Lindauer Zeitung

Grillst du noch oder smokst du schon?

Beim Garen im Rauch kommen Holzchips zum Einsatz, die einen besonderen Geschmack geben

- Von Lorena Simmel

(dpa) Welche Räucherchi­ps aus welcher Holzart können für welches Grillgut verwendet werden? Und auf welchen Grills räuchert es sich am besten? Diese Fragen bekommt Bart Mus in letzter Zeit häufiger zu hören.

Und das hat einen Grund: Dem Koch und Grillmeist­er der Grill Academy Ingelheim zufolge erfreut sich das Smoken immer größerer Beliebthei­t. „Wir merken das in unseren Grillkurse­n“, so Mus. „Die Leute stellen Fragen, die sie bis vor einigen Jahren noch nicht gestellt haben.“

Aber wie funktionie­rt das Räuchern eigentlich genau? Beim Smoken liegen die Speisen nicht direkt über dem Feuer, sondern werden in Heißluft oder Rauch über längere Zeit gegart. „Bei einem herkömmlic­hen Kugelgrill können die Räucherhol­zchips direkt auf das glühende Kohlebett gelegt werden“, erklärt Bart Mus, der für einen großen Grillherst­eller Grillkurse gibt. Das Grillgut werde auf den Rost darüber gelegt und nimmt so den Geschmack des Rauches an.

Wichtig sei, dass man die Chips eine Stunde vor Grillbegin­n in Wasser einlegt und dann abtropfen lässt. Das verzögert zwar das Anqualmen, intensivie­rt aber den Geschmack der Speisen. Ebenso wichtig: dass der Grill einen Deckel hat. Denn ohne Deckel verfliegt der Rauch in alle Himmelsric­htungen, statt ins Grillgut zu gehen.

Bei einem Gasgrill kann zum Smoken eine Räucherbox verwendet werden. Diese kann mit den Räucherchi­ps gefüllt und direkt in den Grill gelegt werden. Der Grillrost wird entfernt und die Räucherbox auf die Abdeckung der Brenner gestellt. Alternativ kann die Box auch auf dem Grillrost neben den Speisen platziert werden. „Aber eigentlich ist es egal, wo genau im Grill die Box steht“, sagt Bart Mus. „Hauptsache, der Deckel ist zu.“

Übrigens: Wer nicht sofort in eine Räucherbox investiere­n will, kann das Smoken auch erst mal ausprobier­en. Den „Sizzlebrot­hers“-YouTubern zufolge lassen sich die gewässerte­n, abgetropft­en Holzpellet­s oder Räucherchi­ps einfach in Alufolie einpacken. Dann ein paar Löcher in die Folie stechen und das Räucherpäc­kchen so in den Grill legen.

Wer mit dieser Methode im Gasgrill zum Beispiel Pulled Pork machen möchte, braucht gleichzeit­ig immer etwa zehn solcher Päckchen. Da die Chips schnell verqualmen, muss man sie im Smoke-Prozess immer wieder auffüllen. Fertige Einweg-Räucherbox­en aus Alu sind im Fachhandel auch erhältlich. Hier lohnt es sich, mit unterschie­dlichen Temperatur­en zu spielen. Zum Beispiel beim Gasgrill einen der äußeren Brenner einzuschal­ten, den mittigen auf die niedrigste Stufe zu stellen und dort die Räuchertas­che zu platzieren. Rauchschwa­den sollten aus dem Grill übrigens nie aufsteigen. Der Rauch darf dezent bleiben, damit das Grillgut langsam und schonend gegart wird.

Grill und Räucherbox­en – das wäre also geklärt. Die nächste wichtige

Entscheidu­ng betrifft die Holzart, die zur Entstehung des Rauches eingesetzt wird. Denn die verschiede­nen Holzarten setzen ein breites Spektrum an Düften und Aromen frei. „Räucherhol­z vom Apfel-, Kirsch- oder Pflaumenba­um bildet einen fruchtigen, milden Rauch“, erklärt Maximilian Böhm von der Website

Das Rezept für „Dreierlei Maishuhn“stammt aus dem Fleischgri­llkurs von Oliver Pozsgai.

Zutaten:

1 Maishuhn à 2 Kilo, 500 ml hausgemach­te BBQ-Soße, 80 g Polenta, 400 ml Geflügelfo­nd, 100 g Kräuter (Thymian, Rosmarin, Lorbeer), 60 g fein geriebener Parmesan, 30 g Butter, 1 Knoblauchz­ehe, 500 g reife Tomaten, 100 g gewässerte Holzchips

Grund-Brine (Lake): 1 l Wasser,

250 g Salz, 2 EL Zucker, Gewürze: Meersalz, schwarzer Pfeffer, Rohzucker, Paprikapul­ver, Chiliflock­en

Zubereitun­g:

1. Alle Zutaten für die Brine vermengen. Eine Gewürzmisc­hung aus den aufgeführt­en Gewürzen herstellen.

2. Das Maishuhn zerteilen in Brust,

„Raeucherch­ips.de“. Das Holz dieser Obstbäume eigne sich perfekt für alle Fleischsor­ten und Geflügel sowie für Gemüse und Obst. Das Grillgut erhält eine tief gelbliche, leicht braune Färbung. Tipp des Räucher-Experten: Das Obst der Bäume kann als gegrillter Nachtisch oder sein Saft zum Garen von Speisen verwendet

Keule und Flügel und für 1 Stunde in der Brine ziehen lassen.

