Erdöl aus dem Unterallgäu
In Lauben werden jeden Tag 6000 Liter gefördert – Mit Blick auf Russland gewinnt die heimische Produktion an Bedeutung
- Erdöl aus dem Unterallgäu? Klingt erst mal ungewöhnlich. Russland, USA, Norwegen – ja. Aber Unterallgäu? Doch es ist so: Bei Lauben steht eine Förderstation, die seit Jahren Erdöl empor pumpt. Derzeit sind es sechs Kubikmeter pro Tag. Das sind etwa 140 Badewannen voll. Die Förderung in Lauben liegt bei den Unternehmen Rhein Petroleum, Heidelberg, und Oneo, Hannover.
Was geschieht mit dem Unterallgäuer Erdöl? „Das in Lauben geförderte Erdöl wird per Bahn zu Raffinerien in Karlsruhe gebracht und vorrangig als Rohstoff für die Industrie – beispielsweise zur Herstellung von Kunststoffen und Kosmetik – verwendet“, sagt ein Oneo-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.
Lohnt sich das? In Bayern wurden im vergangenen Jahr zwei Prozent des gesamten deutschen Erdöls gefördert: knapp 36.400 Tonnen, davon kamen 2500 Tonnen aus Lauben, was 0,1 Prozent der Gesamtfördermenge in Deutschland ausmacht. Die betrug im vergangenen Jahr insgesamt 1,8 Millionen Tonnen. Lohnen sich solche kleinen Förderstationen überhaupt? Aus Sicht des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG), Hannover, schon. „Ja. Deutschland und Europa sind gut beraten, auch die heimischen Vorkommen an Erdöl und Erdgas zu nutzen“, sagt Miriam Ahrens, Pressesprecherin des BVEG. Vor allem mit Blick auf die weltpolitische Lage sei es klug, alle Optionen in Betracht zu ziehen. Die Produktion in Deutschland leiste einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit, denn sie liefere auch dann Erdgas und Erdöl, wenn Importquellen ausfallen.
„Unser Ziel ist, die Produktion auf dem aktuellen Niveau zu halten und bestenfalls sogar leicht auszubauen“, sagt Dr. Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des BVEG. Um sie ausbauen zu können, sei es aber notwendig, dass die strategische Relevanz der Förderung im Land politisch und gesellschaftlich unterstützt wird. Der Oneo-Sprecher schließt sich dem an: Mit Blick auf die Sanktionen gegen Russland gewinne das Thema der heimischen Förderung weiter an Bedeutung. „Es hat jetzt aufgrund der aktuellen Entwicklung eine neue Relevanz bekommen und ist ein wichtiger Beitrag zur Energiesicherheit.“
Förderung in Bedernau: Das Ölfeld im benachbarten Bedernau galt früher als das bedeutendste in Bayern. Erneute Testbohrungen waren hier aber nicht erfolgreich. Laut Oneo musste die Förderstelle nach der
Testphase wegen zu geringer Ergiebigkeit bereits eingestellt werden.
Früher schon in Lauben gefördert: Zwischen 1958 und 1985 wurde auch in Lauben bereits Erdöl gewonnen. Weil der Ölpreis damals abrutschte, wurde die Förderung eingestellt. Im Jahr 2011 gewann das Thema, im Unterallgäu Erdöl zu gewinnen, wieder an Relevanz, „weil mit verbesserter Technik effizienter gefördert werden kann und die Ölpreise gestiegen sind“, wie der Oneo-Sprecher sagt.
Nach langer Pause wieder in Betrieb genommen: Das Ölfeld Lauben
wurde 2011 also untersucht – auf einer Fläche von 160 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Die Stadt Augsburg hat eine Fläche von 147 Quadratkilometern. An der Untersuchung beteiligt waren damals noch die Wintershall Dea Deutschland GmbH, Hamburg, und Rhein Petroleum. Die Daten der Untersuchung ergaben laut Rhein Petroleum, dass es sich lohnt, das Ölfeld Lauben genauer unter die Lupe zu nehmen. So habe 2014 „eine Wiedererschließungsbohrung“begonnen. Das Ergebnis: In etwa 1500 Metern Tiefe lagert noch Erdöl, das gefördert werden kann. Anschließend sei mehrere Wochen für Testzwecke Öl gefördert worden. Dabei sei nachgewiesen worden, dass noch eine große Menge Erdöl unter Lauben liegt. 2017 gab es weitere Tests. Damit sollte bestimmt werden, welches wirtschaftliche Potenzial das Ölfeld Lauben zu bieten hat. Auch sie seien erfolgreich verlaufen. So stellten die Unternehmen einen Antrag, dauerhaft bei Lauben fördern zu dürfen. Das wurde von der Bayerischen Staatsregierung für 24 Jahre genehmigt. Heute ist Wintershall Dea nicht mehr beteiligt. Das Unternehmen
In Deutschland wurden nach Angaben des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) im Jahr 2021 insgesamt rund 1,8 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Damit wurden zwei Prozent des Verbrauchs in Deutschland gedeckt. Insgesamt seien 86,2 Millionen Tonnen Erdöl verbraucht worden. Der Hauptteil des in Deutschland benötigten Erdöls, nämlich 98 Prozent, wird aus dem Ausland importiert – bisher vor allem aus Russland, Norwegen, Libyen, Kasachstan, Großbritannien, Nigeria und den USA.
Laut BVEG ist die Erdölförderung in Deutschland rückläufig . Ende der 1980er Jahre sei sie mit knapp vier Millionen Tonnen pro Jahr fast doppelt so hoch gewesen wie heute.
Heute werde in Deutschland am meisten Erdöl in SchleswigHolstein gefördert: 2021 seien es etwa eine Million Tonnen gewesen. In diesem Bundesland liege auch eines der bedeutendsten Erdölfelder Deutschlands – und zwar die Bohr- und Förderinsel Mittelplate im Wattenmeer.
Niedersachsen folgt an zweiter Stelle mit etwa 560.000 Tonnen. (abg)
hat seine Anteile am Ölfeld Lauben Anfang 2021 an die RDG GmbH & Co KG mit Sitz in Hannover übergeben. Im Oktober wurde aus RDG das Unternehmen Oneo, das heute zusammen mit Rhein Petroleum die Ölförderung im Unterallgäu betreibt.
Weitere Förderungen im Allgäu? Die seien bisher nicht geplant, sagt der Oneo-Unternehmenssprecher.