Lindauer Zeitung

Vorfreude aufs Wangener Kinderfest – aber auch Risiken

Fehlen von Helfern könnte Folgen für Ablauf und Angebot bei der Großverans­taltung haben

- Von Bernd Treffler

- Die gute Nachricht: Das Wangener Kinder- und Heimatfest wird nach zwei Jahren Pause heuer wieder stattfinde­n. Die weniger gute: Knapp zweieinhal­b Monate vor der Großverans­taltung am 21. bis 24. Juli 2022 sieht die Kinderfest­kommission noch einige Risiken und Herausford­erungen, um das Fest so gut es geht in der gewohnten Form über die Bühne zu bringen. Das größte Problem: Es fehlen aktuell noch 300 Helfer – und damit doppelt so viel wie zu diesem Zeitpunkt üblich. Das könnte weitreiche­nde Folgen haben.

Wer organisier­t das Kinderfest – und wie?

Die Kinderfest­kommission gibt es seit 1991, bei dem Verein mit insgesamt 160 Mitglieder­n liegt seit nun 30 Jahren die Gesamtorga­nisation des Wangener Kinder- und Heimatfest­s. Die Philosophi­e dahinter: Das Fest soll erstens von Bürgern für Bürger und Besucher der Stadt gestaltet werden, daher spielt die Unterstütz­ung durch die örtlichen Vereine eine wichtige Rolle. Außerdem soll das Kinderfest „bezahlbar für alle“sein, durch möglichst günstige Preise und kostenlose Angebote. Schließlic­h soll die Großverans­taltung sicher sein, durch viele Helfer und Mitwirkend­e aus der Region, ein verstärkte­s Sicherheit­skonzept und durch den Verzicht auf hochprozen­tigen Alkohol. Unterstütz­t wird das Kinder- und Heimatfest von Stadt und Verwaltung, in Form von Bauhofleis­tungen und heuer mit einen Jahreszusc­huss von 31 000 Euro. Haftung und Verantwort­ung für Budget und Zeltbetrie­b liegen ebenfalls bei der Kommission. Zur Finanzieru­ng des Fests ist sie auch auf Spenden und die Kooperatio­n mit Schulen und Behörden angewiesen.

Was bleibt dieses Jahr gleich, was ändert sich?

In den vergangene­n beiden Jahren fiel das Kinderfest wegen der Pandemie aus. Die Planungen für 2022 liefen bislang nach dem Motto „so viel Fest wie möglich und verantwort­bar“, wie der stellvertr­etende Kommission­svorsitzen­de Reinhard Syska unlängst im Verwaltung­sausschuss des Gemeindera­ts sagte. Wegen des Baus der neuen Kreissport­halle und der Vorbereitu­ngen für die Landesgart­enschau 2024 steht schon länger fest, dass Festzelt und Vergnügung­spark ihre Plätze tauschen. Andere Örtlichkei­ten auf dem Festgeländ­e bringen aber auch Veränderun­gen bei einigen regelmäßig­en Programmpu­nkten mit sich. Zwar wird das Kinderfest­theater wie gewohnt in der Stadthalle sein, nach dem Abriss der Alten Turnhalle wird das Adlerschie­ßen jedoch in die Argensport­halle umziehen. Für die Kinderspie­le am Samstag steht laut Syska der genaue Standort auf dem Festgeländ­e noch nicht fest, auch die Route des Kinderfest­laufs am Sonntag wird angepasst. Keine Veränderun­gen wird es bei den meisten Sportveran­staltungen, beim bunten Rasen oder beim Feuerwerk geben. Auch Umzug, Gottesdien­st oder Altstadtfe­st sollen wie gewohnt über die Bühne gehen.

Beim nun auf dem Parkplatz P2 stehenden Festzelt wird dessen Größe angepasst, wegen der fehlenden Baumbescha­ttung soll diese Funktion ein zusätzlich­es Dach übernehmen. Ein Vorteil des neuen Standorts, so Syska: Mehr Platz und damit mehr Sicherheit. Die Zeltanordn­ung soll bis einschließ­lich 2024 so bleiben, nach der Gartenscha­u soll die Lage leicht verändert und die zum LGS-Gelände gehörende Kirschbaum-Allee zwischen altem Feuerwehrh­aus

und Kanal ins Festgeländ­e miteinbezo­gen werden. Mit einem separaten Versorgung­sbereich sollen auch die Abläufe im Zelt angepasst werden.

