Bierzelte sind knapp – nicht nur auf der Festwoche
Keine Großzelte kurzfristig – Wegen der Flüchtlingssituation und Corona teurer als vor der Pandemie
- Engpässe gibt es aktuell nicht nur bei Fahrrädern oder in der Baubranche, sondern auch bei Festzelten. Denn wegen der abflachenden Pandemie finden heuer nach zwei Jahren Pause auch im Allgäu wieder viele Großveranstaltungen statt. Zugespitzt wird die Situation, weil viele Zelte auch bei der Aufnahme von Flüchtlingen und in Corona-Testzentren zum Einsatz kommen.
„Es war nicht einfach, dran zu kommen, und ich kann die Stadt Kempten verstehen, die große Schwierigkeiten hatte, Zelte für die Allgäuer Festwoche zu bekommen“, sagt Yvonne Stellmach. Sie gehört zum Organisationsteam der Hochschulmesse in Kempten, die am Mittwoch über die Bühne geht. Um der großen Nachfrage von Schülern, Studierenden und Firmen gerecht zu werden, wollte man mit zwei Zelten mehr Platz schaffen. Bei der vorgeschriebenen Ausschreibung habe es aber kaum Rückmeldungen gegeben. Ein Angebot lag preislich sogar doppelt so hoch wie 2020, was eine fünfstellige Summe an Mehrkosten bedeutet hätte. Letztlich fand man doch noch einen Anbieter – in Hessen. Allerdings fiel das Zelt mit 39 mal zehn Metern etwas kleiner aus als geplant. „Aber in der von uns gewünschten Größe war nichts zu bekommen – obwohl wir einige Firmen direkt angesprochen haben“, sagt Stellmach.
Diese Engpässe bestätigt auch die Firma Röder, die bis 2020 bei der Allgäuer Festwoche mit ihren Großzelten präsent war und auch international aktiv ist. Das hessische Unternehmen könne aktuell und kurzfristig nur kleinere Partyzelte oder Pagoden liefern. „Die Zelte im 40Meter-Bereich sind derzeit alle längerfristig vermietet“, heißt es. Vor allem an Städte und Gemeinden habe man Zelte für die Unterbringung von Flüchtlingen geliefert – „teilweise wurden gleich mehrere Dutzend geordert“. Diese Zelte fehlten dann natürlich zum Beispiel für
Festveranstaltungen. Selbst zum Kauf seien Großzelte knapp: „Da haben wir aktuell rund acht Wochen Lieferzeit“, sagt der Zeltbauer aus Hessen. Wer kurzfristig ein Fest plane, habe ein Problem.
„Die Nachfrage ist sehr groß, weil alle ihre Feste nachholen wollen – das ballt sich jetzt“, berichtet die Firma Zitzmann aus Böhen (Landkreis Unterallgäu). Es gebe nur noch wenige Kapazitäten, denn man benötige für den Auf- und Abbau auch das entsprechende Personal. Das sei aber wegen der Pandemie verringert worden und könne nicht so schnell wieder aufgestockt werden, heißt es bei Zitzmann. Wegen der allgemein steigenden Kosten zögen auch die Preise an. Immerhin die gute Nachricht: Die Allgäuer
Festwoche findet nun doch auch mit Messezelten statt – wenn auch etwas abgespeckt. Wegen der Beschaffungsprobleme im Vorfeld – der bisherige Zelte-Anbieter hatte 2020 seinen Rückzug verkündet und neue Anbieter waren schwer zu bekommen – soll die Kommune sich als Veranstalter heuer bereits für 2023 absichern, sagt Hans-Peter Hartmann. Der FestwochenBeauftragte des Stadtrates Kempten empfiehlt schon jetzt eine Reservierung – und dass man sich nicht nur auf einen Zeltbauer wie früher verlässt, sondern drei oder vier ins Boot holt.
Er habe 2020 auch schon einen Kauf der Großzelte vorgeschlagen, sagt Hartmann. Das scheiterte aber vor allem am fehlenden Personal bei
Yvonne Stellmach der Stadt und an den Lagerkapazitäten. Denn grundsätzlich ist gerade der Auf- und Abbau von Großzelten aufwendig. Dazu werden nicht nur die entsprechend fachkundigen Arbeiter gebraucht, sondern auch Richtmeister und ein Bauleiter. Hinzu kommen Lastwagen für den Transport sowie etwa 500 Quadratmeter Fläche für die Lagerung.
Stattfinden soll auch das Bezirksmusikfest vom 7. bis 10. Juli in Heimenkirch. Die Vorbereitungen bei der Musikkapelle in der Westallgäuer Gemeinde laufen, sagt Zeltmeister Bernhard Kolb. Das Hauptzelt mit maximal 2750 Sitzplätzen ist 85 Meter lang und 30 Meter breit, das Versorgungszelt 85 mal zehn Meter. Schon vor der Pandemie waren sie bestellt, dann aber lagen die Pläne auf Eis. Zu diesem Jahreswechsel schloss der Verein dann den Mietvertrag über 20 000 Euro ab. Im Falle einer Absage muss der Veranstalter prozentual gestaffelt dennoch zahlen – drei Wochen vorher sogar die volle Summe. „Das ist schon ein hohes Risiko“, sagt Vorstand Anton Eller. Doch angesichts der hochkarätigen Veranstaltung habe man diesen Weg gewählt.