Neue Wälder braucht das Land
Landwirtschaftsminister Özdemir will Vorgaben für Forstwirtschaft ändern
- Zum Schutz und Erhalt der Wälder soll das Bundeswaldgesetz angepasst werden. Das sagte Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) am Montag nach Beratungen mit seinen Länderkollegen. Er sei froh, dass es breite Zustimmung gegeben habe. „Wir modernisieren die Bestimmungen, die zum Teil über 40 Jahre alt sind“, so der Grünen-Politiker. Damit solle ein deutschlandweiter Standard für Waldbewirtschaftung geschaffen werden. Mit Sorge beobachte er den Dürremonitor, die Bodenwasserspeicher seien ungewöhnlich leer. „Wälder sind unsere natürliche Klimaanlage“, sagt Özdemir.
Özdemir erkennt eine „breite Zustimmung, dass wir handeln müssen“. Das Bundeswaldgesetz werde angepasst, in enger Abstimmung mit den Ländern. Die Bundesregierung wird „in den nächsten Wochen zusätzliche Leistungen für Waldbesitzer für Klimaschutz und Biodiversität auf den Weg bringen“. Derzeit laufe die Abstimmung mit dem Umweltministerium, noch in diesem Jahr soll das erste Modul an den Start gehen. Sein Ziel sei die nachhaltige Versorgung der Gesellschaft mit Holz, „unser wichtigster nachhaltiger Rohstoff“.
Peter Hauk, Agrarminister in Baden-Württemberg und Sprecher für die CDU-geführten Ressortchefs, nennt den Wald einen „Problemlöser, aber auch Betroffenen des Klimawandels“. Die 200 Millionen Euro, die der Bund in diesem Jahr zur Verfügung stellt, seien ein „Einstieg, aber können nicht das Ende sein.“Hauk betonte, dass das sachgemäße Heizen mit Holz mit modernster Verbrennungstechnologie fester Bestandteil einer Kohlendioxid-neutralen, regionalen Energieversorgung sei. Frischholz aus der Waldpflege, das nicht höherwertig stofflich verwendbar sei, könne als regenerativer Energieträger ein Ersatz für fossile Brennstoffe sein.
Dabei war das vergangene Jahr 2021 ein vergleichsweise gutes für den Wald, da es relativ feucht war. Trotzdem geben auch Experten keine Entwarnung, ganz im Gegenteil. „Die Schad-Dynamik geht weiter“, sagt Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme, im Gespräch. Das betrifft vor allem die Fichte. „Schätzungsweise 300 000 Hektar sind so geschädigt, dass sie komplett wiederbewaldet werden müssen“, sagt Bolte. Doch die Fichte ist nicht die einzige Art, die Probleme hat. Eichen seien am wenigsten betroffen, Kiefern nur in einigen Regionen. „Aber grundsätzlich ist keine Baumart völlig resistent.“
„Waldbäume haben große Nachteile mit der Anpassung an veränderte Gegebenheiten, wir sprechen da über 40 bis 80 Jahre, bis sie zum ersten Mal blühen und sich vermehren“, sagt Matthias Dieter. Er ist Professor und ein Kollege von Bolte, leitet das Thünen-Institut für Waldwirtschaft. Wie kann die Politik die deutschen Wälder besser auf den Klimawandel und drohende Dürreperioden vorbereiten?
Im Kern gibt es zwei Optionen: Auf die in Deutschland beheimateten Baumarten setzen, aber mit einer anderen Herkunft, „also zum Beispiel aus Gegenden, in denen es heute schon trockener ist. Die Buche könnte aus Südosteuropa oder sogar aus Asien kommen“, sagt Dieter. Die Alternative seien andere Baumarten, die besser mit Trockenheit zurechtkommen. „Bei Nadelbäumen ist das schwierig“, gibt der Experte für Waldwirtschaft zu Bedenken. Diese seien sehr wichtig für die Holzwirtschaft und speziell das Bauwesen. Um die Wasserbilanz zu verbessern, könne man mittelalte Kieferbestände verjüngen, sagt Dieter. „Beim Bestand haben wir ansonsten wenig Spielraum.“