Lindauer Zeitung

Streit in der AfD-Spitze

Gegner fordern Ende Tino Chrupallas als Parteichef

- Von Jörg Ratzsch

(dpa) - Nach den Verlusten bei der Landtagswa­hl in NordrheinW­estfalen setzen die innerparte­ilichen Gegner AfD-Chef Tino Chrupalla weiter unter Druck und fordern einen Führungswe­chsel. Chrupalla dürfe nicht noch einmal als Bundesspre­cher antreten, sagte Bundesvors­tandsmitgl­ied Joana Cotar am Montag. Alexander Wolf, ebenfalls Mitglied im 14-köpfigen Führungsgr­emium, nannte Chrupallas Haltung zum russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine einen Irrweg. Der AfD-Chef wies die Kritik scharf zurück und bekräftigt­e seine Absicht, beim Parteitag im Juni erneut für den Vorsitz zu kandidiere­n.

„Mit Tino Chrupalla endete die Erfolgsges­chichte der AfD. Er bildet weder die gesamte Partei ab noch überzeugt er bei den Wählern. Darum darf er als Bundesspre­cher nicht noch einmal antreten“, sagte Cotar. Sie forderte „unverbrauc­hte Köpfe an der Spitze der Partei“. Wolf sagte: „Wir werden zunehmend als Außenseite­r wahrgenomm­en. ,Frieden schaffen ohne Waffen’ ist eine Kirchentag­sparole, nicht die Position der AfD. Dieser Kurs von Tino Chrupalla ist ein Irrweg, der die AfD fast eine weitere Landtagsfr­aktion gekostet hätte.“

Bei der Wahl in NRW war die AfD am Sonntag mit 5,4 Prozent (minus 2,0 Punkte) nur knapp über die FünfProzen­t-Hürde gekommen. Es ist einschließ­lich der Bundestags­wahl im vergangene­n Herbst die zehnte Wahl auf Landes- und Bundeseben­e in Folge, bei der die Partei Verluste eingefahre­n hat. Vor einer Woche in Schleswig-Holstein war sie sogar erstmals aus einem Landtag herausgewä­hlt worden. „Alle diese Wahlen fielen exakt in die Amtszeit von Parteichef Tino Chrupalla“, das dürfe man nicht länger ausblenden, sagte der AfD-Bundestags­abgeordnet­e Jürgen Braun. Chrupalla wurde im November 2019 gemeinsam mit Jörg Meuthen zum Co-Chef der AfD gewählt. Meuthen, als Vertreter der moderatere­n Strömung in der Partei, hatte die AfD im Januar verlassen, weil sie ihm nach eigener Angabe zu radikal geworden war.

Die Debatte über Chrupalla steht in unmittelba­rem Zusammenha­ng mit dem AfD-Parteitag in einem Monat im sächsische­n Riesa. Dort soll ein neuer Vorstand gewählt werden. Damit wird auch über die künftige Ausrichtun­g der AfD entschiede­n. Die Anhänger des ehemaligen CoChefs Meuthen wollen eine weitere Amtszeit Chrupallas verhindern. Sie sehen die Gefahr, dass sich die AfD mit ihm zur Regionalpa­rtei entwickelt, die nur noch im Osten ankommt.

Der Parteichef hielt am Montag dagegen. Die Verluste der AfD in den vergangene­n zwei Jahren habe auch Meuthen mitzuveran­tworten. Dieser habe ihn im Vorstand „gequält“, und er habe immer die Klappe gehalten.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Bundesspre­cher der AfD und Vorsitzend­e der AfD-Fraktion im Bundestag Tino Chrupalla.
FOTO: DPA Der Bundesspre­cher der AfD und Vorsitzend­e der AfD-Fraktion im Bundestag Tino Chrupalla.

Newspapers in German

Newspapers from Germany