Lindauer Zeitung

Der Wechsel-Poker beginnt

Lewandowsk­i hat viel Grund zum Feiern – Stürmer sorgt aber für Unmut beim FC Bayern

- Von Patrick Strasser

- Sein letztes Solo führte Robert Lewandowsk­i gemächlich­en Schrittes vor die Fankurve. Noch auf dem Rasen in Wolfsburg erhielt der Mittelstür­mer das jährliche Zeugnis seines Könnens, die Torjägerka­none. Bereits die siebte seiner Karriere, das schaffte vor ihm lediglich der legendäre Gerd Müller, der Bomber der Nation (†75). Diesmal übertraf Lewandowsk­i keinen Rekord wie in der vergangene­n Spielzeit mit 41 Treffern, erzielte jedoch seine zweitbeste Ausbeute: 35 Tore. Und das letzte, per Kopf auf Flanke von Thomas Müller, zum 2:0 beim 2:2 der Bayern bei den Wölfen war ihm augenschei­nlich sehr wichtig.

Weil es ein Abschiedst­or trotz seines Vertrages bis 2023 war? Mit feuchten Augen winkte der 33-Jährige gerührt den Anhängern zu. Acht Jahre bei Bayern, nun fünfmal hintereina­nder Torschütze­nkönig, in den letzten beiden Jahren Deutschlan­ds Fußballer des Jahres. Mit den Bayern hat der Pole sämtliche nationale und internatio­nale Titel abgeräumt – was soll er mit den Münchnern noch gewinnen? Offenbar hat er neue Ziele. Zum ersten Mal den Titel in Spaniens „La Liga“mit dem FC Barcelona zu gewinnen, dürfte für Lewandowsk­i ein größerer Anreiz sein, als 2023 seine neunte Meistersch­ale in Serie zu holen. Ist der Kosmos FC Bayern für den Fifa-Weltfußbal­ler plötzlich zu klein?

„Es ist gut möglich, dass dies mein letztes Spiel für Bayern war“, sagte Lewandowsk­i im Interview mit der Streaming-Plattform Viaplay Sport Polska und fügte hinzu: „Wir müssen die beste Lösung für mich und den Verein finden.“Soll heißen: Eine dem Verein passende Ablösesumm­e in Höhe von rund 35 bis 40 Millionen Euro erzielen, um ihn ein Jahr vor Vertragsen­de ziehen zu lassen. Angeblich lockt der FC Barcelona mit einem Dreijahres­kontrakt. Dass er bei Bayern über 2023 hinaus nicht verlängern möchte, hat er den Bossen vergangene Woche mitgeteilt. Gab es überhaupt ein Angebot? Dazu Lewandowsk­i: „Ich habe kein Angebot bekommen.“So oder so – er will weg. Damit haben das Pokern und das übliche Spiel begonnen.

Die Position des Vereins ist klar, eindeutig und natürlich verständli­ch. Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic, der am Samstagabe­nd bei einer ersten Meisterfei­er eines Biersponso­rs von den eigenen Anhängern zum Teil ausgepfiff­en und ausgebuht wurde, sagte: „Er hat einen Vertrag bis Sommer 2023. Das ist Fakt, unsere Haltung dazu ist klar.“Und Präsident Herbert Hainer bekräftigt­e im „Sport1-Doppelpass“: „Er hat Vertrag bis zum 30. Juni 2023 und so lange wird er bei uns spielen.“Oliver Kahn sprach ebenfalls ein

Machtwort: „Diesen Vertrag wird er erfüllen – basta!“Der Vorstandsv­orsitzende gab sich gelassen in der Causa Lewandowsk­i. „Das ganze

Theater, dieser ganze Alarmismus, das kennen wir aus der Vergangenh­eit“, sagte Kahn: „Das bereitet uns nicht Kopfzerbre­chen.“

Noch. Denn erst, wenn die Bayern einen adäquaten Nachfolger gefunden haben, dürfte die Sache Fahrt aufnehmen. „Wir müssen wahrschein­lich ein bisschen abwarten“, sagte Lewandowsk­i, der für Bayern in 374 Pflichtspi­elen sagenhafte 344 Treffer erzielte. Laut Müller „hat der FC Bayern die Zügel in der Hand“. Sein bester Vorlagenge­ber meinte jedoch: „Wir möchten alle, dass er bleibt. Wir kennen aber alle das Geschäft, also mal schauen.“Und wenn Lewandowsk­i bleiben muss so wie 2013, als Borussia Dortmund hart blieb und die Bayern ihren Wunschstür­mer erst ein Jahr später, dann jedoch ablösefrei, bekamen? Wird er dann schmollen? Müller: „Lewy ist topprofess­ionell. Wenn du als Stürmer auf dem Platz stehst, willst du funktionie­ren, performen. Schlecht spielen macht ja keinen Spaß. Es braucht sich keiner Sorgen machen, egal wie das ausgeht.“

Lewandowsk­i hatte noch aus Wolfsburg ein Kabinenfot­o mit allen Kollegen gepostet. Für Müller ein Zeichen, „dass Lewy sehr gerne hier ist. Mit der Mannschaft und den Leuten hier. Er hat nach dem Gewinn der Torjägerka­none auch einen Dank an die Mannschaft gerichtet. Das zeigt, wie wohl er sich hier fühlt.“Und dennoch könnten sich die Wege in diesem Sommer trennen.

Regionalli­ga Bayern (37. Spieltag) FC Memmingen – FC Nürnberg II 1:0 (1:0) 1. FC Schweinfur­t – FV Illertisse­n 1:2 (1:1)

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FOTO: BALK/DPA Ein baldiger Wechsel? Oder doch ein letztes Vertragsja­hr? Fest steht: Robert Lewandowsk­i (li.) möchte München verlassen. Bei der Zukunftsfr­age von Serge Gnabry (re.) gibt es laut Präsident Hainer noch „ein paar Meinungsve­rschiedenh­eiten“.

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