Affenpocken breiten sich weiter aus
Neue Fälle in Deutschland – WHO fordert Sofortmaßnahmen – Keine Pandemie
(dpa) - Die Zahl der Affenpocken-Nachweise wird in nächster Zeit weiter steigen. Damit rechnen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere Experten. Um die Ausbreitung zu stoppen, sei es „dringend notwendig“, das Bewusstsein für die Virenerkrankung zu erhöhen, hieß es am Wochenende von der WHO in Genf. Außerdem müssten Fälle umfassend ausfindig gemacht und isoliert sowie Ansteckungswege rückverfolgt werden. Die WHO arbeitet nach eigenen Angaben an Leitlinien, um die Ausbreitung einzudämmen. Für die Allgemeinheit
sehen Experten dennoch keinen Grund zur Besorgnis. In Deutschland sind inzwischen drei Fälle der Viruserkrankung bestätigt, einer in München und zwei in Berlin. Die WHO berichtet mit Stand Samstag von rund 90 bestätigten Infektionen und 30 Verdachtsfällen in Ländern, in denen das in West- und Zentralafrika heimische Virus normalerweise nicht auftritt.
Die Infektionen seien atypisch, weil die meisten Betroffenen zuvor nicht in diese Länder gereist seien. Dass die Fälle über Europa verteilt festgestellt werden, lege nahe, dass das Virus schon eine Weile weitergegeben werde. In Europa wurden bisher unter anderem Fälle gemeldet aus Spanien, Großbritannien, Frankreich, Italien oder der Schweiz.
„Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten“, sagte der Virologe Gerd Sutter von der LudwigMaximilians-Universität München. Affenpockenviren seien andere Erreger als die Auslöser der Menschenpocken.
Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und
Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Übertragen wird das Erregervirus vor allem über direkten Kontakt oder Kontakt zu kontaminierten Materialien.
In der EU gibt es keine speziell gegen Affenpocken zugelassene Impfung. Historischen Daten zufolge schützt aber eine Pockenimpfung gut vor Affenpocken – und das wohl lebenslang. Ältere Menschen, die die Impfung noch bekommen haben, dürften also auch vor den Affenpocken geschützt sein.