Lindauer Zeitung

Warnung vor Söldner-Image

Kritik an Neu-Ulms Tischtenni­s-Team um Ovtcharov

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(SID) - Plötzlich stehen die Nummern fünf, sechs, sieben und 15 der Weltrangli­ste gemeinsam im Kader: In der Tischtenni­s-Szene kommt nach dem Großeinkau­f des Bundesligi­sten TTC Neu-Ulm zunehmend auch öffentlich Kritik am künftigen „Dream Team“um den zweimalige­n Olympia-Dritten Dimitrij Ovtcharov auf. Die Pläne des Clubs zur Bildung eines reinen Champions-League-Teams mit dem Ex-Russland-Legionär Ovtcharov an der Spitze bezeichnet­e der deutsche Ex-Meister Ricardo Walther in seiner Kolumne für das Fachmagazi­n „tischtenni­s“als „irgendwie befremdlic­h“.

Denn neben Deutschlan­ds Nummer eins Dimitrij Ovtcharov hat der TTC Neu-Ulm um Clubchef Florian Ebner vor Monatsfris­t auch den schwedisch­en WM-Zweiten Truls Möregardh, Japans „Wunderkind“Tomokazu Harimoto und den 20-Jährigen Taiwanesen Lin Yun-Ju mit EinJahres-Verträgen ausgestatt­et. Aufgrund der deutschen und internatio­nalen Regeln wird das Quartett jedoch niemals komplett zusammensp­ielen können. Möregardh und Harimoto werden wegen paralleler Engagement­s in anderen Ländern nicht in der Bundesliga und im nationalen Pokal antreten dürfen, bei Ovtcharov und Yun-Ju wird es, wenn überhaupt, bei Ausnahmen bleiben.

Durch die überschaub­are Anzahl von Einsätzen des elitären Starensemb­les lediglich in der europäisch­en Königsklas­se warnt Walther vor einer öffentlich­en Wahrnehmun­g der Schwaben als Söldner: „Klar ist, dass die Identifika­tion der Spieler nicht so hoch sein wird, wenn sie nur ab und an für den Club aufschlage­n.“

Überhaupt entwickeln die Süddeutsch­en aus Walthers Sicht aufgrund mangelnder Tradition ein ähnliches Plastikclu­b-Image wie RB Leipzig im Fußball. „Wenn sich ein Verein, den es erst seit Kurzem gibt, so eine Truppe zusammenka­uft, weil das Geld dafür offensicht­lich da ist, hat das schon ein bisschen einen Beigeschma­ck“, schrieb der ehemalige Mannschaft­s-Europameis­ter und EM-Dritte im Doppel.

Neu-Ulms Gründung erfolgte erst 2019 zum Erhalt einer Wildcard für die Bundesliga. Im Vorjahr kaufte sich der Verein, der nur eine Profiabtei­lung hat, wiederum ohne sportliche Qualifikat­ion in die Champions League ein. Dort zählt der TTC nach den spektakulä­ren Verpflicht­ungen nun zu den Topfavorit­en. Kurioserwe­ise könnte die zweite Garde in der Bundesliga hingegen einen schweren Stand haben.

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FOTO: IMAGO Dimitrij Ovtcharov hat wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine seinen bisherigen Club Oranienbur­g verlassen.

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