Einer für die rechte Seite des FC Bayern
Noussair Mazraoui unterschreibt Vertrag an der Säbener Straße bis zum Jahr 2026
- Mit Titelfeiern und Meisterschalen hat Noussair Mazraoui schon Routine. Auch das prädestiniert den Rechtsverteidiger von Ajax Amsterdam für den FC Bayern. Am Mittwochabend wurde der 24Jährige durch das 5:0 im letzten Saison-Heimspiel gegen den SC Heerenveen zum zweiten Mal hintereinander Meister in der niederländischen Eredivisie. Ajax machte den Titel am vorletzten Spieltag klar, kann von der PSV Eindhoven mit Mario Götze nicht mehr eingeholt werden. Mazraoui wurde in der 67. Minute ausgewechselt und von den Fans verabschiedet.
„Ihr könnt gratulieren. Es ist durch“, sagte er gegenüber ESPN NL und erklärte die Hängepartie der vergangenen Wochen: „Ich wollte bis zum Titelgewinn warten, bevor ich den Wechsel bekanntgebe. Nach Ajax ist Bayern mein Traumverein.“Mazraoui wird demnächst an der Säbener Straße einen Vertrag bis 2026 unterschreiben, der mit einem jährlichen Brutto-Grundgehalt von rund acht Millionen Euro (plus die üblichen Bonuszahlungen für Titelgewinne) dotiert sein soll. Sein Vertrag bei Ajax läuft aus. Gut für Bayern: Er kostet keine Ablöse. Schlecht für Bayern: Das heißt, dass ein üppiges Handgeld und wohl auch eine „signing fee“fällig wird, der Obolus für die Unterschrift. Schließlich waren viele europäische Vereine hinter ihm her.
Mazraoui, der sowohl in einer Viererkette als auch in der von Trainer Julian Nagelsmann präferierten Dreierkette als Rechtsverteidiger eingesetzt werden soll, wird damit Nachfolger von Benjamin Pavard (26), der – auch auf eigenen Wunsch – künftig als Innenverteidiger zum Einsatz kommt. Laut Sportvorstand Hasan Salihamidzic sei Mazraoui „der Typ Spieler, der von ganz Europa gesucht wurde“. Eben „ein Spieler, der uns helfen und unsere Mannschaft verstärken wird“, sagte Salihamidzic dem Münchner Merkur. Doch wer ist dieser Mazraoui? Wie tickt der marokkanische Nationalspieler (bisher zwölf Einsätze und zwei Tore)? Ist er ein Hitzkopf, weil er nach einer Rangelei im Training mit Chelsea-Star Hakim Ziyech von Nationalcoach Vahid Halilhodzic nicht für den AfrikaCup nominiert wurde und daher im März vorläufig zurücktrat? Kenner sagen: nein, es sei eine einmalige Affekthandlung gewesen. Er gilt als ruhiger, besonnener Typ, als bodenständig und zurückhaltend. Bis 2018 lebte er noch bei seinen marokkanischen Eltern, rund 40 Kilometer vom AjaxGelände entfernt. Weil? „Um mich selbst zu beschützen, das hindert mich daran, dumme Dinge zu tun.“
Mazraoui kam am 14. November 1997 in Leiderdorp, in der Provinz Südholland, zur Welt. In Alphen aan den Rijn (Alphen am Rhein) wuchs er auf. Mit acht Jahren wechselte Noussair von den Alphense Boys in die Jugendakademie (U10) von Ajax Amsterdam, durchlief sämtliche U-Teams. Es war Erik ten Haag, der ehemalige Coach der U23 des FC Bayern, der ihm im Februar 2018 zum Profi-Debüt verhalf – damals noch im Mittelfeld. Doch aufgrund seiner Geschwindigkeit, seiner Dribbelstärke und seiner hervorragenden Flankenläufe etablierte er sich schnell als Rechtsverteidiger. „Dort habe ich mich zunächst echt schwergetan“, gesteht er rückblickend.
Mehr noch: „Ich hatte nie das Potenzial für die Ajax-Profis“, sagt er selbstkritisch – und tatsächlich: 2016 konnte er sich, zuvor ausgemustert, erst im November durch starke Auftritte in der Reserve einen Profivertrag erspielen. Nun der Schritt zu den Bayern. Seine Freundin, ebenfalls Niederländerin mit marokkanischen Wurzeln, kommt mit. Seine Geschwister (ein jüngerer Bruder, eine jüngere Schwester) bleiben zu Hause.
Bei der Integration hilft, dass der Holländer Ryan Gravenberch (19) ebenfalls von Ajax zum FC Bayern wechselt. Der Mittelfeldspieler, aktuell wegen einer Verletzung am linken Knöchel mit Spezialschuh, wird noch sechs Wochen pausieren müssen. Die Verhandlungen sind zäh. 30 Millionen Euro Ablöse plus x stehen im Raum. Dann aber heißt es für beide „Oranjes“in München: Hartelijk welkom!