Bald turnen wieder Kinder in der Halle
Landratsamt löst Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine in Heimenkirch auf
- Im neuen Schuljahr werden wieder Grundschulkinder und Sportgruppen die Doppelturnhalle in Heimenkirch nutzen. Darüber hat das Landratsamt Lindau den Heimenkircher Bürgermeister Markus Reichart am Mittwochnachmittag per E-Mail informiert. Vorangegangen war ein längerer Mailwechsel zwischen Reichart und der Behörde.
Seit zwei Monaten dient die Schulturnhalle Heimenkirch als Notunterkunft für Menschen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat Ukraine geflohen sind. Der Krisenstab des Landratsamts hatte eine entsprechende Anfrage gestellt, weil Heimenkirch zentral im Landkreis liegt und weil die nötige Infrastruktur samt Einkaufsmöglichkeiten vorhanden ist. Ein Netz von ehrenamtlichen Helfern unterstützt seither hauptamtliche Kräfte von Rotem Kreuz und der Firma Allgäu Medical bei der Betreuung der Menschen, die hier für wenige Tage – so ist es gedacht – oder etwas länger untergebracht sind.
Auch die Erstaufnahme der Geflüchteten nahm das Landratsamt in den vergangenen Wochen in der Doppelturnhalle vor. Eigentlich sind dafür die bayerischen Ankerzentren zuständig, erklärt das Landratsamt. Von dort würden die Menschen dann nach dem Königsteiner Schlüssel in die Landkreise verteilt. „Das entspricht den regulären Strukturen“, sagt Pressesprecherin Sibylle Ehreiser. Aufgrund der vielen Geflüchteten habe dieses System zu Beginn des Krieges in der Ukraine aber nicht mehr aufrechterhalten werden können. In den vergangenen Wochen dagegen seien zwar noch Flüchtlinge im Landkreis angekommen, aber nicht mehr in so großer Zahl.
Bürgermeister Reichart wollte eigentlich schon in der Gemeinderatssitzung am Montag darüber informieren, wie es mit der Halle weitergehen soll. Darum hatte er per Mail bei Landrat Elmar Stegmann nach den perspektivischen Plänen nachgefragt. Zwar hatten umliegende Gemeinden Heimenkircher Sportgruppen ihre Sportstätten als Ausweichquartiere angeboten, und die Schulklassen hatten nach Möglichkeit im Freien Sport getrieben. Für Bürgermeister Reichart war aber klar: „Langfristig kann es keine Lösung sein, eine Schul- und Vereinsturnhalle zur Unterbringung von Geflüchteten zu nutzen. Diese Gebäude spielen für das gesellschaftliche Leben in den Gemeinden eine wichtige Rolle.“
Eine „verbindliche Äußerung, was der Plan ist“, wie er sie vom Landratsamt erwartete, erhielt Reichart vor der Gemeinderatssitzung nicht mehr. Die Behörde verwies darauf, dass die Entwicklungen nicht absehbar seien.
Zwei Tage später erklärte das Landratsamt, man werde zum 31. Juli den Betrieb der Flüchtlingsunterkunft in Heimenkirch einstellen und für Alternativkapazitäten sorgen. Auf Anfrage unserer Redaktion konkretisiert die Pressestelle, am ehemaligen Zeltplatz in Sauters seien Plätze geschaffen worden für den Fall, dass die Landkreise noch über den 31. Juli hinaus Notunterkünfte betreiben müssen.
Markus Reichart hält diese Perspektive für gut. Seiner Meinung nach, die er auch vor dem Gemeinderat ausgeführt hat, ist davon auszugehen, „dass die Menschen aus der Ukraine in Vielzahl und dauerhaft vertrieben werden sollen und wir erst am Anfang eines langen Prozesses stehen“. Massenmigration werde eines der beherrschenden Themen der kommenden Jahrzehnte, sagt Reichart. Darauf gelte es sich vorzubereiten. „Wir Landkreisgemeinden stehen dem Landkreis bei dieser Herausforderung selbstverständlich zur Seite“, sagt Reichart und verweist auf Gemeindeangestellte und viele Ehrenamtliche in Heimenkirch, die seit Wochen rund um die Notunterkunft verschiedene Aufgaben erledigen. „Wenn es gute Gründe dafür gibt, bin ich auch bereit, dafür hinzustehen, wenn der Landkreis die Schulturnhalle für einen längeren Zeitraum benötigen würde.“