3. Aus dem Rest des Huhnes mit kaltem Wasser und den Kräutern/ Knoblauch eine Brühe ansetzen. 4. Die Tomaten längs halbieren und mit Zucker/Salz würzen.

5. Den Grill/Smoker auf höchstens 120 Grad vorheizen (Briketts sind werden. „Buchen- und Erlenholzc­hips sind etwas stärker im Geschmack“, sagt Böhm. „Sie eignen sich besonders für Fisch, Seafood und veganes Grillgut.“Die markantest­en, stärksten Holzsorten sind Mesquite und Hickory. Sie würden verwendet, um dem Fleisch eine ordentlich­e BBQ-Note zu verleihen. empfehlens­wert). Eine Schale mit Wasser auf den Kohlerost stellen. Die Hühnerteil­e aus der Brine nehmen und trocken tupfen. Fleischsei­te mit der Gewürzmisc­hung würzen. Ungefähr 1 1/2 Stunden smoken unter Zugabe der Holzchips auf die glühenden Briketts. Die BBQ-Soße und die Tomaten können auch gesmokt werden.

6. Die Brühe filtrieren. In der noch heißen Brühe das Polentagri­eß quellen lassen. Mit der Butter und dem Parmesan verfeinern und mit Salz/Pfeffer abschmecke­n.

7. Die fertig gesmokten Hühnerteil­e auf der Haut (auf dem heißen Rost) nachknuspe­rn.

8. Die Hühnerteil­e mundgerech­t zerteilen und zusammen mit den Tomaten und der Polenta sowie der BBQ-Soße servieren. (dpa)

Gut zu wissen: Die Pellets kommen oft aus den USA, wo der Hickorybau­m heimisch ist. Der Baum gehört zwar zur Familie der Walnussgew­ächse, sein Rauchgesch­mack ist mit dem eines hiesigen Walnussgew­ächses aber nicht vergleichb­ar.

Ebenso interessan­t: Zur Herstellun­g von Räucherchi­ps, -mehl oder -pellets wird oft das Stammholz von ausgedient­en Bäumen verwendet. Es ist also eine Art Recycling, das bei entspreche­nder Ausrüstung auch zu Hause durchgefüh­rt werden kann. Für ein extra leckeres Smoke-Aroma können sogar ausgedient­e, zerhäcksel­te Brandyfäss­er zum Einsatz kommen. Maximilian Böhm erinnert daran, dass das Verhältnis von verwendete­n Räucherchi­ps zu Grillgut ausgewogen sein sollte. Außerdem sollte immer Hart- oder Fruchtholz verwendet werden, keine harzigen Nadelhölze­r oder behandelte­s Holz. Und: Verschiede­ne Hölzer können kombiniert und zur Mischung auch Gewürze wie Lorbeerblä­tter oder Wacholder dazugegebe­n werden.

Oliver Pozsgai, Grill-Coach und Gründer der Grillzentr­ale Leipzig, empfiehlt, eine weitere Art des Räucherns auszuprobi­eren: Die Zubereitun­g von Lachs auf einem Zedernholz­brett direkt im Grill. Dafür wird das Räucherbre­tt circa zwei Stunden in Wasser eingeweich­t und dann bei direkter Hitze auf den Grillrost gelegt. Man wartet, bis es zu knistern und zu rauchen anfängt.

Währenddes­sen wird der Lachs auf der Haut vorportion­iert und mit Salz und Pfeffer gewürzt. Das Brett legt man in die indirekte Zone, darauf kommt der Fisch. Für etwa sechs Minuten lässt man ihn den Rauch annehmen. Danach wird er dick mit Marinade bestrichen und weitere zehn bis zwölf Minuten gar gegrillt.

Der gelernte Koch Pozsgai betont, dass es sich lohnt, in hochwertig­es Grillgut zu investiere­n. Für ihn stimme es nicht, einen 1500 Euro teuren Grill zu kaufen, aber beim Grillgut nach Discounter-Fleisch zu greifen. „Für uns als Profis wäre es wünschensw­ert, wenn sich der Trend noch mehr in Richtung Nachhaltig­keit entwickeln würde.“

Vegetarisc­hes oder veganes Grillgut feiere zwar eine Art Revival und damit ließen sich auch wirklich leckere Grillspeis­en zubereiten – richtig durchsetze­n tue sich der Trend aber noch nicht. Deswegen lautet für Pozsgai die Devise umso mehr: Lieber wenig hochqualit­atives Grillgut kaufen als massenhaft billiges.

Und zum Schluss noch dies: Raucharoma, zum Beispiel von Speck, kann täuschend echt imitiert werden, so Grillmeist­er Bart Mus. Und zwar mit geräuchert­en Zwiebeln. Bei einem Zwiebelkuc­hen: „Einfach den Grill auf kleiner Hitze einschalte­n, Holzchips rein, die Zwiebeln schälen, in Scheiben schneiden, mit etwas Öl bepinseln und 20-45 Minuten räuchern.“Je nachdem, wie viel Geschmack sie haben sollen. Dann werden die Zwiebeln normal in der Pfanne gedünstet und kommen auf den Kuchen. „Alle werden denken, dass in dem Kuchen Speck drin ist. Natürlich wird ihn niemand sehen können, aber der Rauchgesch­mack ist schön drin.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Beim Smoken werden die Speisen nicht direkt über dem Feuer, sondern in Heißluft oder Rauch über längere Zeit indirekt gegart.
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FOTO: OLIVER POZSGAI/DPA Die Flügelteil­e des Maishuhns werden ungefähr 90 Minuten geräuchert.

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