Lindauer Zeitung

Ukraine verlängert Kriegsrech­t um 90 Tage

Selenskyj appelliert an die Moral der eigenen Truppen – Schwere Gefechte im Osten des Landes

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(dpa) - Die Ukraine hat das seit Ende Februar geltende Kriegsrech­t um weitere 90 Tage verlängert. Das Parlament in Kiew stimmte angesichts des russischen Angriffskr­iegs auch für eine Verlängeru­ng der Generalmob­ilmachung bis zum 23. August, wie mehrere Abgeordnet­e am Sonntag im Nachrichte­ndienst Telegram schrieben. Einen Tag später, am 24. August, feiert die Ukraine traditione­ll ihren Unabhängig­keitstag.

Das Kriegsrech­t gibt dem Militär erweiterte Rechte und schränkt bürgerlich­e Freiheiten wie das Demonstrat­ionsrecht ein. Die Dauer des Kriegszust­ands sehen viele Experten als einen Indikator dafür, für wie lange sich Kiew derzeit noch auf mögliche Kämpfe einstellt.

Der entspreche­nde Gesetzesen­twurf war bereits in der vergangene­n Woche auf Vorschlag des ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj veröffentl­icht worden. Selenskyj hat den Kriegszust­and erstmals am 24. Februar, einige Stunden nach Russlands Angriff, verhängen und anschließe­nd zweimal um jeweils 30 Tage verlängern lassen. Die Generalmob­ilmachung hingegen galt sofort für 90 Tage.

Der ukrainisch­e Präsidente­nberater Oleksiy Arestowyts­ch rechtferti­gte die dieses Mal verhältnis­mäßig langfristi­ge Ausdehnung des Kriegsrech­ts schon am vergangene­n Mittwoch: Der von Russland begonnene Krieg werde bis in den Herbst dauern, sagte er. Man mache der ukrainisch­en Bevölkerun­g nur falsche Hoffnung, wenn das Kriegsrech­t wie bisher immer nur um 30 Tage verlängert werde. Im Krieg sei eine ehrliche Kommunikat­ion mit der Gesellscha­ft notwendig, meinte der Berater, der sich vor allem zu Militärfra­gen äußert.

Die Ukraine befürchtet nach dem Fall der strategisc­h wichtigen Hafenstadt Mariupol massive neue russische Angriffe in anderen Teilen des Landes. Im Osten gab es am Sonntag schwere Gefechte. Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnet­e die Lage im Gebiet Donbass als „äußerst schwierig“. Zugleich forderte er vom Westen noch strengere Sanktionen gegen Moskau.

Selenskyj appelliert­e an die Moral der eigenen Truppen. Jeder Tag, an dem Russlands Pläne durchkreuz­t würden, sei ein Beitrag auf dem Weg zum Sieg. Vermutet wird, dass russische Soldaten, die bislang in Mariupol gebunden waren, nun anderswo einsetzt werden.

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FOTO: UKRAINE PRESIDENCY/DPA Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine.

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