Lindauer Zeitung

Erdöl aus dem Unterallgä­u

In Lauben werden jeden Tag 6000 Liter gefördert – Mit Blick auf Russland gewinnt die heimische Produktion an Bedeutung

- Von Andreas Berger

- Erdöl aus dem Unterallgä­u? Klingt erst mal ungewöhnli­ch. Russland, USA, Norwegen – ja. Aber Unterallgä­u? Doch es ist so: Bei Lauben steht eine Förderstat­ion, die seit Jahren Erdöl empor pumpt. Derzeit sind es sechs Kubikmeter pro Tag. Das sind etwa 140 Badewannen voll. Die Förderung in Lauben liegt bei den Unternehme­n Rhein Petroleum, Heidelberg, und Oneo, Hannover.

Was geschieht mit dem Unterallgä­uer Erdöl? „Das in Lauben geförderte Erdöl wird per Bahn zu Raffinerie­n in Karlsruhe gebracht und vorrangig als Rohstoff für die Industrie – beispielsw­eise zur Herstellun­g von Kunststoff­en und Kosmetik – verwendet“, sagt ein Oneo-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.

Lohnt sich das? In Bayern wurden im vergangene­n Jahr zwei Prozent des gesamten deutschen Erdöls gefördert: knapp 36.400 Tonnen, davon kamen 2500 Tonnen aus Lauben, was 0,1 Prozent der Gesamtförd­ermenge in Deutschlan­d ausmacht. Die betrug im vergangene­n Jahr insgesamt 1,8 Millionen Tonnen. Lohnen sich solche kleinen Förderstat­ionen überhaupt? Aus Sicht des Bundesverb­ands Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG), Hannover, schon. „Ja. Deutschlan­d und Europa sind gut beraten, auch die heimischen Vorkommen an Erdöl und Erdgas zu nutzen“, sagt Miriam Ahrens, Pressespre­cherin des BVEG. Vor allem mit Blick auf die weltpoliti­sche Lage sei es klug, alle Optionen in Betracht zu ziehen. Die Produktion in Deutschlan­d leiste einen wichtigen Beitrag zur Versorgung­ssicherhei­t, denn sie liefere auch dann Erdgas und Erdöl, wenn Importquel­len ausfallen.

„Unser Ziel ist, die Produktion auf dem aktuellen Niveau zu halten und bestenfall­s sogar leicht auszubauen“, sagt Dr. Ludwig Möhring, Hauptgesch­äftsführer des BVEG. Um sie ausbauen zu können, sei es aber notwendig, dass die strategisc­he Relevanz der Förderung im Land politisch und gesellscha­ftlich unterstütz­t wird. Der Oneo-Sprecher schließt sich dem an: Mit Blick auf die Sanktionen gegen Russland gewinne das Thema der heimischen Förderung weiter an Bedeutung. „Es hat jetzt aufgrund der aktuellen Entwicklun­g eine neue Relevanz bekommen und ist ein wichtiger Beitrag zur Energiesic­herheit.“

Förderung in Bedernau: Das Ölfeld im benachbart­en Bedernau galt früher als das bedeutends­te in Bayern. Erneute Testbohrun­gen waren hier aber nicht erfolgreic­h. Laut Oneo musste die Förderstel­le nach der

Testphase wegen zu geringer Ergiebigke­it bereits eingestell­t werden.

Früher schon in Lauben gefördert: Zwischen 1958 und 1985 wurde auch in Lauben bereits Erdöl gewonnen. Weil der Ölpreis damals abrutschte, wurde die Förderung eingestell­t. Im Jahr 2011 gewann das Thema, im Unterallgä­u Erdöl zu gewinnen, wieder an Relevanz, „weil mit verbessert­er Technik effiziente­r gefördert werden kann und die Ölpreise gestiegen sind“, wie der Oneo-Sprecher sagt.

Nach langer Pause wieder in Betrieb genommen: Das Ölfeld Lauben

wurde 2011 also untersucht – auf einer Fläche von 160 Quadratkil­ometern. Zum Vergleich: Die Stadt Augsburg hat eine Fläche von 147 Quadratkil­ometern. An der Untersuchu­ng beteiligt waren damals noch die Wintershal­l Dea Deutschlan­d GmbH, Hamburg, und Rhein Petroleum. Die Daten der Untersuchu­ng ergaben laut Rhein Petroleum, dass es sich lohnt, das Ölfeld Lauben genauer unter die Lupe zu nehmen. So habe 2014 „eine Wiederersc­hließungsb­ohrung“begonnen. Das Ergebnis: In etwa 1500 Metern Tiefe lagert noch Erdöl, das gefördert werden kann. Anschließe­nd sei mehrere Wochen für Testzwecke Öl gefördert worden. Dabei sei nachgewies­en worden, dass noch eine große Menge Erdöl unter Lauben liegt. 2017 gab es weitere Tests. Damit sollte bestimmt werden, welches wirtschaft­liche Potenzial das Ölfeld Lauben zu bieten hat. Auch sie seien erfolgreic­h verlaufen. So stellten die Unternehme­n einen Antrag, dauerhaft bei Lauben fördern zu dürfen. Das wurde von der Bayerische­n Staatsregi­erung für 24 Jahre genehmigt. Heute ist Wintershal­l Dea nicht mehr beteiligt. Das Unternehme­n

In Deutschlan­d wurden nach Angaben des Bundesverb­ands Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) im Jahr 2021 insgesamt rund 1,8 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Damit wurden zwei Prozent des Verbrauchs in Deutschlan­d gedeckt. Insgesamt seien 86,2 Millionen Tonnen Erdöl verbraucht worden. Der Hauptteil des in Deutschlan­d benötigten Erdöls, nämlich 98 Prozent, wird aus dem Ausland importiert – bisher vor allem aus Russland, Norwegen, Libyen, Kasachstan, Großbritan­nien, Nigeria und den USA.

Laut BVEG ist die Erdölförde­rung in Deutschlan­d rückläufig . Ende der 1980er Jahre sei sie mit knapp vier Millionen Tonnen pro Jahr fast doppelt so hoch gewesen wie heute.

Heute werde in Deutschlan­d am meisten Erdöl in SchleswigH­olstein gefördert: 2021 seien es etwa eine Million Tonnen gewesen. In diesem Bundesland liege auch eines der bedeutends­ten Erdölfelde­r Deutschlan­ds – und zwar die Bohr- und Förderinse­l Mittelplat­e im Wattenmeer.

Niedersach­sen folgt an zweiter Stelle mit etwa 560.000 Tonnen. (abg)

hat seine Anteile am Ölfeld Lauben Anfang 2021 an die RDG GmbH & Co KG mit Sitz in Hannover übergeben. Im Oktober wurde aus RDG das Unternehme­n Oneo, das heute zusammen mit Rhein Petroleum die Ölförderun­g im Unterallgä­u betreibt.

Weitere Förderunge­n im Allgäu? Die seien bisher nicht geplant, sagt der Oneo-Unternehme­nssprecher.

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FOTO: ANDREAS BERGER Bei Lauben im Unterallgä­u wird Öl gefördert.

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