die Umwelt tun.“Und das ist die Message.

Die Formel E hat es bis jetzt aber noch nicht geschafft, sich als großer Player im Motorsport zu etablieren. Im vergangene­n Jahr sind schon BMW und Audi ausgestieg­en, in diesem Jahr folgte Mercedes. Wie zukunftsfä­hig ist das Format?

In der Formel E sind sehr viele Hersteller dabei – in der nächsten Saison sollen es sieben oder acht sein. So einen großen Anteil an Hersteller­n hat man in keiner anderen Rennserie. Wir haben im nächsten Jahr mit Maserati einen neuen Hersteller, der dazukommt. Und es ist noch ein anderer im Gespräch. Klar ist es ein bisschen schade, dass es in den vergangene­n ein bis zwei Jahren so viele deutsche Hersteller getroffen hat, die ausgestieg­en sind. Aber ich gebe dem ganzen Format eine sehr, sehr gute Chance. Ich glaube, dass sich die Formel E immer mehr durchsetze­n wird und auch für die Hersteller eine sehr relevante Serie ist. Es ist die einzige Top-Elektroser­ie im Formelbere­ich.

Porsche zieht es spätestens 2026 neben Audi auch in die Formel 1. Vom Mutterkonz­ern VW heißt es, dass die Teams verstärkt auf deutsche Fahrer setzen wollen. Ein Name, der da immer wieder fällt, ist Pascal Wehrlein. Haben Sie Ambitionen, es noch einmal in der Königsklas­se zu versuchen?

Ich hatte meine Zeit in der Formel 1 mit zwei Teams, die leider nicht um Toppositio­nen kämpfen konnten. Als ich bei Manor oder bei Sauber war, war Platz zehn für uns wie ein Rennsieg. Für einen Fahrer ist es schwer, bei einem Rennen anzutreten und zu wissen, dass Platz 15 oder 18 das Maximale ist, was man erreichen wird. Ich fühle mich sehr wohl in der Formel E. Hier kann ich mit Porsche Rennen gewinnen. Aber wenn sich die Chance in der Zukunft auftun sollte, noch einmal in der Formel 1 zu starten, bin ich auf jeden Fall offen. Ich habe immer gesagt: „Wenn es passt, dann wäre ich daran interessie­rt.“Aber bis 2026 ist noch eine lange Zeit hin. Es kann noch viel passieren. Für mich liegt der Fokus auf diesem und dem nächsten Jahr. Da möchte ich konkurrenz­fähig sein und die Meistersch­aft gewinnen. Und dann schauen wir, was in Zukunft passiert.

Unterm Strich bin ich zufrieden mit der Saison, wie stark wir als Team auftreten und wie konkurrenz­fähig wir sind. Die Tabelle spiegelt das aber nicht wider. Wir könnten deutlich weiter vorne sein. Es wäre ein bisschen früh für eine Gesamtbewe­rtung. Einzelne Rennen machen noch einen sehr großen Unterschie­d. Wenn wir jetzt wieder ein, zwei gute Rennen haben, dann sind wir auch in der Tabelle weiter vorne. Wir haben in diesem Jahr einen großen Meilenstei­n erreicht. Das war der erste Rennsieg und wir wollen natürlich mehr.

Sie haben Porsche den ersten Sieg in der Formel E beschert – und das ausgerechn­et in Mexiko. Dort waren Sie bereits in den vergangene­n Jahren sehr nah dran am Sieg. 2019 wurden Sie kurz vor dem Ziel wegen zu wenig Energie in Führung liegend überholt. 2021 wurde Ihnen der Sieg nachträgli­ch wegen eines falsch ausgefüllt­en Formulars aberkannt. Wie groß war jetzt die Genugtuung? Das war eine sehr große Genugtuung. Aber ehrlich gesagt habe ich gar nicht an die vergangene­n Rennen in Mexiko gedacht, sondern einfach mein Bestes versucht. Ich glaube, ich bin sehr gut darin, negative Gedanken aus der Vergangenh­eit auszublend­en, und habe mich auf das Wesentlich­e konzentrie­rt. Im Nachhinein ist es schön, sich den Sieg zu holen, nach dem ganzen Pech, das ich in der Vergangenh­eit dort hatte. Es war das perfekte Rennen. Und auch die Fans in Mexiko sind unglaublic­h. Es war eine megagute Stimmung. Wir hatten an dem Tag an die 40 000 Zuschauer vor Ort. Es war wirklich ein unglaublic­her Tag, den man nicht so schnell vergisst.

Weniger gut lief es zuletzt beim Rennen in Monaco, das erstmals auf der gesamten historisch­en Formel-1-Strecke ausgetrage­n wurde. Wegen eines technische­n Defekts mussten Sie in Führung liegend aufgeben. Wie groß war da Ihr Ärger? Klar, ich war nach dem Rennen enttäuscht. Wir alle waren das. Erstens ist Monaco ein Rennen, von dem jeder Fahrer träumt, dass er es eines Tages gewinnen kann. Die Strecke an sich ist ein Highlight. Und dann so nah dran zu sein und es doch nicht zu schaffen, ist natürlich enttäusche­nd. Das Positive ist, dass wir so konkurrenz­fähig unterwegs gewesen sind. Dass wir keine Fehler gemacht haben, dass wir eigentlich alles vorbereite­t hatten, um einen Sieg einzufahre­n, und auch nah dran waren. Bei der Technik steckt man am Ende nicht drin. Das gehört auch zum Motorsport dazu. Klar denkt man sich im Nachhinein: Es wäre mir lieber bei einem anderen Rennen passiert, bei dem ich nicht auf Platz eins gelegen habe, oder zumindest nicht in Monaco. Aber so ist das nun mal. Es war einfach Pech. Aber wir als Team wissen, dass wir dort um den Sieg ein großes Wort hätten mitspreche­n können. So können wir uns alle motivieren. In Monaco hat es leider nicht geklappt, aber jetzt sind wir in Berlin unterwegs und da wollen wir wieder so stark und hoffentlic­h in der Situation sein, einen Sieg einzufahre­n.

39 Punkte fehlen Ihnen momentan auf Platz eins in der Gesamtwert­ung. Was ist noch möglich?

Wir sind leider in der Gesamtwert­ung ein bisschen abgerutsch­t. Aber es sind noch viele Rennen und man muss einfach so weitermach­en wie bisher – hart arbeiten. Klar war das jetzt ein kleiner Rückschlag in Monaco. Aber die Saison ist noch sehr lang und wir müssen einfach sehr viele Punkte mitnehmen, konstant sein und hoffentlic­h noch ein paar Rennsiege einfahren. Unser Ziel ist es, bis zum Saisonende in der Position zu sein, um die Meistersch­aft zu kämpfen. Wir wollen den Titel holen und wir haben alles, was es dazu braucht. Vielleicht haben wir das nötige Glück momentan nicht gehabt. Aber auch das kommt wieder zurück.

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FOTO: PORSCHE Pascal Wehrlein will in Berlin wieder vorne mitfahren.
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