Der Vinyl-Bus findet auch in Tettnang seine Fans
Michael Lohrmann fährt mit einem umgebauten US-Schulbus voller Schallplatten durch die Republik
- Vinyl-Bus war in Tettnang. Das ist ein umgebauter Schulbus vollgepackt mit Schallplatten, die zum Verkauf stehen. Doch dahinter steckt noch eine ganze Menge mehr.
Michael Lohrmann hatte die Idee zu diesem Bus, er hat 2015 das in Sammlerkreisen hochgeschätzte Magazin für Schallplattenfreunde namens „MINT“herausgegeben, dessen Erstausgabe schon für das zehnfache des damaligen Preises gehandelt wird. Schnell hat sich dieses Magazin etabliert und ist auf dem damals als Welle interpretierten Vinyl-Hype groß geworden. Aus dem Hype ist mittlerweile eine Entwicklung geworden, ein Ende ist nicht absehbar.
Zwar machen die steigenden Umsätze des Schallplattenverkaufs auch in Deutschland nur einen geringen Teil des Gesamtumsatzes der Musikbranche aus, doch schon vor einigen Jahren passierte weltweit, was nun auch in Deutschland geschehen ist – es wurden mehr Vinyl-Schallplatten verkauft als CD.
Und auch wenn die Streamingdienste einen immer höheren Stellenwert erreichen, so sind es vornehmlich Dienste, die auch hochwertig aufgelöste Musik jenseits der CD-Qualität anbieten, die Erfolge feiern, wie Qobuz, Tidal, Amazon Music oder Apple Music. Doch hat man da zwar einen besseren Klang als bei einer CD und einen unvergleichlich guten Klang im Vergleich zu dem kaum noch relevanten MP3-Format, doch in der Hand hat man eben nichts. Und genau das ist es oft, was Vinyl-Fans und Freunde der Schallplatten schätzen. Davon weiß auch Michael Lohrmann, der seit Jahren mit dem
Bus unterwegs ist, ein Lied zu singen. „Teilweise kommen die Leute hier nur wegen eines Covers“, sagt er und bedient genau einen solchen Menschen. Ihm kommt es auf Cover an und „wenn die Platte mal knistert, dann gehört das dazu“, sagt der auch als DJ arbeitende Schallplattenliebhaber. Wer Schallplatten liebt, hat einen Tick, darüber sind sich die Leute, die hier zum Stöbern und Kaufen kommen, einig. Wer sie sammelt tut Gutes für sich und sein Wohlbefinden und findet im VinylBus immer etwas, was er oder sie unbedingt braucht.
Mit von der Partie ist auch Jochen Keller, der vor einiger Zeit bei Michael Lohrmann angefangen hat, mitzuhelfen. Er wäscht die Platten, die in den Verkauf kommen und begleitet Michael auf vielen Touren. Die beiden steuern den Bus jetzt noch zu zwei Stationen in Süddeutschland, einem Landstrich, in dem dieses Kult-Fahrzeug erstmals auftauchte. Danach geht es bis Ende Juni noch durch Nordrhein-Westfalen und ab Herbst dann nach Norddeutschland. Das hat seine Gründe. Dabei ist ein rollender Schallplattenladen in einer Region wie dieser, in der es kaum noch solche Geschäfte gibt, eine Wohltat für die Sammler.
Michael Lohrmann hat den Bus hochqualitativ und mit Alarmanlage ausgestattet und ausgebaut, doch der Motor schluckt nun einmal seine Dieselmengen. Da macht eine große Reise aus ökonischer Sicht wenig Sinn. Michael Lohrmann ist in dieser Beziehung Idealist. Er macht vieles, weil es eben um die Schallplatte geht und er ist gerne mit dem Bus unterwegs. Wenn es in den Zeitplan hineinpasst, wird er auch im kommenden Frühjahr wieder an den Bodensee kommen. Die Vinyl-Fans hierzulande würden sich freuen, auch wenn der Standort dann entweder Ravensburg, Lindau oder Friedrichshafen sein könnte. Den Tipp gaben die meisten Kunden.