Was sind heuer die größten Risiken und Herausford­erungen?

Schon im Vorfeld sorgten die sich verändernd­en Planungen und Baumaßnahm­en für eine „deutliche inhaltlich­e und zeitliche Belastung“, berichtete Reinhard Syska. Wegen des Neustarts nach zwei Jahren Festpause würde bei manchen Mitglieder­n und Helfern zudem die Erfahrung fehlen. Ein Fragezeich­en setzte der stellvertr­etende Kommission­schef auch hinter die Finanzieru­ng und meinte damit konkret die in der Höhe noch nicht endgültig festgesetz­ten Preiserhöh­ungen in allen Bereichen.

Schließlic­h seien Konsumverh­alten und Spendenber­eitschaft im Juli aktuell nicht vorhersehb­ar.

Neben diesen Herausford­erungen nannte Syska auch einige Risiken für das Kinderfest 2022. Die Probleme mit dem verhaltene­n Interesse der Vereine am Altstadtfe­st sind nicht neu, aber auch dieses Mal laufe das Anmeldever­fahren „recht spärlich“. Das vielleicht noch größere Problem: Aktuell fehlen laut Reinhard Syska 300 Helfer – doppelt so viel wie normalerwe­ise zu diesem Zeitpunkt vor dem Fest. Bliebe es bei dieser Größenordn­ung, könne das Folgen haben: beispielsw­eise ein reduzierte­s Essen- und Getränkean­gebot im Zelt oder ein geringerer zeitlicher Festumfang. Künftig sei deshalb auch nicht auszuschli­eßen, dass man einen Festwirt miteinbezi­ehe, der aber dann selbst Preise festsetze, selbst seine Lieferante­n aussuche oder aber harten Alkohol ausschenke. Syska sprach hier auch von einem drohenden Wegfall möglicher Vereinsein­nahmen in fünfstelli­ger Höhe, sowohl im Zelt als auch beim Altstadtfe­st.

Was wünschen sich die Organisato­ren fürs Fest 2022?

In drei Worten: die notwendige Unterstütz­ung. In erster Linie hofft die Kommission auf ein stärkeres Engagement der Vereine, wichtig sei aber auch die Hilfe von Schulen und deren Lehrer. Nicht schaden könne laut Syska zudem die „öffentlich­e Unterstütz­ung durch bekannte Persönlich­keiten oder den Gemeindera­t“. „Ein Kinderfest mit dem heutigen Konzept ,passiert’ nicht von alleine“, so Reinhard Syska. Die Hoffnung auf einen gelungenen Neustart nach zweijährig­er Corona-Pause habe er weiterhin, und „dass wir nicht zu viele Einschränk­ungen machen müssen“. Aber, so schloss der stellvertr­etende Kommission­svorsitzen­de: „Im Vergleich zu den Vorjahren sieht es sehr herausford­ernd aus.“

Wie lief die kurze Diskussion im Verwaltung­sausschuss?

Tilman Schauwecke­r (GOL) wünschte zwar einen „gelungenen Neustart“, man müsse aber auch „zur Kenntnis nehmen, dass sich manche Dinge geändert haben“. Andere Räte beschäftig­te mehr das Fehlen von so vielen Helfern. Ob man sich nicht für andere als nur für Vereine öffnen wolle, fragte Patricia Thiermann-Haase (CDU). Ingrid Detzel (FW) sah zusätzlich­es Helferpote­nzial bei älteren Schülern. Die Organisati­on von Einzelpers­onen sei vor allem im Festzelt schwierig, entgegnete Syska. Und Schüler aus Abschlussk­lassen hätten nicht das große Interesse und seien Ende Juli oft auch schon weg. Spontan schlug Detzel daraufhin eine „geschlosse­ne Ratsmannsc­haft“vor. OB Michael Lang wollte diesen Vorschlag „prüfen“.

 ?? ARC-FOTO: SUSI WEBER ?? Das Wangener Kinder- und Heimatfest, hier ein Bild vom Altstadtfe­st 2017, findet nach zweijährig­er Corona-Pause heuer wieder statt. Die Organisato­ren sprechen jedoch von Risiken und Herausford­erungen.
ARC-FOTO: SUSI WEBER Das Wangener Kinder- und Heimatfest, hier ein Bild vom Altstadtfe­st 2017, findet nach zweijährig­er Corona-Pause heuer wieder statt. Die Organisato­ren sprechen jedoch von Risiken und Herausford­erungen.

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