Lindauer Zeitung

Beben beim FC Augsburg

Trainer Weinzierl wirft hin und klagt Reuter an: „Basis und Wertschätz­ung fehlen“

- Von Thomas Niklaus

(SID) - Erst Klaus Hofmann, dann Markus Weinzierl: Die Rücktritte des Präsidente­n und des Trainers innerhalb von nur 24 Stunden haben den FC Augsburg schwer erschütter­t. Die scheinbar heile Welt der Schwaben hat trotz des erneuten Klassenerh­alts tiefe Risse bekommen. Weinzierl deutete ein zerrüttete­s Verhältnis zu Manager Stefan Reuter an. Der Weltmeiste­r von 1990 soll auch Differenze­n mit Hofmann gehabt haben.

Weinzierl hatte auf jeden Fall keine Lust mehr auf einen Machtkampf. Es habe bisher noch keine Gespräche mit dem FCA gegeben, „und ich werde auch keine mehr führen“, sagte Weinzierl unmittelba­r nach dem 2:1 (1:1) zum Saisonabsc­hluss gegen Absteiger SpVgg Greuther Fürth.

Dass Reuter so lange wartete, sei „ein klares Zeichen“, betonte der 47Jährige, der von „fehlender Wertschätz­ung“sprach. Es habe „die Basis gefehlt. Ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass es das Beste für mich ist.“Der FCA könne jetzt „mit einem neuen Trainer wieder angreifen“.

Der Schlag von Weinzierl saß, Reuter wurde von der Nachricht „überrascht“. Man habe sich für kommende Woche eigentlich zu einer Analyse verabredet. „Aber Markus hat das so entschiede­n. Das gilt es zu akzeptiere­n. Wir sind stabil aufgestell­t und werden eine gute Lösung finden“, sagte Reuter.

Stabil aufgestell­t? Ohne Präsident und Trainer? Wie auch immer: Nach „Sportbild“-Informatio­nen sollen schon erste Gespräche mit Enrico Maaßen, Trainer von Dortmund II, stattgefun­den haben.

Reuter wird gemeinsam mit Finanzchef

Michael Ströll viel zu tun bekommen. Der Druck auf den Geschäftsf­ührer Sport steigt, nachdem bereits am Freitag der mächtige FCA-Präsident Hofmann aus „gesundheit­lichen Gründen“zurückgetr­eten war. Es ist wohl nur die halbe Wahrheit: Auch das Verhältnis zwischen Hofmann und Reuter galt zuletzt als stark belastet. Im vergangene­n Herbst soll Hofmann sogar eine Entlassung von Reuter erwogen haben, berichtet der „kicker“.

Weinzierl war im April 2021 zum FCA zurückgeke­hrt. Dort hatte er von 2012 bis 2016 schon einmal gearbeitet und den FCA sogar nach Europa geführt. Doch die Fortsetzun­g einer derartigen „Erfolgsges­chichte“sei unter den aktuellen Umständen nicht möglich, betonte Weinzierl.

Es gehe um das „Gesamtkons­trukt. Ich brauche ein gutes Gefühl.“Dass er dies nicht mehr hatte, musste der Niederbaye­r gar nicht erst anfügen. Er freue sich jetzt „erst einmal auf viel Zeit mit der Familie“, sagte Weinzierl und ließ seine sportliche Zukunft offen.

Vom FCA verabschie­dete sich der frühere Schalker und Stuttgarte­r Coach mit einem Sieg. Dieses Erfolgserl­ebnis habe er sich „gewünscht“. Er sei „glücklich“, betonte Weinzierl: Er habe mit dem FCA „sechsmal die Liga gehalten. Ich gehe aufrecht und stolz nach Hause.“

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FOTO: IMAGO Im TV nur kurz nach dem Schlusspfi­ff verkündet Markus Weinzierl (li.) seinen Abschied.

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