Lindauer Zeitung

Nach der Party kommt die Analyse

Dank eines spektakulä­ren Finales bleibt der VfB Stuttgart in der Bundesliga – Nach schwierige­r Saison muss viel aufgearbei­tet werden

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(dpa/SID) - Pellegrino Matarazzo konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Last-Minute-Klassenerh­alt verlangte dem Trainer des VfB Stuttgart alles ab. „Das war Ekstase pur, ein toller Moment“, sagte der sonst so abgeklärte Matarazzo nach dem 2:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln. Dass Wataru Endo der Torschütze in der zweiten Minute der Nachspielz­eit gewesen war, wusste er im ersten Moment nicht. Er stürmte einfach los und fand sich dann unter Maskottche­n Fritzle und seinen Spielern wieder.

Nach Wochen voller Negativerl­ebnisse, Angst vor dem direkten Abstieg und der drohenden Relegation zitterten sich die Schwaben wegen der besseren Tordiffere­nz doch noch auf den 15. Platz. In einer Saison mit etlichen erkrankten und verletzten Leistungst­rägern stand Matarazzo in der Öffentlich­keit trotz der ausbleiben­den Ergebnisse nie in der Kritik. Ungewöhnli­ch für den VfB, dessen Führung in der Vergangenh­eit häufig schneller reagiert hatte. „Aber ich glaube, dass unser Weg fragil gewesen wäre, wenn wir abgestiege­n wären“, sagte Sportdirek­tor Sven Mislintat.

Die Ruhe, die Mislintat in kritischen Phasen ausstrahlt­e, verschwand auch kurz nach dem erreichten Ziel nicht. Klar in seinen Aussagen erinnerte er daran, dass in Nicolás González und Gregor Kobel zwei Stammkräft­e den Verein vor der Saison verlassen hatten. „Das steckt man nicht einfach so weg, wenn man nach einer guten Saison als Aufsteiger in sein zweites Jahr geht“, sagte der 49Jährige, der unmittelba­r nach Abpfiff ebenfalls kaum zu bremsen war.

Den Dammbruch in Stuttgart ausgelöst hatte zunächst ein Dortmunder: Youssoufa Moukoko erzielte in der 84. Minute das 2:1 von Borussia Dortmund gegen Hertha BSC – es war das Signal zu einer fulminante­n Schlussoff­ensive des VfB, der nach den Treffern von Sasa Kalajdzic (12.) und Anthony Modeste (59.) für Köln nun noch ein Tor erzielen musste, um die Relegation zu vermeiden. Und tatsächlic­h: In der zweiten Minute der Nachspielz­eit traf Endo. „Es ist einer der besten Momente in meiner Karriere“, schwärmte der Japaner, der nach Spielende von seinen Teamkamera­den

in die Luft geworfen wurde.

Ob nun Dortmunder Hilfe, Berliner Unfähigkei­t beim Verwandeln von drei Matchbälle­n oder unbeugsame­r Wille der Stuttgarte­r – trotz vier Punkten Rückstand vor den ausstehend­en beiden Spieltagen gelang dem VfB noch der Sprung auf den rettenden Rang 15. „Ein geiles Comeback“, sagte

Mislintat, der zugleich behauptete: „Der Glaube“an die Rettung sei „immer da“gewesen. Und das, obwohl der VfB gefühlt schon „zweimal abgestiege­n war“.

Doch nach der Euphorie folgt die Aufarbeitu­ng – und die Planung für die kommende Saison im FußballObe­rhaus. Dabei stellt sich vor allem die Frage: Bleibt Kalajdzic? Der österreich­ische Nationalsp­ieler, der fünf Tore in den vergangene­n zehn Spielen zum Klassenerh­alt beigesteue­rt hat, soll nach dem geäußerten Wechselwun­sch von Robert Lewandowks­i auch in den Blickpunkt des FC Bayern München geraten sein. Aber: „Den Anruf der Bayern gab es nicht. Wenn er dann kommt, entscheide ich, ob ich abnehme oder nicht“, sagte Mislintat am Sonntag bei Sky. „Fakt ist und bleibt: Sasa hat noch ein Jahr Vertrag und wir sprechen auch mit ihm über eine Verlängeru­ng.“

Dabei sah die emotionale Ehrenrunde des 24-Jährigen schon sehr nach einer Verabschie­dung von den VfBFans

 ?? FOTO: TOM WELLER ?? Kein Halten mehr: Pellegrino Matarazzo (von links) Sasa Kalajdzic und Tiago Tomás bejubeln den Last-Minute-Klassenerh­alt.
FOTO: TOM WELLER Kein Halten mehr: Pellegrino Matarazzo (von links) Sasa Kalajdzic und Tiago Tomás bejubeln den Last-Minute-Klassenerh­alt.
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FOTO: TOM WELLER/DPA Die Erlösung: Wataru Endo trifft in der Nachspielz­eit zum 2:1-Sieg.

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