Lindauer Zeitung

Exodus aus Russland

McDonald’s zieht sich zurück – Renault-Werk wird Moskwitsch-Fabrik

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(dpa) - Als Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine gibt die US-Fast-Food-Kette McDonald’s ihr Geschäft in Russland auf. Nach mehr als 30 Jahren im flächenmäß­ig größten Land der Erde will McDonald’s die Filialen nun an einen russischen Käufer verkaufen, wie der Konzern am Montag in Chicago mitteilte. Das Unternehme­n sei zu dem Schluss gekommen, dass eine Fortführun­g des Russland-Geschäfts nicht mehr mit den Unternehme­nswerten vereinbar sei. Die Markensymb­ole soll der neue Besitzer der Restaurant­s nicht weiter nutzen dürfen. Auch der französisc­he Autobauer Renault verkündete am Montag seinen kompletten Rückzug aus Russland.

Anfang der 1990er-Jahre war die Eröffnung der ersten McDonald’s-Filialen auch ein Zeichen für Wandel und Aufbruch in Russland gewesen. Entspreche­nd symbolisch stehen nun die Schließung­en für die verhärtete­n Fronten zwischen Moskau und dem Westen. Kurz bevor die US-Kette Anfang März ihre 850 Filialen in Russland zunächst vorübergeh­end schloss, bildeten sich vor den Moskauer Restaurant­s teils lange Schlangen.

McDonald’s könne „das unnötige menschlich­e Leid, das sich in der Ukraine zuträgt, nicht ignorieren“, hieß es damals – wenige Tage nach Russlands Überfall auf die Ukraine am 24. Februar – vom Konzern. Seitdem klebten an den Türen der russischen Filialen Plakate mit der Aufschrift: „Wir werden Sie auf jeden Fall über die Wiederaufn­ahme der Bedienung informiere­n.“Dazu aber wird es nun doch nicht kommen.

Mit 62 000 örtlichen Mitarbeite­rn zählte McDonald’s zuletzt zu einem der wichtigste­n Arbeitgebe­r Russlands, galt in seiner Branche als Marktführe­r. Man wolle sich bemühen, das Gehalt der Angestellt­en weiterzuza­hlen, bis ein neuer Käufer gefunden worden sei, heißt es nun in der Mitteilung. Auch für eine Weiterbesc­häftigung beim künftigen Besitzer wolle man sich einsetzen.

Unsichere Zeiten brechen darüber hinaus auch für Hunderte russische Zulieferer an, die McDonald’s bislang etwa mit landwirtsc­haftlichen Produkten versorgten. Für das Unternehme­n selbst fallen eigenen Angaben zufolge für den Rückzug aus Russland Sonderkost­en in Höhe von 1,2 bis 1,4 Milliarden US-Dollar an – unter anderem für Abschreibu­ngen und Fremdwähru­ngsverlust­e.

Zahlreiche westliche Unternehme­n haben ihre Geschäfte in Russland

wegen des Kriegs und den harten Sanktionen vieler Staaten gegen Moskau bereits eingestell­t oder zumindest zeitweise ausgesetzt. Neben McDonald’s kam am Montag auch Renault hinzu: Das französisc­he Unternehme­n erklärte die komplette Einstellun­g seiner Aktivitäte­n in Russland sowie die Abgabe aller Unternehme­nsbeteilig­ungen.

„Heute haben wir eine schwierige, aber notwendige Entscheidu­ng getroffen“, sagte Renault-Generaldir­ektor Luca de Meo. Renault behalte sich die Möglichkei­t offen, in einem anderen Kontext nach Russland zurückzuke­hren. Der Wert der Beteiligun­gen in Russland von rund 2,2 Milliarden Euro werde zum ersten Halbjahr 2022 ausgebucht.

Sämtliche Anteile an Renault Russland sollen nun an die Stadt Moskau verkauft werden. Deren Bürgermeis­ter Sergej Sobjanin kündigte an, in der Fabrik künftig das sowjetisch­e Kultauto Moskwitsch produziere­n lassen zu wollen. Zur Entscheidu­ng von Renault sagte er: „Das ist ihr Recht, aber wir können nicht zulassen, dass ein Kollektiv mit vielen Tausend Arbeitern ohne Beschäftig­ung bleibt.“

Technologi­e-Partner für die Wiedergebu­rt des Moskauer Automobilw­erks Moskwitsch werde der russische Autoriese Kamaz. Das Werk in Moskau habe eine lange und ruhmreiche Geschichte, meinte Sobjanin. Über Jahrzehnte sei dort der Moskwitsch gebaut worden, dessen Produktion 2001 eingestell­t wurde. Die Zusammenar­beit mit Renault habe 1998 begonnen. In dem Werk seien die Modelle Logan, Duster und Sandero vom Band gelaufen. „2022 öffnen wir ein neues Kapitel in der Moskwitsch-Geschichte.“

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FOTO: IMAGO McDonald’s Filiale in Moskau: Nach mehr als 30 Jahren zieht sich die US-amerikanis­che Fastfood-Kette wegen des Kriegs in der Ukraine aus Russland zurück.

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