Lindauer Zeitung

Einer für die rechte Seite des FC Bayern

Noussair Mazraoui unterschre­ibt Vertrag an der Säbener Straße bis zum Jahr 2026

- Von Patrick Strasser

- Mit Titelfeier­n und Meistersch­alen hat Noussair Mazraoui schon Routine. Auch das prädestini­ert den Rechtsvert­eidiger von Ajax Amsterdam für den FC Bayern. Am Mittwochab­end wurde der 24Jährige durch das 5:0 im letzten Saison-Heimspiel gegen den SC Heerenveen zum zweiten Mal hintereina­nder Meister in der niederländ­ischen Eredivisie. Ajax machte den Titel am vorletzten Spieltag klar, kann von der PSV Eindhoven mit Mario Götze nicht mehr eingeholt werden. Mazraoui wurde in der 67. Minute ausgewechs­elt und von den Fans verabschie­det.

„Ihr könnt gratuliere­n. Es ist durch“, sagte er gegenüber ESPN NL und erklärte die Hängeparti­e der vergangene­n Wochen: „Ich wollte bis zum Titelgewin­n warten, bevor ich den Wechsel bekanntgeb­e. Nach Ajax ist Bayern mein Traumverei­n.“Mazraoui wird demnächst an der Säbener Straße einen Vertrag bis 2026 unterschre­iben, der mit einem jährlichen Brutto-Grundgehal­t von rund acht Millionen Euro (plus die üblichen Bonuszahlu­ngen für Titelgewin­ne) dotiert sein soll. Sein Vertrag bei Ajax läuft aus. Gut für Bayern: Er kostet keine Ablöse. Schlecht für Bayern: Das heißt, dass ein üppiges Handgeld und wohl auch eine „signing fee“fällig wird, der Obolus für die Unterschri­ft. Schließlic­h waren viele europäisch­e Vereine hinter ihm her.

Mazraoui, der sowohl in einer Viererkett­e als auch in der von Trainer Julian Nagelsmann präferiert­en Dreierkett­e als Rechtsvert­eidiger eingesetzt werden soll, wird damit Nachfolger von Benjamin Pavard (26), der – auch auf eigenen Wunsch – künftig als Innenverte­idiger zum Einsatz kommt. Laut Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic sei Mazraoui „der Typ Spieler, der von ganz Europa gesucht wurde“. Eben „ein Spieler, der uns helfen und unsere Mannschaft verstärken wird“, sagte Salihamidz­ic dem Münchner Merkur. Doch wer ist dieser Mazraoui? Wie tickt der marokkanis­che Nationalsp­ieler (bisher zwölf Einsätze und zwei Tore)? Ist er ein Hitzkopf, weil er nach einer Rangelei im Training mit Chelsea-Star Hakim Ziyech von Nationalco­ach Vahid Halilhodzi­c nicht für den AfrikaCup nominiert wurde und daher im März vorläufig zurücktrat? Kenner sagen: nein, es sei eine einmalige Affekthand­lung gewesen. Er gilt als ruhiger, besonnener Typ, als bodenständ­ig und zurückhalt­end. Bis 2018 lebte er noch bei seinen marokkanis­chen Eltern, rund 40 Kilometer vom AjaxGeländ­e entfernt. Weil? „Um mich selbst zu beschützen, das hindert mich daran, dumme Dinge zu tun.“

Mazraoui kam am 14. November 1997 in Leiderdorp, in der Provinz Südholland, zur Welt. In Alphen aan den Rijn (Alphen am Rhein) wuchs er auf. Mit acht Jahren wechselte Noussair von den Alphense Boys in die Jugendakad­emie (U10) von Ajax Amsterdam, durchlief sämtliche U-Teams. Es war Erik ten Haag, der ehemalige Coach der U23 des FC Bayern, der ihm im Februar 2018 zum Profi-Debüt verhalf – damals noch im Mittelfeld. Doch aufgrund seiner Geschwindi­gkeit, seiner Dribbelstä­rke und seiner hervorrage­nden Flankenläu­fe etablierte er sich schnell als Rechtsvert­eidiger. „Dort habe ich mich zunächst echt schwergeta­n“, gesteht er rückblicke­nd.

Mehr noch: „Ich hatte nie das Potenzial für die Ajax-Profis“, sagt er selbstkrit­isch – und tatsächlic­h: 2016 konnte er sich, zuvor ausgemuste­rt, erst im November durch starke Auftritte in der Reserve einen Profivertr­ag erspielen. Nun der Schritt zu den Bayern. Seine Freundin, ebenfalls Niederländ­erin mit marokkanis­chen Wurzeln, kommt mit. Seine Geschwiste­r (ein jüngerer Bruder, eine jüngere Schwester) bleiben zu Hause.

Bei der Integratio­n hilft, dass der Holländer Ryan Gravenberc­h (19) ebenfalls von Ajax zum FC Bayern wechselt. Der Mittelfeld­spieler, aktuell wegen einer Verletzung am linken Knöchel mit Spezialsch­uh, wird noch sechs Wochen pausieren müssen. Die Verhandlun­gen sind zäh. 30 Millionen Euro Ablöse plus x stehen im Raum. Dann aber heißt es für beide „Oranjes“in München: Hartelijk welkom!

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FOTO: IMAGO Der Wechsel von Noussair Mazraoui (rechts) von Ajax Amsterdam zum FC Bayern ist fix. Auch Teamkolleg­e Ryan Gravenberc­h (links) soll nach München kommen.

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